Schloss (mit Fotostrecke)

Leben im kurfürstlichen Schwetzingen des 18. Jahrhundert

Dank außergewöhnlicher Leihgaben sind anlässlich des Doppeljubiläums von Kurfürst Carl Theodor drei besondere Ausstellungen zu sehen.

Von 
Andreas Lin
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Hier ist das Schlafzimmer von Elisabeth Auguste zu sehen. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Dr. Ralf Wagner zuzuhören, wenn er im Schwetzinger Schloss unterwegs ist und über jedes Zimmer und jedes Ausstellungsstück eine Episode aus kurfürstlicher Zeit auf Lager hat, ist ein Erlebnis. Derzeit hat der für Schwetzingen zuständige Konservator der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) ganz besonders viel zu erzählen, denn am Donnerstagnachmittag wurden anlässlich des Doppeljubiläums von Kurfürst Carl Theodor – 300. Geburtstag und 225. Todestag – gleich drei außergewöhnliche Ausstellungen eröffnet: „Carl Theodor: Familie und Mätressen“ mit elf Porträts, „Weißes Gold aus Frankenthal“ mit zahlreichen Exponaten der berühmten Porzellanmanufaktur und „Das „Mannheimer Hofservice“ mit einer original gedeckten fürstlichen Tafel.

Wie es im 18. Jahrhundert im Schwetzinger Schloss ausgesehen hat

Eigentlich jährt sich der 300. Geburtstag von Carl Theodor erst am 10. Dezember und verstorben ist er am 16. Februar vor 225 Jahren. „Aber wir sind die Sommerresidenz“, begründete Dr. Wagner, warum diese Jubiläen nicht im Winter, sondern während der wärmeren Jahreszeiten begangen werden. Geradezu ins Schwärmen kam er, als er auf die Ausstellungsstücke hinwies, mit denen man nun vermitteln könne, wie es hier im 18. Jahrhundert ausgesehen hat. „Diese Dinge gehören in die Schlossräume hinein, aber die fehlen uns in Schwetzingen“, erklärte er.

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Ausblick auf drei Ausstellungen im Schwetzinger Schloss

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Vieles sei eben nur zeitweise mit in die Sommerresidenz genommen und dann wieder nach Mannheim zurückgebracht worden. Andere Exponate habe Carl Theodor später nach Bayern mitgenommen, als er 1778 seinen Sitz von Mannheim nach München verlegte.

Für das doppelte Jubiläum konnten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg nun zahlreiche Exponate als Leihgabe für drei Ausstellungen in den Schlossräumen gewinnen, die nun bei einem Pressetermin vorgestellt wurden und die ab sofort bei den regelmäßigen Schlossführungen zu sehen sind.

Neues Licht auf das Leben von Carl Theodor

„Wir freuen uns sehr, unseren Besucherinnen und Besuchern solch hochwertige Exponate im diesem besonderen Jahr präsentieren zu können“, betonte Sandra Moritz, Leiterin der Schlossverwaltung Schwetzingen. Dr. Ralf Wagner ist dankbar für die Unterstützung: „Durch die großzügigen Leihgaben des Erkenbert-Museums, der Sammlung Heinstein sowie eines Privatsammlers setzen wir einen spannenden Höhepunkt im Carl-Theodor-Jubiläumsjahr.“

Infos und Termine

Die Ausstellungen sind noch bis Sonntag, 27. Oktober, bei den regelmäßig stattfindenden Führungen zu sehen.

Führung 18. Jahrhundert (60 Minuten): Montag bis Freitag, 11 bis 16 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertage, 10.30 bis 17 Uhr (jeweils stündlich)

Führung 18. und 19. Jahrhundert (90 Minuten): Montag bis Freitag, 12 und 14 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertage, 12, 14 und 16 Uhr. zg

In den kurfürstlichen Räumlichkeiten werden so erstmals elf faszinierende Porträts präsentiert, die ein neues Licht auf das Leben Carl Theodors werfen. Die historischen Gemälde – eine Leihgabe der Sammlung Heinstein – zeigen unter anderem die Eltern des Kurfürsten. Herzog Johann Christian von Pfalz-Sulzbach, der Vater von Carl Theodor, ist sogar zweimal dargestellt: einmal als junger Ehemann und einmal kurz vor seinem Tod – gezeichnet von der damals noch unbekannten Krankheit Diabetes, erklärte Wagner.

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Im Privatbereich des Kabinetts sind Porträts der unehelichen Kinder des Kurfürsten zu sehen, darunter auch eines seines geliebten Sohnes Karl August. Dr. Ralf Wagner zeigte auf: „Die beeindruckende Gegenüberstellung von frühen Herrscherporträts und Altersporträts illustriert eindrucksvoll das Leben von Carl Theodor.“

Enge Beziehung zu Frankenthal

Einen engen Bezug hatte der Kurfürst zu Frankenthal: Über 20 Manufakturen ließ der Kurfürst dort errichten: Berühmt ist vor allem die Porzellanmanufaktur, die für höchste Qualität stand. Anlässlich des Doppeljubiläums stellt das Erkenbert-Museum der Stadt Frankenthal bedeutende Porzellanfiguren für eine Sonderausstellung im Schloss Schwetzingen zur Verfügung. Dr. Maria Lucia Weigel, Kunsthistorikerin und Leiterin des Museums, erläuterte: „Die bedeutendste wirtschaftliche und kulturelle Leistung Carl Theodors in Bezug auf Frankenthal war die Gründung der Porzellanmanufaktur. Sein Wirken hallt bis heute nach. Daher freut es mich außerordentlich, einige Exponate für diesen außergewöhnlichen Anlass zur Verfügung zu stellen.“ Die kostbaren und zerbrechlichen Kunstwerke aus „weißem Gold“ werden im historischen Kontext in den Appartements von Kurfürst Carl Theodor und seiner Frau Elisabeth Auguste gezeigt.

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Schließlich wird durch die großzügige Leihgabe aus einer Privatsammlung im Grünen Speisezimmer eine authentische Tafel mit originalem Mannheimer Hofservice eingedeckt. Dr. Ralf Wagner verdeutlichte den Hintergrund: „Es war uns sehr wichtig, die fürstliche Tafel historisch korrekt zu präsentieren. Unseren Besucherinnen und Besuchern vermitteln wir so ein authentisches Bild.“ Die Speisetafel sei exakt nach der originalen Vorgabe des „service à la française“ eingedeckt. Sechs silber-vergoldete Besteckteile ergänzen das filigrane Mannheimer Porzellangedeck.

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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