Neulußheim. Moderator Eberhard Reuß erwähnt es bei der öffentlichen Kandidatenvorstellung in der Rolf-Heidemann-Halle eher beiläufig – rund 5200 Personen sind in der Gemeinde wahlberechtigt, dürften am Sonntag, 14. April, darüber entscheiden, wer die Nachfolge von Gunther Hoffmann auf dem Rathaussessel antritt. Rund 900 von ihnen wohnten der Vorstellung bei, eine mehr als beachtliche Zahl, die das große Interesse am Wahlgang unterstreicht.
Es waren noch einige mehr als die erwähnten 900 Besucher am Montag in der Halle, Bürgermeister und Gemeinderäte aus der Verwaltungsgemeinschaft bekundeten ihr Interesse – von den 960 im Saal aufgestellten Stühlen blieben nur wenige frei – doch Gunther Hoffmann, der als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses begrüßte, hieß nur eine Person namentlich willkommen – Mäzen Rolf Heidemann, den Namenspatron der Halle.
Jeder Neulußheimer Bürgermeisterkandidat hat 15 Minuten Redezeit
Hoffmann erläuterte das Prozedere des Abends, das sich im Wesentlichen in zwei Punkten bemerkbar machte: Jeder Kandidat hatte 15 Minuten Zeit, sich vorzustellen, danach schloss sich die Fragerunde an. Und die Reihenfolge der Präsentation richtete sich nach dem Eingang der Bewerbungen, sprich der Reihenfolge, wie die Kandidaten auf dem Stimmzettel stehen. Ein Zeitfenster, das die Bewerber überwiegend ausfüllten – der das Ende der Redezeit anzeigende Gong schreckte bei der Vorstellung von Bamberg die Zuhörer noch auf, bei Schroff wurde er schon erwartet. Auch Weirether endete quasi mit dem Glockenschlag. Andelic nutzte seinen Zeitrahmen nicht ganz aus, auf der Uhr verblieben mehr als zwei Minuten und Bischoff hatte nach sieben Minuten gesagt, was zu sagen war.
Gesagt hatten anscheinend alle fünf Bewerber ausreichend viel, sodass sich die Besucher ein Bild von ihnen machen konnten, kaum mehr die Notwendigkeit zum Nachhaken sahen. Lediglich 16 Fragen wurden an die Bewerber gestellt, die meisten an Bamberg, keine direkte an Bischoff – die Frage konnte an einen, mehrere Kandidaten gerichtet werden. Somit wurde das Zeitkontingent, eingeplant waren für die Fragerunde zwei Stunden, nicht erreicht, nach gut einer Stunde meldete sich niemand mehr zu Wort und Moderator Reuß konnte die Veranstaltung um 21.25 Uhr beenden.
In den zweieinhalb Stunden verstanden es die Bewerber, mit ihren Pfunden zu wuchern, sich gut in Szene zu setzen, sodass für viele Besucher klarer geworden sein dürfte, wo sie am Sonntag ihr Kreuz machen. Bemerkenswert – die Kandidaten beschränkten sich auf ihre Person, ihr Programm, auch in der Fragezeit, vermieden jeglichen Kommentar zu ihren Mitbewerbern, was für eine erfreulich sachliche Gesprächsrunde sorgte.
Bürgermeisterwahl in Neulußheim: Kandidatin Ingeborg Bamberg
Als Macherin präsentierte sich Ingeborg Bamberg, die ihren Weg zur Kandidatur als einen gradlinigen beschreibt. Über ihre ehrenamtliche Arbeit habe dieser in den Gemeinderat und nun zur Bewerbung geführt. Wobei, fügte Bamberg hinzu, sie als berufstätige Mutter alle Themen rund um die Erziehung kennengelernt habe, weshalb ihr die Kinderbetreuung besonders am Herzen liege. Es gelte, die Kinder fit fürs Leben zu machen, sprach sie sich für eine gute Schulsozialarbeit aus.
