Adieu-Fest (mit Fotostrecke)

Das Josefshaus macht in Oftersheim Platz für neues Leben

Die katholische Kirchengemeinde Gemeinde verabschiedet sich nach fast 120 Jahren vom Gebäude, das einem Neubau weichen muss. Doch trotz des traurigen Anlasses blicken viele Anwesende optimistisch in die Zukunft.

Von 
Stefan Kern
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Die Außenwand wird mit farbigen Kunstwerken verziert. © Ralf Lackner

Oftersheim. Natürlich wurde das Ende des Josefshaus beim Adieu-Fest bedauert. Fast 120 Jahre Geschichte geht auf ein wirklich finales Ende zu. In wenigen Monaten wird das Josefshaus in der Bismarckstraße 3 abgerissen. Aber auch wenn hier viele der Besucher durchaus mit Wehmut zurückschauten, schien doch mehrheitlich Freude auf das Kommende zu herrschen.

Mit dem Abriss des Josefshaus und des Kindergartens St. Kilian, so beispielsweise der früherer Bürgermeister Helmut Baust, werde viel Platz für ein neues Kapitel in der Oftersheimer Ortsgeschichte geschaffen. Eine Sicht, die Pfarrer Uwe Lüttinger teilte. Die Planungen für die Zukunft, da war er sich ganz sicher, werden den Verlust mehr als wett machen.

Josefshaus in Oftershei war für viele ein zweites Zuhause

Dass das Haus mehr als einfach nur ein Gebäude ist, wurde hier schnell klar. Für die Freundinnen Edith Otte und Rita Ehringer ist das Josefshaus voller schöner Erinnerungen. Die schönste, so Ehringer, sei ihre Feier mit 80 Gästen zum 50. Geburtstag. „Mehr Fest geht nicht.“ Auch für Marita Wimmer, Hedwig Gutzki und Gerlinde Eisendick – alle drei von den katholischen Frauen – ist das Josefshaus eine Art zweites Zuhause. „So viel Zeit, so viele schöne Geschichten, so viel schönes Leben.“ Gutzki und Eisendick waren hier schon zu Kindergartenzeiten und erinnern sich noch gut an Schwester Hildebrando.

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Das Josefshaus, so Gabi Heid, die das Adieu-Fest mitorganisierte, sei ohne Frage eine Art kommunales Zentralgestirn. Hier begegneten sich über die vergangenen Jahrzehnte sehr viele Lebenslinien. Und natürlich sehe man den Abriss daher auch mit einem weinenden Auge. Aber jedem Ende wohne auch ein Neuanfang inne. Und dieser Neuanfang bestehe in einem Anbau ans Pfarrhaus, der allen Bedürfnissen der katholischen Gemeinde gerecht werde. Darüber hinaus findet der Kindergarten St. Kilian hier auf dem Gelände ein Zwischen-Zuhause. Geplant ist eine Containerlösung, bis der Kindergartenneubau erledigt ist.

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Es sind Aussichten, die hier auf dem sichtlich fröhlichen Fest alle mit den anstehenden Planungen zu versöhnen schien. Auch wenn es natürlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bis der Anbau fertiggestellt sein wird. Geredet wird von sicher zwei Jahren. Aber, so Heid, „über diese Zeit finden wir alle Unterschlupf“. Unter anderem in den Räumlichkeiten der evangelischen Kirche und dem Verwaltungsgebäude in der Eichendorffstraße.

