Ketsch. Wenn Lucas (11) im Ministrantenplan für den Gottesdienst eingeteilt ist, dann ist die Vorfreude groß. Und wenn dann auch noch das Evangelium seines Namensvetters Lukas angekündigt wird, zieht sich ein großes Lächeln über das Gesicht des fröhlichen Jungen aus Ketsch.
Nachdem Lucas vor elf Jahren als Extrem-Frühgeborenes zur Welt kam, kämpfte er sich mutig ins Leben und ist seither in manchen Bereichen gehandicapt. In der Martinsschule in Ladenburg fühlt er sich wohl, wird dort mit viel Engagement gefördert und natürlich suchen seine Eltern, Nathalie und Heiko Wunderling, auch außerhalb des Schulalltages nach Gruppen oder Hobbys, an denen Lucas teilhaben kann.
Dabei spielen vor allem Lucas Wünsche eine Rolle, denn der aufgeweckte und feinfühlige Junge hat eine ausgeprägte Gabe zu spüren, ob er willkommen ist und sich dadurch wohlfühlt. An der Ministrantengruppe zeigte er schon früh Interesse. „Lucas hat uns bald mitgeteilt, dass er gerne beim Gottesdienst vorne beim Altar sitzen möchte, also bei den Ministranten. Als er schließlich zur Kommunion ging hat sich sein Wunsch erfüllt. Er ist nun Teil der Ministrantengruppe hier in Ketsch“, erklärt Heiko Wunderling,
Inklusion bei den Ministranten Ketsch: Ganz selbstverständlich dabei
Er ist der Diakon der Seelsorgeeinheit und Vater von Lucas und dessen jüngerem Bruder Christopher. Die Ministranten sind eine Gruppe von rund 20 Mädchen und Jungen, ab dem Kommunionalter bis hin zu jungen Erwachsenen. Die Minis, wie sie sich selbst gerne nennen, treffen sich einmal im Monat samstags.
Dann wird gespielt, gebastelt und ab und an werden kleine Ausflüge unternommen. Die Organisation obliegt dabei den älteren Ministranten, wie beispielsweise Janika Reuter, die mit 23 Jahren schon viel Erfahrung mitbringt. „Ich bin seit meiner Kommunion mit dabei und seit 2015 eine der Gruppenleiterinnen. Hier ist wirklich jeder herzlich willkommen und wir haben unglaublich viel Spaß miteinander. Es ist ein uneingeschränktes Miteinander und jeder lernt vom anderen. Jeder findet hier seinen Platz und als Lucas zu uns kam, haben wir uns alle sehr gefreut. Er macht alles so gut mit wie er kann, bei den Gottesdiensteinsätzen hat er seine Aufgaben und wird gerne unterstützt, wir nehmen in im wahrsten Sinne des Wortes einfach mit an die Hand.“, erklärt Janika überzeugt.
„Für Lucas ist es schön Teil dieser Gruppe zu sein. Hier geht es um Gemeinschaft, das Miteinander, Rücksicht, und wenn man möchte, um ein Lernen fürs Leben. Die Jüngeren schauen sich viel von den Älteren ab, man übernimmt Verantwortung und dies mit viel Spaß und ohne Leistungsdruck oder Frustration. Wenn sein jüngerer Bruder Christopher dann im nächsten Jahr dazukommt, ist Lucas dann schon der Erfahrene“, ergänzt Heiko Wunderling, der selbst früher Ministrant war.
Inklusion, so führt er weiter aus, gäbe es in vielen kirchlichen Gruppen in Ketsch. So seien sowohl das Kinderferienprogramm, die Gruppen der Pfadfinder, die Teilnahme an Gottesdiensten oder am Seniorennachmittag für alle möglich. „Wir möchten mit unserer Geschichte Mut machen. Vielleicht gibt es Eltern hier in Ketsch, die ebenso gelebte Inklusion für ihr Kind suchen, welches ganz besondere Bedürfnisse hat. Sicher ist dies etwas, was man ganz individuell betrachten und entscheiden muss, doch wir, meine Frau und ich, stehen hier von Herzen gerne mit unseren Erfahrungen zur Verfügung.“
Inklusion bei den Ministranten Ketsch: Es kann möglich gemacht werden
Vieles sei möglich und kann möglich gemacht werden. „Den Ministranten sind wir sehr dankbar und auch der Gemeinde, die Lucas immer ein sehr gutes Gefühl und ihm auch mal außerhalb des Gottesdienstes für seinen Einsatz positive Rückmeldung gibt. Dies bedeutet ihm und uns sehr viel“, bekräftigt Heiko Wunderling.
„Wir Ministranten würden uns freuen, wenn weitere Kinder und Jugendliche den Weg zu uns finden. Derjenige. der einmal unverbindlich zu einer Gruppenstunde kommen möchte, darf sich gerne im Pfarramt melden“, wirbt Janika Reuter.
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