Ihr zweites wichtiges Thema ist der Natur- und Klimaschutz, den sie seit der Gründung der Wählergemeinschaft „Wir für Neulußheim“ (WfN) verstärkt verfolgt. Dreck-weg-Tag oder Pflanzaktionen gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie ihr Einsatz für den Ausbau der Photovoltaik, für den sie in der Gemeinde die Pionierin ist.
Als Bankbetriebswirtin ist der Umgang mit Geld ihr Metier, betont sie und verweist auf zahlreiche finanzierte Projekte, vom Einfamilienhaus bis hin zur Windkraftanlage. Als Bürgermeisterin will sie die positive Energie vor Ort bündeln, die Bürger in viele Agendagruppen einbinden.
Bürgermeisterwahl in Neulußheim: Kandidatin Karin Schroff
Die Erfahrungen des Wahlkampfs hätte sie in ihrem Entschluss, Bürgermeisterin sein zu wollen, bestärkt, betonte Karin Schroff, für die Neulußheim eine Herzensangelegenheit ist, kein Karriereschritt. Die Polizeihauptkommissarin bezeichnet sich als nahbar und bodenständig, belastbar und menschlich, will Bürgermeisterin für alle sein.
Einen Schwerpunkt legt Schroff auf eine moderne Verwaltung mit ansprechender Homepage und einer App, die soziale Kontakte bündelt. Die Förderung des Ehrenamts ist ihr besonders wichtig, der Aufbau eines generationenübergreifenden Netzwerks schwebt ihr vor, beispielsweise Paten-Großeltern.
Und naturgemäß liegt ihr das Thema Sicherheit am Herzen. Prävention ist ihr ein Mittel hierfür, die Ausleuchtung dunkler Ecken ein anderes. Schulweg und Parkraum will sie mit Verkehrslenkungsmaßnahmen entlasten, dem Vandalismus entgegentreten. Schroff stellt ihre Kandidatur unter die Vorzeichen denkbar, machbar und bezahlbar. Fürs erste sei sie zuständig, fürs zweite die Verwaltung und für alles eine solide Haushaltspolitik, die sich fortzuführend gedenkt.
Bürgermeisterwahl in Neulußheim: Kandidat Marko Andelic
Warum er Bürgermeister werden wolle und warum gerade in Neulußheim, werde er immer wieder gefragt, stellte sich Marko Andelic dem Saal vor. Er wolle es, so der Kandidat, weil er mit Menschen Probleme lösen wolle, er will Ideengeber, Möglichmacher und Moderator in Neulußheim sein. Von auswärts kommend könne er dies ohne Scheuklappen und Rücksicht auf Befindlichkeiten. Und Neulußheim wegen der Größe und weil er in der Region bleiben wolle.
Der Verwaltungsjurist aus dem Innenministerium in Rheinland-Pfalz unterstrich seinen fachlichen Hintergrund und seine gute Vernetzung in der Region. Nicht nur beruflich, auch im Ehrenamt kennt Andelic die Kommunalpolitik, in Mannheim war er Bezirksbeirat.
Sein Anliegen ist die Bürgerbeteiligung. Für den demografischen Wandel und den Klimawandel müssten neue Wohnformen gefunden werden, die das Leben im Ort erträglicher machten. Er setzt sich für Begrünung und Photovoltaik ein, will mit der Verwaltungsgemeinschaft an der Nahwärmeversorgung arbeiten und Kinderbetreuung sowie Schulen stärken. Bei der Ganztagsgrundschule gelte es, rechtzeitig die Vereine einzubinden.
Bürgermeisterwahl in Neulußheim: Kandidat Kevin Weirether
Die öffentliche Verwaltung bezeichnet Kevin Weirether als Dienstleister, den es modern zu gestalten gelte. Er bezeichnet sich als bürgernah und heimatverbunden, sei für ein generationengerechtes Wirtschaften, wofür es solide Finanzen brauche, für die er mit Expertise und Weitblick stehe, betonte der Kämmerer der Gemeinde Sandhausen.
