Ketsch. Über 40 Jahre ist es her, als der Hausnotruf mit dem Frankfurter Innovationspreis der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde, denn damals war der schnelle Draht zur Hilfe eine echte Sensation. Natürlich hat sich die Technik des elektronischen Meldesystems, welches mit einer Notrufzentrale verbunden ist, stetig weiterentwickelt und besonders ältere und pflegebedürftige Menschen profitieren von der Möglichkeit, jeden Tag zu jeder Zeit Hilfe in einer Notlage quasi auf Knopfdruck zu bekommen.
„Mein Nachbar in einem Mehrfamilienhaus stürzte einmal im Bad und konnte sich nicht bemerkbar machen. Erst als das Wasser in die unteren Wohnungen lief, wurde die Situation entdeckt“, erzählt eine Besucherin, die das vom Seniorenbüro der Gemeinde organisierte Infoangebot im Ferdinand-Schmid-Haus gerne nutzte. Hierzu hat die Seniorenbeauftragte Michaela Issler-Kremer als Referenten Volker Köspel eingeladen, der selbst als Disponent bei einem Hausnotrufanbieter arbeitet und neben Hausnotrufsystemen, die angeschaut werden konnten, jede Menge Erfahrung und Wissen zu diesem Thema mitgebracht hat.
Selbstständigkeit erhalten
„Ich informiere Sie heute über die Systeme an sich und dies ist mir wichtig, völlig neutral und anbieterunabhängig, denn mittlerweile gibt es zahlreiche gemeinnützige, kirchlich organisierte und private Anbieter von Hausnotrufsystemen. Alle sind mit Notrufzentralen verbunden, die für die Hilfe organisieren. Von der Information an Personen Ihres Vertrauens, die im Notfall kontaktiert werden, um nach Ihnen zu schauen, bis hin zum Rettungsdienst“, erklärt der Referent.
Er sieht das Hausnotrufsystem geeignet für alle Menschen, die sich ihre Selbstständigkeit erhalten möchten, aber aufgrund von Behinderungen, chronischen Erkrankungen und altersbedingten Erscheinungen möglicherweise in Notlagen kommen können, gerade wenn diese alleine leben oder zeitweise alleine sind.
„Es gibt grundsätzlich derzeit zwei Gerätetypen, was die Basisstation betrifft. Dies ist zum einen ein Standardmodell, welches mit einem Telefonanschluss verbunden ist, der rund 100 Meter Reichweite hat. Zudem gib es mittlerweile mobile Geräte, die eine eigene Sim-Karte haben, über eine kleine mobile Sendestation verfügen, was eine deutschlandweite Erreichbarkeit und eine GPS-Ortung ermöglicht. Bei beiden Systemen ist das Tragen eines wasserdichten Handsenders, in Form eines Armbandes oder Umhängebandes obligatorisch“, informiert Köspel.
Fehlalarm nicht tragisch
Auch, so brauche man keine Befürchtung zu haben, sei es keineswegs tragisch, mal einen Fehlalarm auszulösen, denn die Notrufzentrale kläre dies schnell. „Hilfreich ist, wenn bei der Notrufzentrale Kontaktdaten von Nachbarn oder Angehörigen hinterlegt werden, die im Notfall schnell nachschauen können, aber selbst wenn dies nicht der Fall ist, kommt die Fahrbereitschaft zu Ihnen. Idealerweise ist bei der Notrufzentrale ein Schlüssel hinterlegt, der dort ansonsten sicher in einem Tresor und codiert verwahrt wird“, erklärt Köspel.
Alle Anbieter hätten verschiedene Vertragsmodelle im Angebot, die sich in Basis, Komplett- oder Premiumtarif unterscheiden. So sei beim Basismodell der Aufbau der Station, die Alarmbereitschaft 24/7 , die Organisation von Hilfe und der Geräteservice inkludiert. Weitere Optionen wie beispielsweise Schlüsselhinterlegung bei der Fahrbereitschaft, Tagestaste zur vereinbarten Meldung einmal täglich, der Fallsensor zur Erkennung von Stürzen oder das Rauchmeldesystem seien buchbar oder man wähle einen höheren Tarif, der diese Module enthalte.
Angebote vergleichen
„Je nach Anbieter entstehen unterschiedliche Kosten, sodass es sich empfiehlt, Angebote zu vergleichen. Bereits ab dem ersten Pflegegrad kann man Zuschüsse erhalten, sodass sogar eine Basisversorgung mit einem einfachen Hausnotrufgerät kostenfrei sein kann. Dies ist immer mit der Krankenkasse zu klären“, empfiehlt der Experte.
Auch, so informiert Köpsel weiter, sei es immer lohnenswert sich genau zu informieren, welche Leistungen einem zustehen, gerade bei einem Pflegegrad. „Überhaupt kann ich älteren Menschen nur empfehlen, mit dem Hausarzt über die Beantragung eines Pflegegrades zu sprechen, denn in den meisten Fällen sind die Grundvoraussetzungen da, was viele nicht wissen. Damit verbunden sind dann auch mögliche Leistungen, die den Alltag erleichtern, von kostenlosen Pflegehilfsmittel bis hin zu Wohnumfeldverbesserungen. Außerdem sind Kosten für einen Hausnotruf steuerlich voll abzugsfähig“, weiß Volker Köpsel.
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