Atelierbesuch

Kunstfotograf Volker Jean Rahn aus Oftersheim: Ein Einblick in seine einzigartigen Werke

Das Atelier von Volker Jean Rahn in Oftersheim präsentiert seine jahrelange Leidenschaft für Fotografie. Nun stellt der Künstler im Plankstadter Wasserturm aus und sprich über seine Motivation, seinen Werdegang und seine faszinierenden Reisen nach Kuba.

Von 
Maria Herlo
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Volker Jean Rahn zeigt in seinem Oftersheimer Atelier eines seiner Schwarz-Weiß-Fotos, die er im Plankstadter Wasserturm ausstellt. Ganz ohne Nachbearbeitung und mit viel Akribie hält er außergewöhnliche Momente fest. © Dorothea Lenhardt

Plankstadt/Oftersheim. Den besten Einblick in das Schaffen von Volker Jean Rahn bietet sein Atelier in Oftersheim, das sich im Dachgeschoss seines Hauses befindet. Es spiegelt sein jahrelanges Interesse für die Fotografie wider und ermöglicht uns, mit ihm über seine Motivation, seinen Werdegang und über seine Reisen, insbesondere nach Kuba, zu sprechen, wo er die schönsten Motive für seine Kunst entdeckte.

Überall an den Wänden hängen ältere und jüngere Werke, weitere liegen in Alben oder Gestellen, und dort ist auch seine Dunkelkammer, denn neben digital bearbeitet der Fotograf seine Aufnahmen immer noch analog. „Seit meinem vierten Lebensjahr hantiere ich mit der Kamera, mit 18 Jahren habe ich meinen ersten Schwarz-Weiß-Film entwickelt, mit 25 erstmals ausgestellt“, erinnerte sich Rahn an die Anfänge.

Zur Person: Volker Jean Rahn

  • Volker Jean Rahn ist 1947 in Schwetzingen geboren, in Oftersheim aufgewachsen und hier auch zur Schule gegangen.
  • Nach einer handwerklichen Ausbildung erwarb er den Meistertitel.
  • In den 1970ern absolvierte er die Fachhochschule Köln für Sozialpädagogik.
  • Ende der 1970er-Jahre war er als freier Fotograf für die Schwetzinger Zeitung tätig.
  • Anfang der 1980er-Jahre absolvierte er auf der Kunstschule Zürich eine dreijährige Kunstausbildung und trat danach in den Schuldienst ein.
  • Jean Rahn ist verheiratet mit Inge Rahn, hat einen Sohn und drei Enkelkinder.
  • Heute ist Volker Jean Rahn als freier Künstler tätig und stellt sowohl in der Region als auch im Ausland seine fotografischen Werke aus. her

Heute geht der Entstehung eines Werks ein Reflexionsprozess voraus, er lichtet Motive ab, die ihm Interpretationsspielraum und künstlerische Verfügbarkeit bieten. Seiner Auffassung nach stammt der Begriff „Kunst“ nicht von „Können“ ab, wie allgemein angenommen, sondern von „Künden“, Kunst muss eine „Aussage“ haben, muss etwas mitteilen, Emotionen hervorrufen, zum Nachdenken anregen. Selbstverständlich sollen auch das Bewusstsein und die Fantasie des Betrachters ihren Teil beisteuern.

Auch Handwerk spielt eine Rolle bei der Kunst von Volker Jean Rahn

Kunstfotografie muss sich vom Massenphänomen abgrenzen, „wobei natürlich auch Handwerk, das man gut beherrschen muss, eine Rolle spielt“, meint Rahn. Generell bearbeitet er die Fotos nicht nach, gesteht er, und zeigt uns verschiedene Kameras und Objektive, die er für seine Aufnahmen verwendet, darunter auch sehr alte seines Vaters. „Was die Qualität der Bilder betrifft, sind die dank Adaptern immer noch besser als die von digitalen Kameras“, ist Rahn überzeugt. Je nach Intention verleiht er den Bildern scharfe oder verschwommene Konturen, die dann, insbesondere bei Landschaften, wie gemalt wirken.

