Oftersheim. Nach dem großen Abschiedsfest am 6. Juli, das das Oftersheimer Josefshaus noch einmal mit viel Leben erfüllte, ist es nun ganz still geworden in dem langgestreckten Bau in der Bismarckstraße – jedenfalls bis die Abrissbagger anrollen.
Das war in früheren Zeiten ganz anders, vor allem durch den Kindergartenbetrieb, der von ungefähr 1906 bis teilweise 1981 im Erdgeschoss untergebracht war. Gab es dort in den ersten Jahrzehnten noch zwei Räume für die „Kleinkinderschule“, so kam nach der Erweiterung ab 1955 weitere Nutzfläche hinzu, die den vorderen Bereich des Saales vor der Bühne des Gebäudes umfasste. Generell bildete dieser Gemeindesaal, der bis heute in drei Einzelbereiche durch Faltwände teilbar ist, zugleich die Gruppenräume der „Kinnerschul“.
Josefshaus Oftersheim bekam erst 2017 einen Spielplatz für Kinder
Einen Spielplatz im heutigen Sinne gab es auf dem Außengelände hingegen noch nicht, dieser kam erst 1972 mit dem Neubau in der Mozartstraße hinzu.
Doch manchmal gab es dort auch quasi „Sondervorstellungen“: Franziska Wiltz erinnert sich noch gerne daran, wie sie einst zusammen mit Rita Ehringer in den ersten Schuljahren in die „Kinnerschul“ zum Spielen kam. Besonders lustig ging es dann zu, wenn die beiden Mädchen am Toilettenfenster „Kaschberles“ spielten, sehr zum Vergnügen der jungen Zuschauer, die auf Bänkchen draußen im Hof saßen.
Bedingt durch die Doppelnutzung als Kindergarten und Veranstaltungsraum hieß es regelmäßig „Umräumen“, die kleinen Stühlchen und die Spielsachen mussten jedes Mal weggeräumt werden, um entsprechend Platz für die anderweitige Nutzung zu schaffen.
Chorproben, Fasnacht und Co. - die vielfältigen Nutzungen des Oftersheimer Josefshauses
Neben Chorproben und zusätzlichen regelmäßigen Nutzungen der verschiedenen Gruppierungen der Oftersheimer Pfarrgemeinde fanden jedoch auch an den Wochenenden immer wieder Veranstaltungen statt, die den Saal in seiner vollen Größe benötigten. Unter anderem feierten die Fußballer der DJK („Deutsche Jugendkraft“), die 1975 in der SG Oftersheim aufgegangen ist, hier jedes Jahr ihre Fasnacht. Auch mehrere Ortsvereine wählten das Josefshaus gerne als Veranstaltungsstätte.
Und wie viel wurde da selbstverständlich geraucht!? Ausgewiesene Nichtraucherzonen waren noch unbekannt, mit anderen Worten: Nach einer Abendveranstaltung vor allem am Sonntag galt es neben dem Umräumen vor allem: Lüften, lüften, lüften, schließlich sollten die jüngsten Gemeindemitglieder am nächsten Morgen nicht im Nikotinnebel des Vorabends spielen müssen.
Der Kindergartenbetrieb war früher generell nicht so personalintensiv wie heute, weil vor allem die Gruppen weitaus größer waren. Noch um die 1950er Jahre gab es in St. Kilian nur eine „Kindergartentante“ namens Maria Klee-Rauchholz, die von der „Kinnerschulschweschder“ Nevulana unterstützt wurde.
Schwestern waren integraler Bestandteil des Oftersheimer Gemeindelebens
Die Schwesternstation bestand ebenfalls von Anfang an im Josefshaus, wo die Schwestern vom Gengenbacher Mutterhaus im Obergeschoss ihre Wohnungen hatten. Auch sie zogen im Jahr 1972 in den Neubau des Kindergartens St. Kilian in die Mozartstraße um. Die Schwestern waren einst ein fest in das Gemeindeleben integriertes „Team“, das in der Kirche auch seine eigene Bank hatte: Neben der genannten Kindergartenschwester gab es auch die „Nähschulschwester“ und die „Krankenschwester“.
Den älteren Gemeindemitgliedern sind sicher noch Namen wie „Ehrentrudis“, „Gredula“, „Feriola“ und „Renhilde“ in guter Erinnerung. Letztere war vor allem in der Krankenpflege tätig – in jener Zeit suchte man je nach Beschwerden nicht immer gleich den Hausarzt auf, man ging oft „easchd emol zur Schweschder“. Daneben gab es zudem noch den Krankenpflegeverein.
Die Schwester machte durchaus auch Hausbesuche und kurierte so manches Leiden nicht minder professionell wie ein Arzt – allerdings mit oft ungewöhnlichen Methoden, beispielsweise wurde eine Lungenentzündung erfolgreich mit „Senfwickeln“ behandelt.
Die Oftersheimer Niederlassung der Gengenbacher Schwestern – noch in den 1970er Jahren waren sie zeitweise zu viert – bestand noch bis zum Jahr 1988. Danach endete in der Hardtgemeinde ein wichtiges Kapitel der Kirchen- und Sozialgeschichte.
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