Neulußheim. „Schenk uns ein Herz für deine Worte“, so die Worte von Vikarin Joanna Notheis nach der Begrüßung durch Kirchengemeinderat Jonas Ballreich bei ihrer letzten Predigt in der evangelischen Kirche Neulußheim. Ihre dreijährige Zeit des Vikariats in Neulußheim endete mit einem Gottesdienst mit Abendmahl und anschließendem Empfang im Gemeindehaus.
In ihrer Predigt ging sie auf die Worte im 4. Buch Mose ein, in denen das Volks Israel während seiner langen Wüstenwanderung hungrig und frustriert gegen Gott und Mose murrt. „Ein Murren und ein Ärger, der uns allen Menschen im Alltag bekannt ist“, so Notheis. Aber wie ging Gott mit der Beschwerde seines Volkes um? Statt Verständnis und Hilfe und mehrfacher Fürbitte Moses für Vergebung der Sünden des Volkes, schickte er Feuerschlangen. Wen eine hoch aufgerichtete, eherne Schlange biss und er sie ansah, überlebte.
Neulußheimer Vikarin verabschiedet: Die Bedeutung des Murrens und Gottes Umgang damit
Was sagen uns diese Worte. Die Schlange verkörpert das Böse in unserem Leben. Krieg, wo Menschen nach Macht streben, Fehler des Lebens, die an andere ausgelassen werden und Nichtachtung seines Gegenübers. Heil und Erlösung sei der Blick nach oben, Probleme gezielt ins Auge fassen und sich Gott zuwenden. „Murren sei in Ordnung“, so Notheis. „Gott weiß damit umzugehen. Jesus am Kreuz hat uns freigemacht. Wir alle dürfen mit unseren Beschwerden auf Gott zukommen, er schenkt uns sein Heil.“
Nach Gemeindegesang unter dem Orgelspiel von Valerie Schnitzer, Totengedenken, Abendmahl und Abkündigungen durften die zahlreichen Gläubigen noch einmal die Segensworte „Gott, stärke uns mit deinem Geist“ durch Notheis erfahren.
Abschied und Dankbarkeit: Vikarin Notheis verlässt Neulußheim
Es falle ihr schwer, Tschüss zu sagen, so Joanna Notheis. Sie sei in der Gemeinde liebevoll aufgenommen worden und habe gespürt, es ist gut, was ich hier tue. Sie dankte dem Kirchengemeinderat dafür, dass man sie habe mitdenken lassen, den Musikern Gerhard Müller und Valerie Schnitzer, dass sie sich nie Sorgen machen musste, selber zu singen oder zu spielen.
Ihr Dank ging auch an Pfarramtssekretärin Katja Wörth-Fortini, den Engel des Sekretariats. Ihrer Mentorin Tanja Löschmann für die Begeisterung der schulischen Arbeit und Marina Siedler, die die Gottesdienstbesucher stets freundlich begrüßt, mit allem versorgt habe und sie selber auch keine Glocken läuten musste. Was ihr stets Mut und Bestätigung gegeben habe, sei, dass nach jedem Gottesdienst Marina Siedler zwei Daumen hoch nach oben gezeigt habe.
Erinnerungen an eine bereichernde Zeit und pädagogische Meilensteine
Und letztlich Pfarrerin Katharina Treptow-Garben, mit der sie in ihrer Zeit mit Freude so viel lernen durfte und die mit ihr so viel geteilt habe. Nach dem Orgelnachspiel verabschiedete sie sich mit einem tränenden Auge von allen Gläubigen und lud zum Abschiedsumtrunk ins Gemeindehaus ein.