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Beim Betrachten all seiner Bilder, die er seit über 50 Jahren in seinem Atelier gesammelt und in unzähligen Ausstellung in Deutschland und der Welt präsentiert hat, wird eines klar: Der Kunstfotograf Rahn erkennt im Kleinen, im Nebensächlichen das Große und findet in der Magie des Augenblicks das Zeitlose. Aus dieser Spannung bezieht sein Werk die unvergleichliche Qualität. Daher erstaunt es auch nicht, dass seine Arbeiten vielfach national und international ausgezeichnet wurden: 2007 habe man ihn zu den zehn wichtigsten Fotografen Havannas erklärt und 2010 wurde ihm der Thoreau-Walden-Award, der Große Ehrenpreis in Gold, verliehen.

Menschen im Mittelpunkt der Werke des Oftersheimer Künstlers

Aus zahlreichen Bildern, schwarz-weiß oder farbig, blicken uns Menschen entgegen. Menschen unterschiedlicher Berufe und Nationalitäten, unterschiedlichen Alters, Kinder, Jugendliche, Greise, Frauen und Männer, mit all ihren Sorgen und Freuden. Hinter jedem Bild steht eine Geschichte, die der Fotokünstler gar nicht erzählen muss, sie erschließt sich dem Betrachter von selbst. Viele Momentaufnahmen rufen zudem eine vergangene Epoche in Erinnerung und kommentieren das Alltagsgeschehen von damals. So wird jenseits der Fotografie eine Welt sichtbar, die im Hier und Jetzt ihre ganz spezifische Qualität erhält.

Nach Kuba brach Volker Jean Rahn zuerst 2001 auf, wo er in Havanna, im „Mercato“-Museum, seine Bilder zeigen durfte. „Das Land hat mich seither nicht mehr losgelassen“, erzählt Rahn, „doch nicht wegen der Traumstrände, sondern wegen der freundlichen, genügsamen Menschen dort, die ihren schwierigen Alltag meistern müssen, dies aber mit Innovationsgeist und Lebensfreude tun.“

Volker Jean Rahn mit einem seiner Werke in seinem Atelier. © Dorothea Lenhardt

Zurzeit hat er viele Freunde in Kuba und, wenn er sie besucht, dann teilt er den Lebensraum mit ihnen, hält diesen und seine Bewohner in Fotografien fest, nicht, ohne sie um Erlaubnis zu bitten. Auch sonst schwärmt Jean Rahn von dem Inselstaat in der Karibik, wo jeder eine Grundversorgung bekommt, Kunst und Kultur gefördert werden und die Menschen mit wenig zufrieden sind.

So sind Aufnahmen von unglaublicher Schönheit entstanden. Seine Schwarz-Weiß-Bilder fangen Alltagsgegenstände und Porträts von besonderer Kraft und Ausstrahlung ein: Da ist zum Beispiel das Porträt eines alten Mannes, dessen faltiges Gesicht Zeugnis eines entbehrungsreichen, aber dennoch zufriedenen Lebens ablegt, oder das Bild einer jungen Frau, die scheinbar lässig, mit ausgestreckten Beinen auf einem Stuhl sitzt, eine gewisse Anspannung jedoch nicht verbergen kann. Da ist das Foto einer Toilette, die zwar brüchig ist, aber von anrührender Vergeblichkeit durchdrungen, oder das Foto lachender Kinder, die sich auf einem selbstgebastelten Skateboard drängen.

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Eben diese Bilder wird er bei der Ausstellung im Plankstadter Wasserturm unter dem Motto „Caras de una isla“ – Gesichter einer Insel – zeigen, wobei sich der Begriff „Gesichter“ nicht allein auf die Porträts von Menschen bezieht, sondern auf das vielfältige Erscheinungsbild des Lebens auf Kuba. „Zwischen den Schwarz-Weiß-Fotos sind auch Farbbilder dabei“, informiert der Künstler noch, „auf diese Weise wird der Kontrast erhöht.“

Info: Die Vernissage findet statt am Samstag, 8. Juli, um 16 Uhr im Wasserturm Plankstadt. Die Ausstellung dauert bis Sonntag, 9. Juli, und kann von 14 bis 18 Uhr besichtigt werden.

Freie Autorin

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