Schwetzingen. Wegen Corona. Keiner mag’s mehr hören oder lesen. An Geschäften und Restaurants zum Beispiel, die auch in Schwetzingen aufgrund der Pandemie und dem dadurch verordneten Lockdown im Frühjahr wieder schließen mussten und an den Rand ihrer Existenz gedrängt wurden. Es gab nächtliche Ausgangssperren, sogar der Schlossgarten blieb dicht – ausgerechnet als die rosa blühenden Zierkirschen in voller Pracht standen. Die sonst so lebendige und pulsierende Stadt fiel in eine Art Dornröschenschlaf.
Tops und Flops des Jahres
Tops
- Powerfrau: Die Schwetzingerin Weihua Wang nimmt als Miss Baden-Württemberg bei der Miss-Germany-Wahl teil und kommt in die Top acht.
- Bewegungsmeister: Joshua Mahl von der ADTV-Tanzschule Kiefer kreiert Deutschlands Kindertanz des Jahres zu „Kuliko Jana“ von Oonagh.
- Karriere: Der Schwetzinger Siegfried Kollmar ist der neue Polizeipräsident des Präsidiums in der Metropolregion Rhein-Neckar.
- Kulturhappen: Das neue Team im Schlossrestaurant „Theodors“ landet mit der Open-Air-Konzertreihe „Sommer im Schloss“ einen Volltreffer.
- Zusammenhalt: Nach der Flutkatastrophe Mitte Juli im Ahrtal initiiert diese Zeitung mit den Gemeinden der Region eine Spendenaktion und hilft gezielt Flutopfern in Sinzig.
Flops
- Stillstand: Das Eckgrundstück am Bismarckplatz bildet nun seit mehr als fünf Jahren einen trostlosen Anblick. Außer einem Bauzaun und kostenloser Werbung mitten in der Stadt per Bauplakat für sein Unternehmen tut sich dort seitens des Eigentümers wenig. Immerhin wurde auf dem Gelände mal aufgeräumt. Ob die Bebauung 2022 startet?
- Schließung: Digitale Beratung ergänzt durch Chats und Videos statt menschlicher Kompetenz und Nähe vor Ort – darauf setzt auch die Commerzbank und schließt ihre Filiale. Das neue Kundenfreundlich 2021 . . .
- Sanierungsfall: Das Schwimmbecken in der Nordstadthalle wird zur Geduldsprobe für die Verwaltung und vor allem für Nutzer wie die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG). Immer wieder kommt es zu kleineren und größeren Störfällen in Bezug auf notwendige Reparaturen. Stimmen nach einer Sanierung werden lauter. Und Unverständnis, dass fast 15 Millionen Euro für das Objekt Rothacker’sches Haus im Haushalt eingeplant werden, statt zur Überholung des Lehrschwimmbades.
Doch diese Dinge gehörten zum vergangenen Jahr genauso wie abgesagte Veranstaltungen, ein abgespeckter Spargelanstich und ein abgebrochener Weihnachtsmarkt. Jedoch gibt es auch viele Entwicklungen und schöne Themen 2021, auf die ein Blick lohnt, selbst wenn das an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl sein kann. Aufgeatmet haben zum Beispiel die Anwohner der Karlsruher Straße, als diese nach 16 Monaten Bauzeit und Umgestaltung eingeweiht wurde – übrigens zwei Monate früher als geplant. Hier wirkte sich die Pandemie sozusagen positiv aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens in dieser Zeit aus.
Im Hirschacker hat die Bahn mit dem Bau des S-Bahn-Haltepunktes begonnen – ein Projekt, das seit Jahren herbeigesehnt wird und in dessen Zuge eine neue Haltestelle in der Nordstadt entstehen soll. Die erste Bahn soll schon in diesem Jahr im Hirschacker stoppen.
Bleiben wir im nördlichsten Stadtteil: Vor der Sanierung der Brücke der A 6 wurden die Anwohner durch lautes Ploppen um ihren Schlaf gebracht, danach schepperte es schrecklich. Unsere Redaktion machte die zuständige Autobahn GmbH erst darauf aufmerksam, nachdem Leser um Hilfe gebeten hatten. Eine Lärmschutzwand war bei den Sanierungsarbeiten beschädigt worden, diese löste die scheppernden Geräusche aus. Das Malheur wurde in Ordnung gebracht.
