Landtagswahl

Dr. Andre Baumann mit überwältigendem Ergebnis

Von 
Jürgen Gruler , Catharina Zelt , Matthias Mühleisen , Ralf Strauch und Andreas Lin
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Die Stimmen für die Landtagswahl Baden-Württemberg werden ausgezählt. © Christoph Schmidt

Kreis.

Die Ergebnisse stehen fest. Für Andre Baumann (die Grünen) hat sich der Wahlkampf gelohnt. Er hat sich die Finger wundgeschrieben, über jeden Besuch bei Betrieben, in der Landwirtschaft und an jedem Biotop eine Pressemeldung gemacht und dabei gezeigt, dass er sich auskennt. Und er hat dabei nicht immer nur das gesagt, was die Leute hören wollten – Kollerfähre, Schwetzinger Wiesen und Tiefengeothermie sind dafür Beispiele. Das Ergebnis für ihn ist überwältigend. Mit 17 736 Stimmen und damit 31,31 Prozent liegt er voll im Landestrend von Winfried Kretschmann. Schon fast etwas leid tun kann einem Andreas Sturm (CDU), der auch ungemein kompetent, volksnah und mit frischem Wind auftrat, aber letztlich im Sog von Eisenmann und Löbel abwärts gezogen wurde und mit 23,6 Prozent nicht mal das Ergebnis von Thomas Birkenmaier von vor fünf Jahren erreichen konnte (25,03). Gut ist, dass sich für Daniel Born (SPD) die aktive Wahlkreisarbeit wenigstens ein bisschen gelohnt hat und er mit 14,83 Prozent ein deutlich überm Landesschnitt liegendes persönliches Ergebnis einfahren konnte. Karlheinz Kolb (AfD) halbierte das letztmalige Ergebnis (19,1) mit 10,45 Prozent beinahe. Holger Höfs (FDP, 8,15 Prozent) blieb unterm Landesschnitt seiner Partei. Daniel Born ist aller Voraussicht nach wieder in den Landtag gewählt worden. Das bestätigte der SPD-Abgeordente auf Anfrage unserer Zeitung. Sein Ergebnis liegt deutlich über dem Landesschnitt. Im Stimmen-Ranking in Nordbaden ist er sogar gegenüber 2016 vom vierten auf den dritten Platz vorgerückt.

Die Stimmen in den Kommunen im Überblick

Schwetzingen hatte bei der Auszählung die Nase vorn, legte schon kurz nach 19 Uhr ein Ergebnis vor: Lokalmatador Andre Baumann sicherte sich 3091 Stimmen und damit 34,02 Prozent, immerhin nochmals 3,7 Prozent mehr als Vorgänger Kern. Andreas Sturm wählten mehr als 1000 Wähler weniger, er landete mit 22,09 Prozent auf Platz zwei. Daniel Born hollte für die SPD 14,44 Prozent, wohl auch im Wahltandem mit dem Schwetzinger Simon Abraham. Unter dem jeweiligen Landesschnitt blieben der Ketscher Karlheinz Kolb von der AfD mit 9,5 Prozent und der Oftersheimer Holger Höfs (FDP) mit 8,51 Prozent. Achtungserfolge erzielten Florian Reck von der Linken mit 3,74 und Holger Fritz von den Freien Wählern mit 2,65 Prozent.

Erstmals ist die Große Kreisstadt Hockenheim an einen Grünen gegangen: Andre Baumann geht mit 30,08 Prozent ins Ziel und übertrifft seinen CDU-Mitbewerber Andreas Sturm (25,09 Prozent) klar. 429 Stimmen beträgt der Unterschied. Vor fünf Jahren hatte Thomas Birkenmaier (CDU) in der Rennstadt noch knapp mit 26,33 Prozent vor dem Grünen Kern (25,63) gelegen. Daniel Born, der in Hockenheim sein Wahlkreisbüro hat, verliert mit 14,81 Prozent knapp einen halben Prozentpunkt gegenüber seinem Resultat von 2016. Für die AfD, die in Hockenheim kaum Präsenz zeigte, kommt Karlheinz Kolb auf 10,89 Prozent, während Holger Höfs (FDP) mit 7,42 Prozent um rund einen Prozentpunkt besser abschneidet als Hendrik Tzschaschel vor fünf Jahren. 8700 Wähler haben ihre Stimme abgegeben, davon waren 111 ungültig.

