Großprojekt

Kultur- und Sporthalle in Plankstadt: Innovative Technik für neue Sporthalle

Beim Neubau der Kultur- und Sporthalle wird eine innovative Technik eingesetzt, bei der ein großer Erdsolespeicher die Energieversorgung übernimmt und dadurch eine erhebliche Einsparung bei den Energiekosten sowie eine CO2-Reduzierung ermöglicht. Die Halle wird zu großen Teilen mit selbst erzeugter Energie versorgt.

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Benjamin Jungbluth
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Auf der Baustelle der neuen Kultur- und Sporthalle in Plankstadt geht es in großen Schritten voran: Derzeit erfolgt hier der Anschluss an die Fernwärme (r.). Unter den wachsamen Augen des Kamerasystems, das seit dem Diebstahl des Starkstromkabels überall auf der Baustelle im Einsatz ist. © Benjamin Jungbluth

Plankstadt. Das Plankstadter Großprojekt mit dem Neubau der Kultur- und Sporthalle ist beim komplexen technischen Innenausbau angekommen: Metergroße Lüftungsleitungen werden derzeit an den weitläufigen Holzdecken montiert, die Energieversorgung aufgebaut und überall hängen bündelweise Kabelstränge herum und warten auf ihren weiteren Anschluss.

Eine besonders innovative Technik kommt dabei künftig beim Heizen und Kühlen zum Einsatz: Dank eines rund 3700 Quadratmeter großen Erdsolespeichers unter den einzelnen Hallenteilen kann der gesamte Komplex klimafreundlich und zu großen Teilen mit selbst erzeugter Energie versorgt werden.

Plankstadt

Plankstadt: Kultur- und Sporthalle erhält innovative Technik zum Wärmen und Kühlen

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„Wir speichern quasi im Sommer die Sonnenenergie unter den Hallen, um sie dann im Winter nutzen zu können“, erklärt Dietmar Defièbre, der mit seiner Heidelberger Firma IBV Defièbre - Stefan die Planung der Haustechnik verantwortet. „Auf dem Dach nehmen Photovoltaik-module die Energie der Sonne auf und betreiben die Solewärmepumpen im Keller. Dort wird die erzeugte Wärme dann in speziellen Leitungen gelagert, um sie in der Heizperiode nach und nach zu nutzen.“

Erdsolespeicher und Photovoltaik für klimafreundliche Energie in der neuen Halle in Plankstadt

Da der neue Hallenkomplex einiges an Energie benötigt, mussten auch die Leitungen entsprechend dimensioniert werden – insgesamt wurden rund 32 Kilometer verlegt, um ein entsprechend großes Speichervolumen zu erhalten. Dabei funktioniert die Technik in beide Richtungen: Wenn die Wärme im Frühjahr verbraucht ist, dient der Erdsolespeicher in den folgenden Monaten zur Kühlung der Gebäude. Diese wird durch eine zusätzliche Klimaanlage unterstützt, wobei Verdunstungskälte und für Spitzenzeiten bei Vollbelegung im Sommer ein natürliches Kältemittel genutzt werden.

Im großen Foyer der entstehenden Plankstadter Halle wird derzeit die Belüftungs-anlage installiert. © Benjamin Jungbluth

Von den Vorzügen der komplexen Technik ist Defièbre überzeugt: „Wir sind auf diese innovativen Systeme spezialisiert und haben sie schon bei vielen Projekten in der Region umgesetzt – zum Beispiel bei unserem eigenen Firmensitz in Heidelberg oder beim neuen Profi-camp von Eintracht Frankfurt“, erklärt er mit einigem Stolz.

Innovative Technik spart 16 Tonnen CO2 jährlich

In Plankstadt bedeutet der Einsatz der Technik eine ganz erhebliche Einsparung bei den laufenden Energiekosten: Mehr als 80 Prozent sollen durch die „solarbeladene Geothermie“ abgedeckt werden, was einer jährlichen Kostenreduzierung von rund 50 Prozent und einer CO2-Einsparung von knapp 16 000 Kilogramm entsprechen soll. Die weitere Effizienzsteigerung durch selbst erzeugten Sonnenstrom ist dabei noch gar nicht eingerechnet.

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Diese Zahlen sind natürlich auch für Bürgermeister Nils Drescher wichtig. „Unsere alte Mehrzweckhalle hat bislang für Wärme und Strom etwa 1,1 Millionen Kilowattstunden pro Jahr verbraucht, wobei zum Heizen Erdgas verwendet wurde. Durch den Neubau können wir also in ganz erheblichem Maß in die Zukunft investieren, um Energie und damit auch laufende Kosten zu sparen. Deshalb war der Gemeinderat schnell von dem neuen Versorgungskonzept überzeugt“, erklärt Drescher beim Rundgang über die Baustelle.

Bürgermeister Nils Drescher (l.) und Haustechnikplaner Dietmar Defièbre auf den Rängen der neuen großen Sporthalle, die imposant von Holzdecken überspannt wird. © Benjamin Jungbluth

Fernwärme für Spitzenlasten bei Warmwasserbedarf

Ganz ohne externe Unterstützung kommt der Neubau allerdings nicht aus. Derzeit werden Richtung Supermarktgelände gerade die Fernwärmeanschlüsse verlegt, um die Spitzenlasten abfedern zu können. „Das Problem sind die Duschen“, erläutert Planer Dietmar Defièbre und verweist bei seinen Ausführungen auf die Besonderheiten großer Sporthallen. „Wenn bei Turnieren komplette Mannschaften zeitgleich warmes Wasser benötigen, treibt das den Bedarf kurzfristig enorm in die Höhe. Im Mittel müssen deshalb beim Warmwasser etwa 40 Prozent durch die Fernwärme abgedeckt werden. Beim reinen Heizbedarf liegt der Anteil mit rund 20 Prozent bei nur der Hälfte“, weiß Defièbre.

Herzstück des Heiz- und Kühlsystems: Über diese Leitungen wird die Sonnenenergie unter den Hallen eingelagert. Insgesamt wurden mehr als 32 Kilometer verlegt. © Benjamin Jungbluth

Erdgas spielt hingegen künftig bei der Plankstadter Kultur- und Sporthalle keine gewichtige Rolle mehr. Auch das im zweiten Bauabschnitt geplante Haus der Vereine wird nämlich an die neue Energieversorgung angeschlossen sein. „Das Gas-Zeitalter ist damit für uns bei der Kultur- und Sporthalle endgültig vorbei“, sagt Bürgermeister Nils Drescher.

Mit der Übergabe des Neubaus an die Gemeinde rechnen die Beteiligten weiterhin für die erste Hälfte des kommenden Jahres, und auch die Kosten sollen beim letzten Stand von rund 27 Millionen Euro bleiben. „Wir hatten nach dem spektakulären Diebstahl des Starkstromkabels außerdem keine derartigen Vorfälle mehr auf der Baustelle. Das liegt sicherlich daran, dass wir das Gelände inzwischen rund um die Uhr und komplett mit Video überwachen und im Notfall sofort Alarm geschlagen würde“, betont Bürgermeister Drescher. „Traurig, dass das notwendig ist, aber da mussten wir reagieren.“

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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