Im Interview

Mika in Schwetzingen: Das wird eine irre Show

Mika ist ein international erfolgreicher Popmusiker, der mit Hits wie "Relax, take it easy" und "Grace Kelly" bekannt wurde. Seine Musik zeichnet sich durch eine einzigartige Mischung verschiedener Stile aus. Im August kommt er nach Schwetzingen zu Musik im Park. Wir haben im Vorfeld mit ihm gesprochen.

Von 
Nicolai Lehnort
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Sein Ohrwurm „Relax, take it easy“ ist unvergessen: Mika. © FKP AreaOne

Schwetzingen. Seine Single „Relax, take it easy“ hat ihn vor 18 Jahren auf die Musiklandkarte gebracht. Ein Jahr später eroberte er mit seinem größten Hit „Grace Kelly“ die Charts. Ganz Europa hat sich auf einen Schlag verliebt in den schlanken Kauz mit der Lockenpracht und der Vier-Oktaven-Stimme. Prompt wurde Mika mit seinem Stimmvolumen vom Bariton bis hoch zum Falsett mit dem großen Queen-Frontmann Freddie Mercury verglichen.

Mika steht für eine Verschmelzung kurioser Popmusik, gepaart mit kalkulierten Brüchen. Er ist in England, Frankreich und Italien gleichermaßen populär – und er tritt am Donnerstag, 1. August, um 19.30 Uhr zum Auftakt von Musik im Park im Schlossgarten in Schwetzingen auf.

Zugeschaltet aus seiner Londoner Heimat spricht der Künstler mit uns über seine Musik und die besondere Energie bei seinen Auftritten. Außerdem gibt er Einblicke in seine Kindheit, in der beinahe ein Jahr lang kein Wort gesprochen hat, und er verrät, worauf er sich in Schwetzingen am meisten freut.

Mika, Ihre größten Hits sind „Relax, take it easy“ und „Grace Kelly“. Nervt es, die Songs bei jedem Ihrer Auftritte zu spielen?

Mika: Nein, ich mag es, weil ich die Lieder verändere. Sie entwickeln sich mit der Zeit. Man kann sie nicht dauerhaft in der Form singen, wie ich es gemacht habe, als ich sie geschrieben habe. Da würde ich verrückt werden. Sie haben immer eine Wechselwirkung mit den anderen Songs. Ich denke, jede gute Show hat ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren: die Lieder, die miteinander harmonieren müssen, und das Publikum.

Welchen Song spielen Sie am liebsten?

Mika: Oh mein Gott. Das hat sich wirklich verändert (überlegt). Ich liebe „Origin of Love“, was lustig ist, weil es nie eine Single war. Es geht um Liebe, Religion und ist ein Mix aus verschiedenen Stilen. Was ich daran liebe: Es hat seinen Platz auf meinen Konzerten gefunden, selbst wenn man es davor noch nie gehört hat. Spätestens am Ende des Songs gehen die Besucher voll mit und das ist das Schöne: „Origin of Love“ ist ein Lied, das man als Hörer entdeckt und das dann erst sein Leben entwickelt. Wenn ich danach „Relax, take it easy“ spiele, geht es hin und her und so spielt man mit dem Publikum. Das ist mir bei meinen Auftritten wichtig.

Wie kann man sich Ihre Auftritte denn vorstellen?

Mika: Am Anfang schauen sich alle Zuschauer erst mal an. Es sind Menschen aus der ganzen Welt dabei: alle möglichen Charaktere, alle Altersklassen, von Hipstern bis hin zu top gestylten Leuten. Die mustern sich alle gegenseitig – und dann geht es los: Ich nenne es eine gefährliche, spielerische Energie. Die Leute lassen los, genau wie ich. Man versteht es, wenn man meine Show sieht.

Zur Person: Mika

  • Mika ist ein libanesisch-britischer Sänger, Komponist und Produzent. Er heißt mit bürgerlichem Namen Michael Holbrook Penniman und wurde am 13. August 1983 in Beirut im Libanon geboren.
  • Seine Familie floh 1984 vor dem Bürgerkrieg im Libanon zunächst nach Paris und dann nach London, wo der Künstler heute lebt.
  • Mikas Songs sind von der Popmusik der 1970er- und 1980er-Jahre geprägt.
  • Er hat am Royal College of Music in London klassische Musik studiert.
  • Bekanntheit erlangte Mika erstmals 2006 mit seiner Single „Relax, take it easy“, die europaweit in die Charts gelangte.
  • 2007 veröffentlichte er mit „Grace Kelly“ seinen größten Hit und stürmte auf Platz eins der britischen Charts.
  • Bis heute hat Mika sechs Alben veröffentlicht und über 15 Millionen Alben verkauft. Sein Debütalbum „Life in Cartoon Motion“ stieg 2007 auf Platz eins der Charts ein. nl

Haben Sie schon mal ein Konzert in einem Schlossgarten gespielt?

