Roland-Seidel-Halle

Unwägbarkeiten bei der Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl in Oftersheim

Am Montagabend steigt die offizielle Kandidatenvorstellung, bei der Jens Geiß und Pascal Seidel unter die Lupe genommen werden können - ob Samuel Speitelsbach anwesend sein wird, ist unklar.

Von 
Joachim Klaehn
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Sie sind am Montag in der Roland-Seidel-Halle dabei: Herausforderer Pascal Seidel (l.) und Bürgermeister Jens Geiß, hier bei der Zulassung der Kandidaten. © Lenhardt

Oftersheim. Es ist alles angerichtet: Für die offizielle Kandidatenvorstellung an diesem Montagabend, 12. September, sind alle wesentlichen Vorkehrungen seitens der Gemeinde rund um die Roland-Seidel-Halle (ehemals Kurpfalzhalle) getroffen worden.

Nichts bleibt dem Zufall überlassen – außer der dritte Kandidat Samuel Speitelsbach (35) wird entgegen seiner Aussage in einem Telefonat mit dieser Zeitung (wir berichteten) doch überraschend aufschlagen und sich den Oftersheimer Bürgern präsentieren.

Samuel Speitelsbach wird wohl nicht erscheinen. © SCHWARZWÄLDER BOTE/CHRISTOPH JÄNSCH

Hat sich Speitelsbach gemeldet? „Nein“, sagt Wahlleiter Jens Volpp auf Nachfrage, „das Wahlamt hatte keinen Kontakt mit Samuel Speitelsbach. Er hat seine Teilnahme an der Bewerbervorstellung weder zugesagt noch abgesagt.“ Sei’s drum: Gewiss ist nur die Ungewissheit. Und die Spielregeln besagen eben im Kommunalwahlrecht sowie in der Gemeindeordnung, dass ein Kandidat – sollte dieser erscheinen, grundsätzlich das Recht darauf hat – an der Bewerbervorstellung teilzunehmen. „Gedanklich müssen wir uns als Veranstalter auf beide Varianten einstellen“, meint Wahlleiter Volpp zu einer der Unwägbarkeiten.

Über den Einsatz von „Security“ möchte der Hauptamtsleiter nicht reden. Doch er umschreibt den vom Gemeinderat abgesegneten Ablaufplan samt möglicher Szenarien sehr geschickt. „Wir haben eine professionelle Veranstaltungssicherung“, so Volpp unmissverständlich.

Unabhängig davon, ob der auswärtige, sonderbare Bewerber und Diplom-Ingenieur Speitelsbach vor Ort ist oder nicht, es ändert nichts an den Rahmenbedingungen und Regularien. Um 18.15 Uhr ist Hallenöffnung, um 19 Uhr geht die Vorstellungsrunde los: Mit Amtsinhaber Jens Geiß (47), der das Losverfahren des Wahlausschusses gewonnen hat, und der als erster für 15 Minuten ans Rednerpult treten wird. Danach folgt Herausforderer Pascal Seidel (39) mit seinem Statement, danach wiederum wäre Samuel Speitelsbach an Position drei dran.

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Bleibt es bei den beiden Oftersheimer Bürgern und Lokalmatadoren, ist nach einer guten halben Stunde Schluss mit diesem Teil. Und die Bürger haben reichlich Gelegenheit, das Mikrofon zu ergreifen und die Bewerber mit angenehmen wie unangenehmen Fragen zu konfrontieren. Da die gesamte Veranstaltung virtuell am Livestream über die Internetseite www.oftersheim.de der Gemeinde verfolgt werden kann, was einer Premiere gleichkommt, müssen sich Fragesteller damit einverstanden erklären, live ins Internet übertragen zu werden.