Klarer Sieger ist auch in Oftersheim Dr. Andre Baumann. Seine 32,66 Prozent sind sogar über dem Landesdurchschnitt. Deutlich geschlagen ist die CDU: Andreas Sturm kam gerade so über die 20-Prozent-Marke. Für Daniel Born und die SPD blieben die Verluste mit knapp 1,4 % im Rahmen. Interessant ist dass die AfD in Oftersheim nur rund die Hälfte des Ergebnisses von vor fünf Jahren erreichte. Damals war Klaus-Günther Voigtmann noch auf 20,04 Prozent gekommen, sei Nachfolger Karlheinz Kolb erreichte nur noch 10,32 %. Mit Holger Höfs (FDP), Florian Reck (Die Linke) und Holger Fritz (Freie Wähler) hatten gleich drei Oftersheimer kandidiert. Besonders Fritz nutzte der Heimvorteil offensichtlich, denn er kam auf 5,5 Prozent, so viel wie in keiner anderen Gemeinde. Auch Höfs erreichte in Oftersheim ein für ihn überdurchschnittliches Ergebnis. Die Wahlbeteiligung in der Gemeinde liegt bei 64,25 Prozent. 5646 Wähler haben ihre Stimme abgegeben, davon waren 62 ungültig.

In Plankstadt hatten schon vor fünf Jahren die Grünen die Nase vorn gehabt (27,11 Prozent). Diesmal legte Dr. Baumann noch eine Schippe drauf, holte 32,49 Prozent und erhöhte damit den Vorsprung von damals eineinhalb Prozent auf über acht. Weit hinter den 18,6 Prozent von 2016 blieb die AfD, Karlheinz Kolb wählten genau 500 Plankstadter (10,26). Daniel Born holte zwar dadurch den dritten Platz zurück, sackte aber auch um etwa 1,7 Prozent ab. Linke und Freie Wähler spielten mit knapp über oder unter drei Prozent in der Backenbläsergemeinde keine Rolle. 4933 Wähler haben ihre Stimme abgegeben, davon waren 61 ungültig.

Schon bei der Gemeinderatswahl 2019 hatten die Grünen in Eppelheim mit über 31 Prozent triumphiert. Doch das Ergebnis von 2021 toppte das noch einmal: Mit 36,25 Prozent lag Baumann sehr deutlich vor Sturm (19,27 Prozent). Respektabel ist das Abschneiden von SPD-Mann Born, der dort mit 16,59 Prozent sein bestes Resultat im Kreis holte. Für die Kandidaten Kolb (7,96) und Höfs (7,35) war in Eppelheim wenig zu holen. Ein Achtungsergebnis schaffte dort Florian Reck von den Linken mit rund 5 Prozent. Von den kleineren Parteien war Die Partei mit Kandidat Berthold Wiese und 2,2 Prozent am besten.

Eine Wahlbeteiligung von nur knapp über 60 Prozent kennzeichnet den Wahlsonntag in Brühl. Dabei sprachen sich 29,44 Prozent der Wähler für Andre Baumann (Grüne) aus – ein leicht unterdurchschnittliches Ergebnis im Wahlkreis. Andreas Sturm konnte sich darauf verlassen, dass Brühl noch immer eine leichte CDU-Hochburg ist – 23,6 Prozent stimmten für ihn. Und auch Daniel Born (SPD) liegt mit seinen 15,64 Prozent etwas über seinem Wahlkreisergebnis. Für die AfD ging es mit Karlheinz Kolb bergab, er halbierte das Ergebnis aus dem Jahr 2016 fast und holte noch 11,89 Prozent. Die Wahlbeteiligung in der Gemeinde liegt bei 53,36 Prozent. 5800 Wähler haben ihre Stimme abgegeben, davon waren 76 ungültig.

