Schwetzingen. Lauscht man den französischen Chansons, wird es einem wohlig ums Herz. Es tauchen Bilder warmer Sommerabende „Sous le ciel de Paris“ auf oder von „Les feuilles mortes“, die während der Herbststürme längs der Seine treiben in dieser berühmten Metropole, die wie keine andere von Musikern, Dichtern und Denkern geliebt und besungen wurde.
Unter dem Motto „Enchante-moi! – Sing für mich, verzaubere mich!“ verstand das Ensemble „Moitié:Moitié“ beim Benefizkonzert in der Aula der Carl-Theodor-Schule an diese Erinnerungen anzuknüpfen und die große Tradition des französischen Chansons zum Leben zu erwecken.
Eingeladen vom Zonta-Club Schwetzingen bewies das Ensemble nicht nur ein besonderes Fingerspitzengefühl bei der Auswahl des Repertoires, sondern auch musikalisches Geschick und gesangliche Verve. Und Zonta-Präsidentin Petra Presser dankte den Musikern sowie den zahlreichen Gästen für ihr Kommen, damit unterstützen sie soziale Projekte, für die sich der Club einsetzt.
Zonta ist ein Zusammenschluss berufstätiger Frauen in verantwortungsvollen Positionen mit dem Ziel, die Lebenssituation von Frauen im rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und beruflichen Bereich zu verbessern, informierte sie, „weltweit bestehen in 63 Ländern über eintausend Clubs mit 28 000 Mitgliedern. Der Zonta-Club Schwetzingen setzt sich seit vielen Jahren für die Bekämpfung von Altersarmut bei Frauen ein. Der Erlös dieses Benefizkonzerts kommt ebenfalls dem Projekt Altersarmut und Frauen zugute“.
Welthits neu interpretiert
Dass die sieben Mitglieder der Band – Christophe Loetz, (Gesang), Hans-Jürgen Ott (Akkordeon), Dett Nolze (E-Gitarre), Victor Winter (Akustische Gitarre), Wolfram Sutter (Klarinette und Saxophon), Mario Cetto (E-Bass), Christian Dobirr (Schlagzeug) – Musiker mit Leib und Seele sind, war von Beginn an unschwer zu erkennen.
Welthits berühmter Chansonsänger und -sängerinnen wie Georges Brassens, Jacques Brel, Edith Piaf, Juliette Gréco, Charles Aznavour Jacques Prévert, Charles Trenet, Gilbert Bécaud, Patricia Kaas oder Zaz erklangen zwar anders als die Originale, zogen aber trotzdem die Zuhörer in den Bann.
Der Instrumentalband und dem Sänger Christophe Loetz gelang auf ganz eigene Art und Weise das zu vermitteln, was die französischen Chansons kennzeichnet: Sehnsucht nach Liebe, Freiheit, Frieden, mit Ausflügen in die Politik.
Mit Inbrunst und Leidenschaft näherten sie sich dieser Gedankenwelt der Chansons aus den 1940er und 1950er Jahren bis hin zu aktuellen Nouvelle Chansons und animierten das Publikum zum Mitklatschen und Mitsingen. Aus den Reaktionen der Zuschauer war zu entnehmen, dass viele sehr gut Französisch verstanden, auch die Texte der Lieder kannten und begeistert in den Gesang einfielen.
Hintergründe und Anekdoten
Christophe Loetz ist, wie er erklärte, halb Franzose und halb Deutscher – daher auch der Name der Band „Moitié:Moitié – Halb:Halb“. Er spricht perfekt beide Sprachen und fühlt sich in beiden Kulturen zu Hause. Zu jedem Chanson erzählte er die Hintergründe der Entstehung oder Anekdoten aus dem Leben des jeweiligen Interpreten und Autors.
Sehr präsent war Georges Brassant, der unerreichte Klassiker des französischen Chansons. Seine raffinierten Texte in Songs wie „La Chasse aux Papillons“, „Je me suis fait tout petit“, „Au bois de mon cœur“ oder „Il n’y a pas d’amour heureux“ nahmen alle Facetten der französischen Lyrik von Villon bis Mallarmé auf und die eingängigen Melodien haben in den Folgejahren die internationale Liedermacher-Szene sehr geprägt.
In Juliette Grécos „Accordéon“ war die Sprache ebenfalls gut aufgehoben. Christophe Loetz nahm sich Zeit, blieb dem Rhythmus gegenüber gelassen, um mit seinem rauchigen Timbre jede Silbe zu ihrem Recht kommen zu lassen. Die legendäre Edith Piaf war vertreten mit „Johnny, tu n’es pas un ange“, „Dans ma rue“ und Jacques Brel mit „Ne me quitte pas“ und „Amsterdam“.
Die Interpretationen des Sängers imponierten durch die souveräne Mischung aus Retro-Charme und französischem Flair. Ob melancholisch wie bei Georges Moustaki, romantisch wie bei Gilbert Bécaud oder dramatisch wie bei Barbara: Die französischen Melodien fanden bei „Moitié:Moitié“ ihre kongeniale Interpretation. Am Schluss tobte der Saal und sang begeistert den Refrain der letzten Zugabe, „Champs Elysées“ von Joe Dassin aus dem Jahr 1969 mit.
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