Helfer gesucht

Umfrage zum Nahverkehr: Braucht Oftersheim einen Bürgerbus?

Noch bis Mitte Mai befragt die Gemeinde Oftersheim ihre Bürger, ob sie einen innerörtlichen Bürgerbus nutzen würden. Notwendig wären dafür viele ehrenamtliche Fahrer - doch bislang sind die Rückmeldungen eher verhalten.

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Benjamin Jungbluth
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Ein Bürgerbus wie dieser, der in Plankstadt zum Einsatz kommt, könnte künftig auch in Oftersheim fahren. © Widdrat

Oftersheim. Einmal mit dem Bus rundherum durch Oftersheim? Vielleicht ist das künftig möglich, denn die Gemeinde prüft aktuell, ob die Einführung eines innerörtlichen Bürgerbusses möglich ist. Dieser soll den bestehenden Linienverkehr entweder in einem festen Takt oder auf Abruf ergänzen und alle wichtigen Bereiche im Ort abdecken, die bislang nicht öffentlich angebunden sind. Noch bis Mittwoch, 15. Mai, können Einwohner rückmelden, ob sie Interesse an der Nutzung oder auch die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Mithelfen als Fahrer oder Planer haben. Die Formulare gibt es auf der Internetseite der Gemeinde sowie im Rathaus.

Dass eine möglichst hohe Anzahl an Rückmeldungen für das Projekt entscheidend ist, macht Bürgermeister Pascal Seidel im Gespräch mit dieser Zeitung noch einmal deutlich. „Wir haben vereinzelte Anfragen insbesondere von Senioren und aus der Hardtwaldsiedlung zum Anlass genommen, eine grundsätzliche Abfrage zu starten, denn so ein Bürgerbus hätte zwar einige Vorteile, aber er ist eben auch nur eine ,freiwillige Leistung‘ der Kommune. Und da unsere Haushaltssituation bekanntlich derzeit angespannt ist, müsste der Gemeinderat bei entsprechender Nachfrage der Bürgerschaft entscheiden, inwieweit ein solches Projekt finanziell unterstützt werden könnte“, erklärt Seidel.

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Denkbar seien zum Beispiel eine Anschubfinanzierung oder unter Umständen auch ein jährlicher Zuschuss an einen Träger. „Der Bürgerbus an sich müsste - analog zu bereits bestehenden Angeboten in der Region wie in Plankstadt oder Dossenheim - ehrenamtlich über einen Verein organisiert und betrieben werden“, betont Seidel.

Auch der kommunale Klimaschutzmanager Martin Hirning, der das Projekt zusammen mit dem Klimastammtisch der Gemeinde vorantreibt, sieht hier einen entscheidenden Punkt. „So sehr ich die Idee auch begrüße: Ein solcher Betrieb klappt nur, wenn wir etwa 25 Ehrenamtliche finden, die als Fahrer zur Verfügung stehen. Nur so kann die anfallende Arbeit auf genug Schultern verteilt werden“, sagt Hirning.

Klimaschutz und Mobilität in Oftersheim im Fokus

Für ihn liegen die Vorteile eines Bürgerbusses gleichwohl auf der Hand. So könnten künftig insbesondere kleinere Fahrten für Erledigungen reduziert werden. „Gerade die Kurzstrecke mit dem kalten Motor verbraucht nicht nur besonders viel teures Benzin beim eigenen Auto, sondern verursacht auch sehr hohe Abgasbelastungen und schadet dem Klima. Mit einem regelmäßig und im gesamten Ortsgebiet verkehrenden Bus könnte man zum Beispiel einen Einkauf stattdessen viel besser erledigen“, argumentiert der Klimaschutzmanager.

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Um diesen Effekt noch zu verstärken, plädiert Hirning für die Anschaffung eines elektrisch betriebenen Kleinbusses. „Der Bürgerbus wäre ohnehin viel kleiner als ein herkömmlicher Linienbus: Neben dem Fahrer könnten maximal acht Personen mitfahren. Für diese Größe gibt es bereits gut erprobte E-Modelle“, sagt Hirning. Die RNV setze beispielsweise in Mannheim und Heidelberg als Teil ihres „fips“-Projekts solche E-Fahrzeuge in den Stadtteilen und Randgebieten erfolgreich ein. „Allerdings ist bei diesen Modellen die Barrierefreiheit etwas eingeschränkt, weshalb wir das noch genauer prüfen müssten“, schränkt Martin Hirning ein.

Seniorenbetreuung und soziale Teilhabe stärken

Der einfache Einstieg für Fahrgäste wäre beim Bürgerbus nämlich wichtig: Schließlich sei eine der Hauptzielgruppen die ältere Generation. Entsprechend laufen die Planungen für das Projekt im Rathaus zentral bei Ute Walter im Seniorenbüro zusammen. „Wenn die Menschen nicht mehr so beweglich sind, wird der Alltag manchmal schwierig. Dann kann es zu ganz praktischen Problemen beim Einkaufen oder bei Arztbesuchen kommen, aber auch zu sozialer Vereinsamung, weil man kaum noch herumkommt“, erklärt Walter.

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Allerdings biete in Oftersheim bereits die Nachbarschaftshilfe gelebte Unterstützung. „Und viele Ältere werden natürlich gut durch ihre jüngeren Angehörigen versorgt, das funktioniert in kleineren Gemeinden eben noch besser als in den großen Städten“, führt Walter weiter aus. Daher müsse man abwarten, wie groß der Bedarf der Oftersheimer Bevölkerung am Ende tatsächlich sei. „Noch läuft die Abfrage, aber bislang sind die Rückmeldungen leider noch etwas verhalten“, deutet Ute Walter an.

Herausforderungen und Chancen für das Projekt

Und so könnte die Idee doch schon wieder wackeln, kaum dass sie geboren wurde. Bürgermeister Pascal Seidel betont, dass er das Projekt „bei einer entsprechend hohen Nachfrage“ gerne im Gemeinderat thematisieren und diskutieren wolle. „Wir sind aber aufgrund der Gemeindefinanzen derzeit gehalten, wünschenswerte Projekte von zwingend notwendigen Pflichtaufgaben zu trennen“, so Seidel.

Umso wichtiger sie deshalb ein möglichst großes Engagement aus der Bürgerschaft. „In Oftersheim gibt es traditionell viele Menschen, die sich ehrenamtlich für andere Menschen einbringen - in Vereinen, im Bereich des Asylkreises oder in der Seniorenarbeit. Insofern räume ich uns da insgesamt keine schlechten Chancen ein, Ehrenamtliche für ein mögliches Bürgerbus-Projekt zu gewinnen.“

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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