Eine recht hohe Wahlbeteiligung von 64,8 Prozent verzeichnet Ketsch im Vergleich zum übrigen Wahlbezirk. Auch in der Gemeinde liegt Dr. Andre Baumann (Grüne) mit 28,68 Prozent der abgegebenen Stimmen auf dem ersten Platz, wenn gleich das eines der weniger hohen Ergebnisse ist. Besser als im Vergleich zum übrigen Wahlbezirk schloss Andreas Sturm (CDU), er holte mit 25,22 Prozent in Ketsch zwei Punkte mehr als allgemein. Karlheinz Kolb von der AfD (11,47 Prozent) liegt in Ketsch besser als im Rest des Wahlkreises (10,5), doch auch hier verlor die Partei massiv Stimmen. Mit knapp über einem Prozent überzeugte Philipp Schrüfer (ÖDP) die Ketscher prozentual mehr als die Wähler im übrigen Stimmbezirk (0,62).

Ein ganz knappes Rennen lieferten sich Andre Baumann und Andreas Sturm in Reilingen: Am Ende macht eine einzige Stimme den Unterschied zugunsten des Grünen, der 757 Kreuzchen erhält (28,02 Prozent), während die 756 Stimmen für Sturm 27,98 Prozent bedeuten. Vor fünf Jahren war das Verhältnis ähnlich, aber umgekehrt: Birkenmaier haarscharf vor Kern. Ähnlich knapp ist der Unterschied zwischen Daniel Born, der mit 11,95 Prozent (323 Stimmen) knapp vor Karlheinz Kolb (AfD, 11,51 Prozent, 311 Stimmen) durchs Ziel geht. Born hat gegenüber 2016 damit 1,6 Prozentpunkte eingebüßt. Die FDP, lokal in Reilingen eine etablierte Kraft, holt mit Holger Höfs in der Gemeinde mit 8,36 Prozent (226 Stimmen) das beste HoRAN-Resultat.

Wie bereits Manfred Kern vor fünf Jahren hat in Altlußheim mit Andre Baumann der Grünen-Kandidat die Nase vorn - allerdings mit 27,35 Prozent (747 Stimmen) noch deutlicher als Kern. CDU-Bewerber Andreas Sturm aus der Nachbargemeinde kommt auf 23,84 Prozent, er erhielt 96 Stimmen weniger als Baumann. Für Daniel Born stimmten 17,21 Prozent der Wähler, der damit sein 2016er-Resultat einstellt. AfD-Mann Karlheinz Kolb erhielt 11,68 Prozent, Holger Höfs (FDP) macht mit 7,58 Prozent einen Prozentpunkt gut. 2765 Wähler haben ihre Stimme abgegeben, davon waren 34 ungültig.

Fast schon tragisch ist, dass es Andreas Sturm auch in seiner Heimatgemeinde Neulußheim nicht gelang, den Sieg zu holen. Aber dort war’s ganz haarscharf. Der Grüne Baumann holte 885 Stimmen (28,34 Prozent) und für Sturm (CDU) stimmten 866 Wahlberechtigte, also 27,73 Prozent. Auf Platz drei landete Daniel Born mit 13,58 Prozent (424 Stimmen) und Karlheinz Kolb (AfD) blieb mit 370 Stimmen und 11,85 Prozent nur knapp hinter dem Sozialdemokraten. Der Freie Wähler Holger Fritz hatte in Neulußheim sein bestes Wahlkreisergebnis mit 148 Stimmen oder 4,74 Prozent.

So sah der Zwischenstand um 19 Uhr aus

Es gibt einen ersten Zwischenstand: In Schwetzingen liegt Dr. Andre Baumann von den Grünen mit 31,93 Prozent vorne, darauf folgt Andreas Sturm (CDU) mit 19,62, Daniel Born (SPD, 14,49), Karlheinz Kolb (AfD, 12,23), Holger Höfs (FDP, 9,12) und Sonstige 12,61.

Auch in Oftersheim liegt Dr. Andre Baumann  mit 29,04 Prozent vorne.  Darauf folgt Andreas Sturm (CDU) mit 20,66 Prozent, Daniel Born (SPD, 15,25), Karlheinz Kolb (AfD, 12,19), Holger Höfs (FDP, 9,57) und Sonstige 13,28.