Als Vater einer zweijährigen Tochter ist Weirether wichtig, das Angebot der Betreuung zu verbessern ohne die Gebühren weiter in die Höhe zu treiben. Einen Fokus legt er auf die ab 2026 kommende Ganztagsgrundschule, für deren Umsetzung er Eltern, Rat und Vereine einbinden möchte. Weirether fordert ein Parkraumkonzept und eine bessere Überwachung des fließenden Verkehrs, was wiederum zu mehr Aufenthaltsqualität führe. Für die Senioren will er die Nahversorgung stärken und die ärztliche Versorgung sichern.
Grundsätzlich, so Weirether, müsse die interkommunale Zusammenarbeit ausgebaut werden und müsse die Grundsteuer aufkommensneutral umgesetzt werden und gelte es, das Wünschenswerte vom Notwendigen zu unterscheiden.
Bürgermeisterwahl in Neulußheim: Kandidat Sebastian Bischoff
Sebastian Bischoff bezeichnete sich als Junge aus dem Ruhrpott dessen Frau aus Reilingen stammt, weshalb er in die Kurpfalz zurückgekehrt sei, nachdem er unter anderem auf Malta und in München gelebt habe. Bischoff hat BWL studiert und bei einem Konzern gearbeitet. Was durchaus mit dem öffentlichen Dienst vergleichbar sei – entscheidend sei die Frage, wo das Geld herkommt und wofür es ausgegeben werde. Im Ort will er für mehr Abwechslung auf den Spielplätzen sorgen, die Sicherheit der Kinder im Verkehr erhöhen und der Jugend mehr Raum bieten.
16 Fragen wurden aus dem Saal gestellt, die querbeet durch die Gemeinde zielten. Vom Kampf gegen den Klimawandel bis zur Ganztagsgrundschule reichte die Palette. „Wie motivieren sie sich, wie ist ihr Führungsstil“, war eine an alle Kandidaten gemünzte Frage. Als Laissez faire, bezeichnete Bischoff seine Führung und motiviert werde er von dem Gedanken, den Ort noch schöner zu machen. Kooperativ und kommunikativ sei er, ließ Weirether wissen, seine Motivation beziehe er aus den Gesprächen mit den Bürgern. Transparent und inspirierend waren die Stichworte von Andelic, der seine Motivation aus dem Erfolg zieht. Schroff lässt sich von ihrer Heimatverbundenheit motivieren, setzt auf einen kooperativen Führungsstil. Es mache Spaß im Ort unterwegs zu sein, mit Bürgern zu sprechen, sah Bamberg kein Motivationsproblem und hält Enthusiasmus und Neugier für ihre Eigenschaften.
Wie er sich den Wandel der Lußhardtschule vorstelle, wurde Marko Andelic gefragt, für den die Einbindung der Vereine unabdingbar für die Ganztagsschule ist. Wie es mit der Markusschule weitergehe, wurden Bamberg und Weirether gefragt. Eine Erweiterung in der Ortsmitte will Bamberg nicht, Weirether will die Entscheidung mit der Bevölkerung treffen.
Die Fragen der Neulußheimer gehen von Generationswechsel bis zu Digitalisierung
Das örtliche Gewerbe will Bamberg unter anderem dadurch unterstützen, dass sie den Generationswechsel moderiert, antwortete sie auf eine Frage und das Thema Digitalisierung wurde an Schroff und Weirether herangetragen. Die Neulußheim-App und das Modell der Smart-City waren die Antworten von Schroff, Weirether setzt auf das papierlose Rathaus.
Als Lehre aus der Corona-Zeit wollen alle Kandidaten Angebote für Familien ausbauen, für eine verlässliche Betreuung sorgen und dem Vandalismus erteilten alle eine Absage. Die letzte Frage zielte auf den Flächenverbrauch am Beispiel des geplanten Gewerbegebiets. Für Schroff ist die Frage im Rat bereits entschieden, das Gebiet werde kommen, Andelic wollte das Thema grundsätzlich gewichten und Bamberg erst den Bestand pflegen. Für Weirether ist beides, Wohnen und Versiegeln, denk- und machbar.
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