Mannheimer Sommer

Orchesterkaraoke im Schlossgarten Schwetzingen: Singen wie die großen Stars

Die Mitwirkenden und knapp 700 Zuschauer haben im Schlossgarten merklich Spaß. Das ist nicht überraschend: Es ist kein alltägliches Erlebnis für die meisten, singend mit einem großen Orchester auf der Bühne zu stehen.

Von 
Rita Weis
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Es ist etwas ganz Besonderes: Karaoke mit großem Orchester und viel Publikum im Schlossgarten. © Rita Weis

Schwetzingen. Es ist schon ein ganz besonderes Erlebnis, mit einem großen Orchester auf der Bühne zu stehen und vor großem Publikum zu singen. Am vorletzten Abend des Mannheimer Sommers war dies möglich: Auf der Freilichtbühne des Schwetzinger Schlossgartens hatten sich 60 Mitglieder der Heidelberger Akademischen Philharmonie und des Nationaltheater-Orchesters unter der Leitung von Jan Dvorák eingefunden, bereit für einen Abend mit Karaoke.

Als Stütze für die Laiensänger und -sängerinnen war die „lebende Karaoke-Maschine“ Jan Wulf dabei, damit sich alle Teilnehmenden sicher fühlen konnten. Und da waren schon einige Talente unter den knapp 700 Gästen. Durch das Programm führte Matthias von Hartz.

Vor dem großen Singen gab es ein etwa halbstündiges Warm-up mit Atem- und Stimmübungen für alle Teilnehmenden im Festivalzentrum. Abschluss der gemeinsamen Vorbereitung war das Lied „Don’t Cry for me Argentina“ aus dem Musical „Evita“ von Andrew Lloyd Webber. Dann wanderten alle Teilnehmenden zum Open-Air-Park. Glücklicherweise hatte es aufgehört zu regnen.

Orchester begrüßt Schwetzinger Publikum mit Rolling Stones

Das Orchester begrüßte die Ankommenden mit dem alten Rolling Stones Hit „Ruby Tuesday“. Der schöne volle Klang des Sinfonieorchesters berührte und motivierte. „Heute werden keine Talente entdeckt“, sagte Moderator von Hartz gleich am Anfang des Abends, „sondern es geht um das gemeinsame Singen“. Und so war dann auch das erste Lied zum gemeinsamen Mitsingen das eben gehörte „Ruby Tuesday“ – diesmal mit projiziertem Text auf eine große Leinwand hinter der Bühne und zwei relativ große Monitore vor der Bühne, damit die Sängerinnen und Sänger die Liedtexte mitlesen konnten.

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Nun war das Publikum an der Reihe. Als erstes schlug der Moderator „It’s raining men“ von den Weather Girls vor, und es meldeten sich zwei wagemutige junge Sängerinnen. Das Orchester spielte rücksichtsvoll, Karaoke-Maschine Jan Wulf zeigte mit dem Finger auf der Projektion die richtigen Textstellen und das Publikum sang und klatschte mit. Nun konnte nichts mehr schiefgehen, und tatsächlich klang der vorgetragene Song gut und weitestgehend richtig. Und die Darbietung machte den Nächsten Mut. Zwei Leute suchten sich „Shallow“ von Lady Gaga und Bradley Cooper aus. Mit der Zeit fassten die Vortragenden aus dem Publikum immer mehr Mut und machten kleine Gesten und Tanzschritte zu während ihres Gesangs; so auch eine junge Frau, die „Rolling in the Deep“ von Adele interpretierte.

Publikum mischt beim Orchesterkaraoke in Schwetzingen mit

Auch meldeten sich immer mehr Leute, die gerne vorsingen wollten. Als die Interpretin von „Dance Monkey“ von Tones and I etwas unsicher wurde, erhielt sie Unterstützung durch das Publikum, das fröhlich und richtig mitsang. Aber das Publikum wurde teilweise auch als Chor direkt in die Aufführung mit einbezogen, zum Beispiel bei dem durchaus schwierigen Song „Bohemian Rhapsody“ von Queen, das sinfonische und Pop-Elemente verbindet. Dazu wurden vorher die Choranteile geübt. Die Sängerin war angehalten, Szenenanweisungen zu berücksichtigen und dadurch Showelemente in die Aufführung einzubauen.

Das Stück begann – wie im Original – mit Chor und Orchester. Und als die junge talentierte Sängerin, die 16-jährige Clara Schneller, dann einsetzte, war der Applaus groß, denn sie brachte ihren Einsatz auf den Punkt, hatte eine gute kräftige Stimme und sang absolut richtig – und das Zusammenspiel von Gesangssolistin, Publikum und Orchester war phänomenal! „Wir wollen werkgetreu spielen“, hatte Moderator von Hartz irgendwann mal gesagt – und das war hier gelungen!

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Da hatte es der nächste Solist schon schwer; es war mit zwölf Jahren der jüngste Teilnehmer und hatte sich „Major Tom“ von Peter Schilling ausgesucht. Mutig betrat auch die nächste Kandidatin die Bühne, doch ehe sie das Mikrofon ergriff und die vielen Menschen im Publikum sah, entfuhr ihr erste einmal „Oh Shit“ – das brachte Lachen und Entspannung. Der Karaoke-Mann schrieb „Du schaffst es“ auf den projizierten Text und los konnte es gehen mit dem tanzbaren „Get Lucky“ von Draft Punk & William Pharell.

Tanz und Liebe sind auch die Stichwörter für den nächsten Song: „The Time of My Life“ aus „Dirty Dancing“, ursprünglich gesungen von Jennifer Warnes und Bill Medley, und nun unterhaltsam gecovert von Moshkan und Andreas, die extra aus der Schweiz gekommen waren. Die nächste Interpretin war nicht nur schwarz gekleidet, sie setzte auch eine bizarre Sonnenbrille auf und legte eine coole, kritische Miene auf wie das Original: Billie Eilish „Bad Guy“.

Rocker feiert im Schlossgarten Schwetzingen mit Orchester Geburtstag

Es folgten noch „Don’t Cry for me Argentina“ in der Version von Madonna, „Texas Hold ‘em“ von Beyoncé, „Flowers“ von Miley Cyrus und „Murder on the Dance Floor“. Den Abschluss bildete „Light my Fire“ von den Doors, allerdings in der jazzigeren Version von Shirley Bassey. Auf die Bühne kam Christian aus Frankfurt – ein Mann, dem man den Rocker gerne abnehmen wollte. Er war in Feierlaune, denn er hatte den Karaoke-Abend in Schwetzingen zu seinem Geburtstag geschenkt bekommen.

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Die Stimmung im Publikum war nach der guten „Mukke“ hervorragend, und man wollte gerne mehr. Nicht auf dem Plan hatte „Viva la Vida“ von Coldplay gestanden und doch meldete sich eine Interpretin, die den Solopart übernahm. Es war inzwischen dunkel und kühl geworden, der Applaus hielt dennoch an.

Die letzte Zugabe war ein würdevolles Geschenk des Orchesters an das Publikum und alle mutigen Teilnehmenden: „My Way“ von Frank Sinatra klang durch die späte Dämmerung im Schlossgarten.

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