Dr. Andre Baumann von den Grünen ist ebenfalls in Plankstadt Spitzenreiter mit 31,97 Prozent. Ihm folgt Andreas Sturm (CDU) mit 23,60 Prozent, Daniel Born (SPD, 13,96), Karlheinz Kolb (AfD, 10,45), Holger Höfs (FDP, 9,13) und Sonstige 10,90.

In der Gemeinde Brühl liegt Dr. Andre Baumann (Die Grünen) mit 27,3 Prozent laut aktuellen Prognosen auf Platz 1. Auf ihn folgen Andreas Sturm (CDU) mit 18,09 Prozent und Karlheinz Kolb (AfD) mit 16,36 Prozent. 16,01 Prozent haben Daniel Born (SPD) gewählt, 10,83 Prozent stimmten für Holger Höfs (FDP). Die restlichen Parteien haben insgesamt 11,41 Prozent der Stimmen einheimst.

Ebenfalls auf dem ersten Platz in Ketsch liegt Baumann mit 25,36 Prozent. Sturm wird von 22,52 Prozent der Wähler gewählt, 16,39 Prozent stimmen für Kolb und 13,10 für Born. Höfs heimst 10,22 Prozent der Stimmen ein und für sonstige Parteien stimmen 12,41 Prozent.

In Hockenheim erreicht Baumann mit 25,64 Prozent der Stimmen ebenfalls den höchsten Anteil der Stimmen. Ihm folgen Sturm mit 22,33 Prozent, Kolb mit 16,2 Prozent und Born mit 14,36 Prozent. Höfs, der für die FDP in den Landtag möchte, bekommt 7,73 Stimmen. 13,73 Prozent stimmen laut aktuellen Prognosen für sonstige Parteien.

Der Kandidat der Grünen, Baumann, erreicht in Altlußheim 26,67 Prozent. Sturm liegt mit 22,81 Prozent der Wählerstimmen auf dem zweiten Platz. Auf ihn folgen Born mit 17,78 Prozent und Kolb mit 12,75 Prozent. Höfs heimst 7,86 Prozent der Stimmen ein. Für die übrigen Parteien stimmen insgesamt 12,12 Prozent.

In Neulußheim erreicht Baumann 28,08 Prozent der Wählerstimmen. 25,91 Prozent stimmen für Sturm, 14,15 für Born und 12,3 für den Kandidaten der Alternativen für Deutschland. Höfs möchten 6,85 Prozent der Wähler im Landtag sehen. 12,71 Prozent wählen sonstige Parteien.

In Reilingen liegen die Grünen ebenfalls mit 27,72 Prozent an der Spitze. Der CDU-Kandidat heimst 24,81 Prozent der Stimmen ein, für Kolb stimmen 14,08 Prozent und für Born 11,65 Prozent. Holger Höfs erreicht 9,01 Prozent der Stimmen und Holger Fritz von den Freien Wähler bekommt 5,02 Prozent. 7,71 Prozent wählen sonstige Parteien.

Insgesamt sind 7,7 Millionen Bürger in Baden-Württemberg aufgerufen, den neuen Landtag zu wählen. Wegen der Corona-Pandemie haben viele Wählerinnen und Wähler schon früher per Brief abgestimmt. Wer ab 8 Uhr persönlich im Wahllokal seine Stimme abgeben wollte, musste mit Maske erscheinen.

Der Anteil der Briefwähler lag nach einer Umfrage eine Woche vor der Wahl bereits deutlich über der Zahl von der letzten Landtagswahl. Auf die Wahlbeteiligung dürfte sich die hohe Zahl der Briefwähler nach Einschätzung der Experten in den Rathäusern aber kaum auswirken. Es ändert sich demnach nur der Abstimmungsweg. Auch die Corona-Pandemie hat aus Sicht von Wahlforschern keinen großen Einfluss auf die Wahlbeteiligung. 2016 lag diese bei 70,4 Prozent.

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