Umwelt

Was den Oftersheimer Golfplatz zu einem kuriosen Naturschutzgebiet macht

Bei einem Rundgang mit dem Grünen-Abgeordneten Dr. Andre Baumann über den Oftersheimer Golfplatz Rheintal zeigen die Organisatoren einen oftmals unterschätzten Aspekt des Areals auf: wertvolle Beiträge für den Umweltschutz.

Von 
Volker Widdrat
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Die Anlage bringt Golfsport und Naturschutz- und Landschafts-schutzgebiet perfekt unter einen Hut. © Widdrat

Oftersheim. Starkregen, Hagel und Sturmböen fegten am Mittwochabend über den Golfplatz Rheintal. Vor dem Spaziergang über das Natur- und Landschaftsschutzgebiet ging es deshalb erst einmal in das Golfrestaurant „Fairway“, wo der Grünen-Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann einige Gäste begrüßte.

Mit am Thema Naturschutz und Golfsport waren der Präsident des Baden-Württembergischen Golfverbandes (BWGV), Otto Leibfritz, Vizepräsident und Landesjugendwart Manfred Kohlhammer, der Vizepräsident und Vorsitzende des Ausschusses Umwelt und Platzpflege beim Deutschen Golfverband (DGV), Dr. Gunther Hardt, Christiane Heck, die Vizepräsidentin des Golfclubs Mannheim-Viernheim und der Geschäftsführer der Gutperle Golf Courses, Steven Pinter. Zur Sommertour von Andre Baumann kamen auch Patrick Alberti und Simone Rehberger von der Grünen-Fraktion im Gemeinderat sowie Katja Rösch vom Umweltamt der Gemeinde Oftersheim auf die Anlage.

Oftersheimer Golfplatz 1958 in Betrieb genommen

Der Golfplatz, der vollständig in einem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet liegt, hat für Baumann eine wichtige Bedeutung mit langer Geschichte. Der ehemalige Nabu-Ortsvorsitzende von Schwetzingen und spätere Landesvorsitzende war an der Entwicklung des Golfplatzes Rheintal beteiligt. Über mehrere Jahre war Baumann auch vom Landratsamt bestellter Naturschutzwart des Natur- und Landschaftsschutzgebiets. Der von der US-amerikanischen Armee erbaute und im Juli 1958 in Betrieb genommene 18-Loch-Golfplatz gehört zu den ältesten Anlagen dieser Art in ganz Baden-Württemberg. Im September 2013 wurde das Areal an den Golfclub Rheintal übergeben, im Mai 2014 wurde der Platz in die Gutperle Golf Courses eingliedert.

Rundgang nach dem großen Regen über den Golfplatz Rheintal. Eingeladen hat der Grünen-Landtags-abgeordnete Dr. Andre Baumann (3. v. l.), der dem Dünenareal schon lange verbunden ist. © Volker Widdrat

Der Golfplatz sei die wohl ungewöhnlichste militärische Konversionsfläche des Landes und das „kurioseste Naturschutzgebiet in Süddeutschland“, sagte Baumann und erinnerte an die schwierige Aufgabe, Golfplatz und Naturschutz unter einen Hut zu bringen: „Am Ende haben wir uns wunderbar geeinigt.“ Die Anlage in den Dünen, die der Golfclub durch Sandmagerrasen im Rough fördert und Grassorten einsetzt, die besonders wenig Wasser brauchen, ist einer der beliebtesten, ganzjährig bespielbaren Golfplätze in Deutschland.

Vorreiterrolle gerecht werden

Von den 101 Golfplätzen des Landes sind mittlerweile 66 Anlagen in das Kooperationsprojekt „Lebensraum Golfplatz - Wir schaffen Artenvielfalt“ integriert, das vom Baden-Württembergischen Golfverband in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Golf Verband und dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg initiiert worden war. Bei der Eröffnung der Gartenschau in Eppingen im Mai vergangenen Jahres waren 32 Golfclubs aus Baden-Württemberg geehrt worden, die Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt umgesetzt haben.

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„Golf ist beim Naturschutz Vorbild unter den Natursportarten“, führte Otto Leibfritz aus. Die vorhandenen Biodiversitätsflächen auf baden-württembergischen Golfanlagen würden immer weiter ausgebaut. Golfer wüssten die Naturlandschaft zu schätzen, auch die Jugend, die von Anfang an wüsste, wie sie mit der Natur umzugehen habe. Er dankte Baumann für die Unterstützung: „Keine andere Sportart macht so viel für die Natur.“

Im März 2018 wurde der Golfplatz Rheintal mit dem „Golf & Natur“-Gold-Zertifikat ausgezeichnet. Davor war es schon Bronze und Silber gewesen. „Die Anlage ist eine Blaupause für eine Kooperation, die bundesweit ausstrahlt“, sagte Baumann.

Golfplatz in Oftersheim 2020 saniert

Nach dem Unwetter waren bei der kleinen Wanderung zwischen den Bunkern über das Fairway und das Grün noch kleine Pfützen zu sehen, die der ergiebige Regen hinterlassen hatte. Der Platz war 2020 umfangreich saniert, sämtliche Bunker waren erneuert und die Fairway-Ränder an vielen Bahnen moduliert worden. Der Golfplatz wurde seit einigen Jahren deutlich aufgewertet. Sattes Grün ist heute zu sehen und ungemähte Flächen mit Blumen. Der Einsatz von Herbiziden ist verboten, auch gedüngt wird nicht. Früher habe man gemeint, Golfer würden die Natur stören. Das sei überhaupt nicht der Fall, meinte Dr. Gunther Hardt. Die Golfanlagen leisteten mit der Umsetzung der Biodiversitätsmaßnahmen wertvolle Beiträge zur Schaffung geschützter Lebensräume für Tier- und Pflanzenwelt, war sich die Runde einig.

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Als Teil des Projekts „Golf & Natur“ verpflichtete sich der Golfclub Rheintal zudem zu einem langfristigen und umfangreichen Qualitätsmanagement-Programm. Alle Auflagen wurden erfüllt. Schon länger gibt es ein Insektenhotel, das unter sachkundiger Beratung von Cindy Baumann vom Nabu - heute ist die Ehefrau von Andre Baumann ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises - eingerichtet und betreut wurde. „Und unsere Greenkeeper machen ebenfalls Naturschutz“, versicherte Pinter. Sogar die seltenen Wildbienen kommen hier vor.

„Wir brauchen uns nicht zu verstecken, wir tun echt etwas für den Naturschutz“, sagte Präsident Leibfritz und warb abschließend lachend für den Golfsport: „Jeder, der sich in der Natur bewegen möchte, sollte es mal mit einer Schnupperstunde versuchen.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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