In der Scheffelstraße tut sich nicht nur in Sachen Pfaudler-Areal einiges: Das neue Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Schwetzingen und der Schwetzinger Wohnbaugesellschaft ist jetzt bezugsfertig.
„Fête de la Musique“ ein Erfolg
Das Leben hat sich durch Homeschooling und Heimarbeit verstärkt in die digitale Welt verlagert. Selbst die Volkshochschule und Vereine bieten ihre Kurse und Treffen auf virtuellen Kanälen an. Doch das Menschelnde fehlt vielerorts einfach. Umso schöner war die Initiative des Kreisseniorenbeirates, der ein „Schwätzbänkle“ auf den Kleinen Planken aufstellte: hinsetzen und miteinander sprechen, Menschen aus der Isolation, aus der Einsamkeit holen. Das wird wichtiger denn je.
Belohnt wurde Katharina Simmert von der Mozartgesellschaft Schwetzingen für die Idee zur einem musikalischen Straßenrundgang bei der „Fête de la Musique“. Endlich konnten Vereine, Gruppen und Musiker wieder einmal vor Publikum auftreten. Sie verwandelten die Stadt in ein singendes und klingendes Schwetzingen – eine tolle Aktion, die ihre Fortsetzung finden sollte.
Apropos Kultur: Das Mozartfest und auch eine abgespeckte Version des SWR-Festspiele erfreuten die Herzen der Klassikfans. Der Kneipenjazz in der Innenstadt ging ebenfalls über die Bühne. Statt des großen Open-Air-Festivals „Musik im Park“ sorgte das neue Team vom Schlossrestaurant „Theodors“ mit Musikliebhaber Andreas Bante an vorderster Front für einen popig-rockigen „Sommer im Schloss“. Das Theater am Puls wich ebenfalls wieder in den Park aus – wohl denen, die die klasse Vorführungen sehen konnten, die nicht alle ausverkauft waren.
Die Whisky-Messe zog ihr Publikum genauso an wie die Classic-Gala ihre Oldtimerfans, wenn auch alles Corona-bedingt mit Reglements, die nicht überall auf Zustimmung stoßen – ja sogar auf Gegenwehr. Während Länder, Kreise und Kommunen alles daransetzen, um zum Beispiel mit Impfaktionen und Testzentren die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen, gehen Menschen auf die Straße. Im Frühjahr kam es zu einigen angemeldeten Demonstrationen, bei denen sich sogar kirchliche Mitarbeiter anpöbeln lassen mussten. Seit dem Spätherbst beschäftigen unangemeldete Montagsspaziergänge die Ordnungshüter.
Sie sind nicht mehr da
Wolfgang Gaber: Er war beliebter Dekan und Pfarrer der Seelsorgeeinheit Schwetzingen/Oftersheim/Plankstadt und bis zuletzt seiner Heimat aus der Ferne verbunden. Wolfgang Gaber stirbt mit 74 Jahren.
Manfred Dumont: Für die evangelische Kirche war er ein glaubwürdiger Bote und für die Ökumene ein Brückenbauer. Pfarrer Manfred Dumont prägte zwischen 1968 und 1998 das Leben in Schwetzingen mit. Er stirbt im Alter von 85 Jahren.
Dr. Brigitte Voll: Sie war Kommunalpolitikerin mit Herz und gehörte von 1989 bis 2016 der CDU-Fraktion im Schwetzinger Gemeinderat an. Dr. Brigitte Voll stirbt 78-jährig.
Alfred Ewald: Der ehemalige Direktor der Volksbank Schwetzingen war seit der Fusion zur Volksbank Bezirk Schwetzingen 1977 bis zu seinem Ruhestand 2002 auch in deren Vorstand. Alfred Ewald stirbt im Alter von 80 Jahren.
Karl Fichtner: Er war ein wandelndes Lexikon. Seiner Leidenschaft für Geschichte verdankt Schwetzingen unter anderem die Merowinger-Funde im Jahr 1985. Karl Fichtner stirbt 94-jährig.
Und noch was in eigener Sache: Unsere Zeitung wurde vergangenes Jahr 140 Jahre alt. Auch hier blieb eine Geburtstagssause mit Lesern aus. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben . . .
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