Adieu-Fest überzeugt in Oftersheim mit Musik und Angeboten für Kinder

Und so geriet das Adieu-Fest zu einem richtig bunten und ausgelassenen Treiben. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Lüttinger übernahm der Chor „Da Capo“ das Zepter auf der Bühne und sorgte gemeinsam mit dem Jugendchor St. Kilian für gute Stimmung. Bis zum frühen Abend mit dem Gottesdienst in der Kirche traten dann noch der Kinderchor, der Kiga-Chor und der Kirchenchor an, die von Anfang bis Ende für sichtlich gute Laune sorgten. Für die Kinder gab es neben farbenfroher Zuckerwatte, Waffeln und Crêpes mit Nutella viel Gelegenheit zum Spielen. Es konnten Freundschaftsbändchen geknüpft und Blumensamenbomben gemacht werden. Sogar eine kleine Sandkiste stand bereit und in einem Bad aus Wasser und kleinen bunten Kunststoffkügelchen konnte nach „kleinen Edelsteinen“ gesucht werden.

Der Gospelchor Da Capo unter der Leitung von Gaby Weissmann gibt einige Stücke zum Besten. © Ralf Lackner

Zu sehen gab es auch einen kurzen Film, der das Josefshaus in all seiner derzeitigen Pracht zeigte. Überall brandeten denn auch Erinnerungen hoch, bei einigen sogar von ersten Küssen. Abgerundet wurde der Festrahmen mit einem wirklich gigantischen Kuchen- und Torten-Buffet sowie einem Grill mit herzhaften Bratwürsten. Noch einmal war das Josefshaus unübersehbar ein fröhlicher Lebens- und Begegnungsmittelpunkt.

Gottesdienst in St. Kilian schließt Adieu-Fest des Josefshauses ab

Im Anschluss an die verschiedenen Chöre unter den Leitungen von Gaby Weissmann („DaCapo“, Jugendchor), Daniela Selzer mit Nike Hess, Pauline Junker, Josefine Junker und Frederik Fortmann (Kindergartenchor) und abschließend Tamara Imbramigowa (Kirchenchor) endete das offizielle Programm im Josefshaus.

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Die verbleibende Zeit bis zum Gottesdienst in der gegenüberliegenden St. Kilians-Kirche, der sowohl unter dem Leitgedanken des Patroziniums als auch dem Ende des Josefshauses zelebriert werden sollte, nutzten Gemeindeglieder zu Gesprächen und einem letzten Rundgang durch das vom Abriss betroffene Gebäude.

Pfarrer Uwe Lüttinger in Oftersheim: Leben ist immer im Wandel

Den Gottesdienst in der gut besuchten Kirche eröffnete Pfarrer Uwe Lüttinger mit den Worten „Adieu Josefshaus unter dem Blick Gottes“. In seinen Ausführungen merkte er an, dass alles im Umbruch sei, was auch in der Heiligen Schrift an vielen Stellen Erwähnung findet. So zeige der „Auszug aus Ägypten“, in dem das Volk Israel 40 Jahre unterwegs war, nur eine von vielen Passagen. Er führte weiter aus, dass das ganze Leben im Wandel und Umstellung begriffen sei und wir durch den Geist Gottes gestärkt werden, damit umzugehen.

Alles muss raus - so lautet die Devise. Gegen Spenden wird fast alles, was tragbar ist, vergeben. © Ralf Lackner

Daniela Selzer vom Gemeindeteam und Pfarrer Uwe Lüttinger zogen schließlich mit Mikrofon bestückt durch die Reihen der christlichen Gemeinde und sammelten Stichworte zum Josefshaus für ein Plakat, welches die Erinnerungen an dieses denkwürdige Haus ausdrücken sollten. Kindergartenbesuch, kirchliche Festlichkeiten, Proberäume für Gruppen und Chöre waren einige Schlagworte, die Gemeindeglieder wehmütig mit dem Abschied vom Josefshaus verbanden.

Die Leitgedanken „Abschied“, „Umbruch“ und „Neubeginn“ dominierten den gesamten Gottesdienst, sowohl in der Predigt, als auch in den Gebeten und so gab Uwe Lüttinger der Gemeinde die hoffnungsvolle Perspektive mit auf den Weg, dass Umbruch nicht gleichzusetzen sei mit Zusammenbruch.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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