Kirchengemeinderätin Tanja Löschmann blickte als Mentorin auf die Zusammenarbeit in der Schule zurück. Sie habe Joanna Notheis als offen und lebensfroh erlebt, der es stets gelungen sei, Beziehungen zu den Schülern aufzubauen. Sie denke da an die Feedbackhand, die sie eingesetzt hat. Vom kleinen Finger, was kann ich tun, vom Ringfinger, was ist wichtig und auch dem Mittelfinger, was stinkt mir und dem Zeigefinger, was habe ich gelernt. „Danke, dass du den Kindern Gott als Mutmacher und seine Schöpfung nähergebracht hast und Kindern das Beten gelernt hast“, stellte Löschmann fest.
Der Daumen hoch habe gezeigt, dass das den Kindern, auch mit dem Hitlied, super gefallen hat. Theologisch und pädagogisch habe sie mit ihrer Persönlichkeit Verbindung zu Eltern und Kindern geschaffen. Was ihr in Erinnerung bleiben wird, sei das Tauffest am Blausee, ihr Auftritt mit Bart und Hut als Herr Malek und ihr erstes Heiligabend in der Corona-Zeit im strömenden Regen mit unzählig vielen Gläubigen am Alten Bahnhof.
Herzliche Verabschiedung und Wünsche für die Zukunft
„Was ist hängenblieben“, so Kirchengemeinderat Jonas Ballreich. Joanna Notheis habe Impulse gesetzt. Man habe gespürt, dass sie Freude an dem hat, was sie tut, besonders ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Eine Weihnachtskarte zeigte sie bei einer Tauffeier am Blausee, eine gute Zusammenarbeit mit den Horan-Gemeinden war ihr wichtig. „Wir lassen sie mit einem weinenden Auge gehen. Wünschen ihr, dass Sie sich genauso gut wie hier in Bad Rappenau entfalten kann und dazu mit Gottes reichem Segen“, verabschiedete sich Ballreich.
Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"
„Du gehst super vorbereitet in deine eigene Pfarrstelle nach Bad Rappenau“, so Pfarrerin Katharina Treptow-Garben. Ihr Name Joanna lud ein, Aussagen über sie zu treffen, so die Pfarrerin: J für Jugend und ihr offenes Herz, O für Organisationstalent und für Ohrringe, ob das mit einem Talar wohl vereinbar sei. A für Aufnahme von Bedürfnissen der Menschen, N für ihren natürlichen Charme, N wie Netzwerk für das Knüpfen von Gemeinschaft und A wie Ankommen und den Zauber spüren, dass sich Bad Rappenau auf Joanna Notheis freuen darf.
Ohrringe und Turnschuhe
„Vielen Menschen durfte ich hier in Neulußheim begegnen“, so Notheis. Sie danke für die vielen Begegnungen, Erfahrungen und auch für gutes Essen. Es sei einfach gewesen, sich in dieser tollen Gemeinde einzubringen. Prägend für sie sei die Arbeit im beruflichen aber auch im privaten Bereich mit Katharina Treptow-Garben gewesen. Sie habe gezeigt, dass auch Ohrringe und weiße Turnschuhe in der Kirche sein können. Sie habe von Katharina als starke Persönlichkeit gelernt, dass man im Beruf, als Mutter und Ehefrau auch selber Frau bleiben kann.
Sie danke ihr für die vielen Ausbildungsgespräche, sprachlich und rhetorisch zu arbeiten und die viele Zeit, die sie sich für ihre Ausbildung genommen habe. „Du bist als Lehramtspfarrerin mein absolut großes Vorbild. Danke für das Abschiedsgeschenk, Danke an Sie alle“, schloss Notheis.
Beim anschließenden Beisammensein gab es Gelegenheit, Joanna Notheis noch persönlich alles Gute für ihren Neuanfang in Bad Rappenau zu wünschen und sich auch mit ihrer Nachfolgerin Vikarin Johanna Falkenhahn auszutauschen.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/neulussheim_artikel,-neulussheim-abschied-in-neulussheim-vikarin-notheis-verlaesst-mit-traenen-die-gemeinde-_arid,2180001.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/neulussheim.html