Mika: Ich habe schon in Schlossgärten in ganz Europa gespielt. In Deutschland bin ich meistens in Berlin oder München aufgetreten. Deshalb ist es toll, dass ich dieses Mal in eine ganz andere Gegend des Landes reisen kann. Ich bin extrem gespannt.

Sie waren also noch nie in unserer Region?

Mika: Ich war schon in Frankfurt und auch in der Nähe von Heidelberg, aber wenn man sein ganzes Leben auf Tour ist, ist es wichtig, dass man neugierig nach neuen Orten bleibt. Das versuche ich mir immer zu erhalten, denn man kann nicht an jedem Ort dieselbe Person sein. Man muss eine Interaktion mit seinen Zuhörern kreieren. An jedem Ort herrscht eine neue Energie und ich freue mich darauf, sie in Schwetzingen zu entdecken.

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Haben Sie denn Zeit, sich die Gegend anzuschauen, wenn Sie in Schwetzingen auftreten?

Mika: Ich versuche, mir immer etwas anzuschauen, sonst wird es deprimierend. Das Geheimnis, auf Tour todtraurig zu werden, ist sich nichts anzusehen. Der beste Plan ist herauszufinden: Wo ist das beste Café, wo ist der beste Ort für ein Bier und welches ist das beste Museum? Und natürlich: Wer serviert mir mein Essen nach der Show? Ich bin besessen davon, nach meinem Auftritt Abendessen zu gehen.

Das klingt nach einem guten Plan.

Mika: Manchmal denke ich sogar schon auf der Bühne: Ich bin so gespannt, ich will jetzt etwas essen gehen (lacht). Das ist echt wichtig. Ich gehe wirklich jedes einzelne Mal nach der Show noch weg.

Wissen Sie auch schon, was Sie essen möchten?

Mika: Das weiß ich noch nicht. Aber ich bin ein großer Esser, ich esse eigentlich andauernd. Es sollte erst mal mit einem Bier anfangen. Deutsches Bier ist das beste Bier der Welt.

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Genug von der Kulinarik, sprechen wir über Ihre Musik. Viele Songs sind von den 1970er- und 1980er-Jahren inspiriert. Was fasziniert Sie an dieser Zeit?

Mika: Dadurch, dass ich meine Songs am Piano schreibe, gibt es eine Mischung unterschiedlicher Stilelemente aus meinem Background. Ich komme aus vielen verschiedenen Kulturen, ich habe klassische Musik studiert und mit acht Jahren angefangen, professionell zu singen. Ich habe Musik aus allen Stilrichtungen gehört – von afrikanischer über brasilianischer bis hin zu Elektro. Ich glaube, dass die Mixtur verschiedener Elemente dem Stil der Popmusik der 1970er-Jahre ähnelt.

Dennoch hört man nicht in allen Liedern ein Klavier.

Mika: Ich versuche immer, dass meine Musik nicht zu bearbeitet ist. Manche Songs enthalten in der finalen Version gar kein Klavier, ja. Sie sind aber am Klavier geschrieben. Es ist wichtig zu beachten, woher ein Lied stammt. Das Besondere an der Popmusik der 1960er- bis in die 1990er-Jahre ist, dass sie Geschichten erzählt. Man kann eine emotionale Story mit einer Spannungskurve aufbauen. Ich liebe die Tiefe, in die man gehen kann. Für jemanden wie mich ist das passend – mit meinem musikalischen und kulturellen Hintergrund ergibt das Sinn. Das ist lustig, denn wenn ich auf der Bühne stehe, spiele ich oft gar nicht auf dem Piano. Das Ganze ist viel rockiger und es wird getanzt. Das ist ein seltsamer Mix, aber der Sound aus den 1970er-Jahren gibt einem die Möglichkeit, das Ganze zu öffnen, in Richtung Elektro zum Beispiel.

Musik im Park 2024

  • Mika, Donnerstag, 1. August, 19.30 Uhr: Tickets ab 59,90 Euro.
  • Pur, Freitag, 2. August, 19.30 Uhr: ausverkauft.
  • Tom Jones, Dienstag, 6. August, 20 Uhr: Tickets ab 59,90 Euro.
  • Giovanni Zarrella, Mittwoch, 7. August, 20 Uhr: Tickets ab 49,90 Euro.
  • Pixies, Donnerstag, 8. August, 19 Uhr: Tickets für 67,90 Euro oder 74,90 Euro („Front of Stage“).
  • Placebo, Samstag, 10. August, 19.30 Uhr, Tickets für 69,90 Euro oder 79,90 Euro („Front of Stage“).
  • Karten gibt es im Kundenforum dieser Zeitung in der Carl-Theodor-Straße 2 in Schwetzingen, bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.reservix.de.
  • Rollstuhlfahrerplätze und Eintrittskarten für Menschen mit 100 Prozent Schwerbehinderung und der gleichzeitigen Notwendigkeit einer Begleitperson sind nur beim Veranstalter Provinztour unter 07139/547 oder ticket@provinztour.de erhältlich. kaba

Songs wie „Lollipop“ oder „We are golden“ verbreiten gute Laune. Sind Sie ein positiver Mensch?