Moderator von SWR4

Durch das Programm werden zwei Herren bis maximal 22 Uhr führen. Das ist zum einen Ex-Bürgermeister Helmut Baust, der als Veranstaltungsleiter die Begrüßungs- und Schlussworte sprechen und sodann an den professionellen Moderator Alexander Dambach von SWR4 übergeben wird. Dambach (45) stammt aus Aglasterhausen, ist in Mosbach geboren und als Redakteur und Reporter für den SWR4 in Heilbronn tätig. Ein erfahrener Mann, der laut eigener Aussage „den Kontakt zu Menschen“ mag und „Unehrlichkeit“ verabscheut.

Dambach wird an diesem Abend den „Löwenanteil“ bekommen – was als Externer und neutrale Instanz total Sinn macht. Was passiert, wenn es zwischen den Kandidaten zu verbalen Entgleisungen oder gar im Einzelfall zu politisch radikalen Äußerungen käme? Jens Volpp dazu: „Undemokratisches würden wir unterbinden. In einem solchen Fall würden sich Helmut Baust und Alexander Dambach abstimmen und entsprechend handeln.“

Zwischen Geiß und Seidel ist dies unterdessen nicht zu erwarten. Beide kennen sich seit vielen Jahren gut, sowohl der aktuelle Oftersheimer Bürgermeister als auch der Schwetzinger Ordnungsamtsleiter respektieren sich. Sie sind trotz aller Rivalität, unterschiedlicher Annäherung an kommunale Themen sowie berufs- und typusbedingter Parameter – Geiß ist studierter Betriebswirt, ehemaliger Bänker und verschärfter Hobbymusiker, Seidel Verwaltungsexperte und passionierter Sportler (Handball, Tennis und Laufen) – weitgehend fair miteinander umgegangen. Frontalangriffe zählen eher weniger zu ihrem Repertoire. Dass sie beide ihre jeweiligen Stärken und Kompetenzen betonen, liegt in der Natur der Sache. Sie haben sich jeweils schon länger mit ihren Reden beim großen „Showdown“ beschäftigt.

15 Minuten – mit der Stoppuhr

Geiß wird das Geleistete, seine Bürgernähe, den Gemeinschaftsgedanken und den soliden Haushalt der Gemeinde betonen, Seidel hingegen seine Vita, seinen Gestaltungswillen, seine Unterstützung für die knapp 50 Ortsvereine und seine facettenreichen Erfahrungen aus unzähligen Gesprächen hervorheben.

Es wird spannend, im Vergleich die rhetorischen Fähigkeiten der „Platzhirsche“ zu erleben. Ihre Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit, wie sie das Morgen und Übermorgen quer durch alle Generationen zukunftsträchtig umsetzen wollen. Egal wer’s von den beiden wird, ab dem offiziellen Dienstbeginn am 1. November wird der Bürgermeister an seinen Worten vom 12. September, vor allem freilich an konkreten Taten gemessen werden. Jens Volpp hat indes am Montag eine Aufgabe zu erledigen, die man aus dem Team- und Individualsport kennt. Denn der Wahlleiter sitzt auf der Bühne als Zeitnehmer – keine Sekunde mehr als exakt 15 Minuten Sprechzeit sind den Kandidaten für deren jeweilige Charmeoffensive gestattet. „Ich werde versuchen, das professionell und so punktgenau wie nur möglich zu erledigen“, sagt Volpp, der Mann mit der Stoppuhr.

Die Roland-Seidel-Halle, die für die waschechten Oftersheimer nach wie vor Kurpfalzhalle heißt, wird eine Vollbestuhlung anbieten. Die Kapazität liegt bei 600 Plätzen.

Wie rege das Interesse ist, lässt sich ganz schwer einschätzen. „Wir haben erstmals einen Livestream und den ersten Tag nach den Sommerferien“, meint Jens Volpp. Klar ist beim Bürgermeister-Casting 2022: Nur wer Präsenz zeigt, kann Geiß, Seidel und (theoretisch) Speitelsbach einem Härtetest unterziehen sowie die Genannten möglichst genau unter die Lupe nehmen.

Ach ja: Und nur wer fragt, gewinnt. Dafür ist im Ortskern alles organisiert und für das Ringen um die Wählergunst angerichtet.

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