Oftersheim. Das Wort Brauchtum legt ja, zumindest scherzhaft betrachtet, nahe, dass man selbiges auch braucht. Vielen jungen Menschen scheint das Konzept jedoch eher fern, was sich auch beim Arbeitskreis „Volkskunde und Brauchtum“ des Oftersheimer Heimat- und Kulturkreises (Huko) zeigt. „Unser Durchschnittsalter liegt schon eher im Bereich von 65 Jahren“, sagt Yvonne Wierer, die besagten Arbeitskreis leitet. Aber selbst ohne große Hoffnung, bald motivierten Nachwuchs zu finden, bleibt sie überzeugt: „Das Brauchtum soll auch in die Öffentlichkeit kommen, denn was man in der verschlossenen Stube macht, bekommt keiner mit.“
Und so versucht sie gemeinsam mit 16 Mitstreiterinnen ihren Arbeitskreis am Leben zu erhalten. Selbst in Zeiten, wo viele Vereine schrumpfen oder sich gar auflösen, ist Wierer zufrieden mit den Ergebnissen. „Wenn wir etwas machen, sind eigentlich immer zehn bis zwölf von uns dabei“, berichtet sie. „Dass mal jemand nicht kann, ist ja selbstverständlich.“
Dabei stehen auf der einen Seite die tatsächlichen Aufgaben des Arbeitskreises, die vor allem im Zusammenhang mit Gemeindefesten stehen. Auf der anderen Seite geht es auch um die für gewöhnlich monatlichen Ausflüge, die die Frauen des Arbeitskreises gemeinsam unternehmen.
Zuletzt stand der Skulpturen-Rundgang „Im Wege stehend VII“ in der Schwetzinger Innenstadt auf dem Programm. „Dafür gab es mehrere Gründe“, erklärt Yvonne Wierer. „In der Gruppe haben viele gesagt, dass man die Tour ja eher nicht alleine ablaufen würde. Zusammen macht das mehr Spaß und ist viel interessanter, da weiß jede Teilnehmerin zu einer anderen Skulptur etwas zu sagen. Außerdem kannten auch manche den Marstall gar nicht so gut. Oft ist einem ja das, was direkt in der eigenen Gegend ist, nicht so richtig bekannt.“
Interesse an Geschichte
Doch freilich sind es nicht nur Kunstobjekte, die die Frauen des Arbeitskreises sich bei ihren Exkursionen anschauen. „Wir waren auch in der Ausstellung ,Krieg und Frieden’ in Heidelberg“, berichtet Wierer. „Geschichtliches interessiert uns.“
Womit die Brücke zu Volkskunde und Brauchtum erfolgreich geschlagen wäre. Denn wie der Name andeutet, kümmert sich der Arbeitskreis um die Erhaltung von Traditionen, sei es im Gemeindemuseum oder an der Kerwe, zu der die Frauen die Schlumpel der „Kerweborscht“ herstellen. „Jede Ortschaft hat ihr Brauchtum“, findet Yvonne Wierer. „Auch wenn es sich manchmal nur in Details unterscheidet.“ Dabei kann es auch zu externen Einflüssen kommen – die Osterkrone, die der Arbeitskreis jedes Jahr fertigt stammt laut Wierer aus dem Fränkischen.
Vor acht Jahren hat sie zunächst kommissarisch die Leitung der Gruppe übernommen, dabei ist sie seit dem Beginn vor 40 Jahren – denn der Huko feiert dieses Jahr Jubiläum. „Man muss schon hinterher sein“, spricht Wierer aus Erfahrung. Von Beginn an sei es ihr auch wichtig gewesen, Berichte von den Aktivitäten des Arbeitskreises an diese Zeitung zu schicken – um darauf aufmerksam zu machen.
In naher Zukunft steht für die Damen die Beteiligung am Tag des Waldes am Sonntag, 10. September, an. Da springen sie mit einem Stand für den Obst- und Gartenbauverein ein. „Dann kommt die Kerwe und direkt danach gehen eigentlich schon die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt los“, so Wierer. Denn bei dem organisiert der Arbeitskreis stets eine kleine Ausstellung – und für die muss man ja erst mal ein Thema finden. Es gibt also ordentlich Programm.
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