Mika: Ich glaube, ich bin eine widerstandsfähige Person. Ich bin gefährlich widerstandsfähig. Ich finde Dinge und spiele mit Ihnen, wie es eine Katze tun würde. Das ist mein Sinn für Humor. Es ist aber auch mein Überlebensmechanismus: Dieses kleine bisschen Magie in einer düsteren Situation zu finden, mit Licht und Schatten zu spielen. Das ist das Geheimnis meiner positiven Einstellung.

Über das nach Ihnen benannte Album „My Name is Michael Holbrook“ von 2019 sagten Sie damals, Sie wollten weg vom Schmerz der Vergangenheit und hin zu etwas Hoffnungsvollem. Können Sie das erklären?

Mika: Das geht zurück auf einige schwierige Jahre. Ich wurde von Beginn an von meiner Mutter erzogen. Ich wurde von der Schule verwiesen und hatte eine Menge Probleme: Ich war acht Jahre alt und konnte weder lesen noch schreiben. Ich habe aufgehört zu sprechen – für rund neun Monate. Meine Mutter hat sich mir angenommen, als wäre ich ein Projekt. Wir waren fünf Kinder, aber sie hat sich um mich gekümmert und überlegt, was wir tun könnten. Dann hat meine Mutter gesagt: „Du gehst für ein Jahr nicht zur Schule.“ Ich sagte, ihr dass das illegal ist. Das war ihr egal. Es hätte nichts gebracht, mich in die Schule zu schicken. Ich habe nicht geredet. Ich habe nichts gelesen oder geschrieben. Ich war traurig und habe mich von der Außenwelt abgekapselt. Meine Mutter hat mich in den Park geschickt. Dort sollte ich spielen. Und den Rest des Tages sollte ich Musik machen. Sie hat mir einen Klavier- und einen Musiklehrer organisiert und mich Stunde für Stunde jeden Tag trainiert.

Was hat das mit Ihnen gemacht?

Mika: Was Sie damals gemacht hat: Sie hat ein anderes Wertesystem etabliert. Denn das Wertesystem der Schule hat nicht funktioniert. Meine Mutter hat mir gezeigt, wie ich mich nicht wertlos fühle und mich als Musiker geformt. Das hat mich gerettet. Wir haben bis zum Ende zusammengearbeitet, aber als ich angefangen habe, dieses Album zu schreiben, ist sie krank geworden. Das Album wurde geschrieben, während sie an einem Hirntumor litt. Ich sah, wie sich die Person, mit der ich mein ganzes Leben gearbeitet habe, verändert hat. Ein Teil des Gehirns schaltete sich aus. Das ist für jeden, der das erleben muss, eine sehr schwierige Situation, insbesondere wenn man gerade sein Album aufnimmt. Ich musste dieses Album nutzen, um so zu tun, als würde das nicht passieren, um Frieden zu schließen mit der endenden Beziehung zu meiner Mutter. Das war der Prozess bei diesem Album – und er war nicht einfach. Aber er war richtig.

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Sie waren schon bei „The Voice France“ und „X Factor Italy“ im Fernsehen zu sehen, in Italien hatten Sie eine eigene TV-Show und 2022 haben Sie den Eurovision Song Contest in Turin moderiert. Was gefällt Ihnen am Fernsehen?

Mika: Das Fernsehen war Teil meiner Entscheidung, mich nicht zu verschließen. Ich habe es immer gehasst, wenn etwas Kleines herausgepickt und in den Medien darüber gesprochen wurde. Aber als ich begonnen habe, ins Fernsehen zu gehen und über meine Sichtweise auf Musik zu sprechen, habe ich realisiert, dass mich das nicht auf etwas reduziert, im Gegenteil: Es erweitert mich. Das hat meine Musik bereichert. Überall, wo ich im Fernsehen zu sehen war, hat es den Menschen den Zugang zu meiner Musik erleichtert. Das ist selten, denn oft haben Musiker, die im TV sind, Probleme, ihre Konzerte zu füllen. Bei mir war es das Gegenteil. Ich glaube, es lässt Menschen in meine Welt. Ich mag es, über Musik sprechen zu können. Ich finde, es gibt nicht mehr genug Musikfernsehen. Das ist wirklich schade.

Sie sind ein Weltenbummler, verraten Sie uns zum Schluss: In welchem Land stehen Sie am liebsten auf der Bühne?

Mika: Meine Herausforderung ist, in Amsterdam aufzutreten und es sollte sich anfühlen wie in Brüssel. Wenn ich in Tokio bin, versuche ich, dass die Leute sich benehmen wie in Berlin – was schwieriger ist, als man denkt. Wissen Sie, wie es sich anfühlt, wenn 15 000 Zuschauer in Südkorea ihren Song auf Französisch mitsingen? Das ist unglaublich. Es macht die Welt größer und kleiner im selben Moment. Die Herausforderung ist, diese gefährliche, spielerische Energie überall dort hinzubringen, wo ich auftrete – ob in Schwetzingen oder in Genf.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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