Schwetzingen. Dass das Projekt Rothacker‘sches Haus aufgrund der Kostenexplosion und der angespannten Haushaltslage beendet werden muss, darüber waren sich alle im Schwetzinger Gemeinderat einig. Dennoch gab es in der Sitzung am Mittwoch Redebedarf. Die Enttäuschung, dass dort jetzt kein Museum entstehen wird, hielt sich bei einigen Ratsmitgliedern aber in Grenzen.
Für Oberbürgermeister Matthias Steffan war das Projekt grundsätzlich kein Fehler: „Zum damaligen Zeitpunkt war das richtig.“ Aber die Rahmenbedingungen hätten sich eben eklatant geändert. Eine Einhaltung der vereinbarten Kostenobergrenze von 12,85 Millionen Euro sei trotz Fördermitteln von Bund und Land unmöglich geworden.
Das von Karl Rupp (Freie Wähler) zitierte Sprichwort „Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ zog sich praktisch wie ein roter Faden durch die Stellungnahmen. Auch für Markus Bürger (CDU) ist die Entscheidung unumgänglich: „Politik bedeutet auch, den Mut zu haben, eine Entscheidung neu zu bewerten, wenn sich die Faktenlage verändert. Genau das haben wir getan – im Sinne der Stadtgemeinschaft.“
Geschichtsträchtiges Haus in der Schwetzinger Stadtmitte verschwindet
Dr. Michael Rittmann (Bündnis 90/Die Grünen) bedauerte den Schritt schon: „Denn wir verlieren ein geschichtsträchtiges Haus in der Stadtmitte. Und Schwetzingen fehlt für seine Sammlungen weiterhin ein Museum.“ Aber das Haushaltsdefizit und die drohende Verschuldung würden der Stadt keine andere Wahl lassen. Dass die Kommune durch das gescheiterte Projekt einen Verlust von 2 Millionen Euro hinnehmen müsse, sei schlecht: „Für die Zukunft müssen daraus Lehren gezogen werden. Wir müssen deutlicher und bescheidener planen.“
Auch für Robin Pitsch (SPD) ist die Entwicklung nicht schön. Aber Fakt sei dann eben einfach: „Ich kann als Gemeinderat kein Museum für 12 Millionen verantworten, wenn ich gleichzeitig abgängige Grundschulgebäude mit zu wenig Räumen habe und ich Mühe habe, andere Bereiche durchzufinanzieren.“
Das Rothacker‘sche Haus
- Der Gebäudekomplex wurde von Bierbrauer Johann Georg Seitz zwischen 1832 und 1850 als Teil seiner Brauerei errichtet.
- Aus der Seitz‘schen Brauerei wurde 1889 dann die „Brauerei zum Zähringer Löwen AG, Schwetzingen “. In diesem Zuge wurde auch das Gebäudeensemble umgebaut. 1907 fusionierte schließlich die „Brauerei zum Zähringer Löwen AG“ mit der „Ritterbrauerei“, was zur Auflösung des Brauereistandorts an dieser Stelle führte.
- Die Stadt erwarb das Gelände samt Gebäude im Jahr 1920 und veräußerte das Gebäude 1921 an den Schreiner Adolph Rothacker , der dort seine Werkstatt einrichtete.
- 1930 starb Rothacker, das Gebäude wurde schließlich 1984 an die Stadt Schwetzingen verkauft. Zuletzt wurde es als Lager genutzt.
Am wenigsten trauern die Liberalen dem Projekt hinterher: „Unser Bedauern hält sich in Grenzen“, sagte FDP-Sprecher Dr. Christian Lorentz. Ähnlich sieht es Werner Zieger (parteilos): „Denn bei den 17 Millionen wäre es nicht geblieben.“
Die Idee, an dieser Stelle seniorengerechtes Wohnen in zentraler Lage zu ermöglichen, ist für alle ein insgesamt guter Schritt: „Schwetzingen ist eine Stadt der kurzen Wege – genau hier können Wohnraum, Nahversorgung, Dienstleistungen und eine gute Verkehrsanbindung sinnvoll zusammengeführt werden“, meinte etwa CDU-Mann Markus Bürger.
Diskussion um neuen Standort für Stadtmuseum in Schwetzingen
Bleibt die Frage nach einem Standort für die Präsentation der Schwetzinger Stadtgeschichte. „Eine große Kreisstadt ohne Museum ist eigentlich ein Armutszeugnis“, meinte Freiwähler Rupp. Jetzt müsse man eben einen anderen Standort suchen und gegebenenfalls themenbezogene Ausstellungen in kleineren Räumen machen. So sieht es auch Grünen-Kollege Rittmann: „Ein Museum lässt sich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt und an einem anderen Ort in kleinerem und deutlich kostengünstigerem Maßstab umsetzen.“ Wie SPD-Sprecher Pitsch – und unsere Zeitung – hält er das Palais Hirsch am Schlossplatz durchaus für eine gute Option.
Markus Bürger legt sich nicht auf einen speziellen Ort fest, die Schwetzinger Sammlungen liegen aber ihm und seiner CDU-Fraktion genauso am Herzen: „Wichtig ist uns, dass Schwetzingens Geschichte auch weiterhin sichtbar bleibt – in einer Form, die finanzierbar und für Bürgerinnen und Bürger zugänglich ist.“
Über die Pläne mit dem seniorengerechten Wohnen sowie zum gesamten Entwicklungskonzept für diesen Bereich der Stadt werden wir noch ausführlich berichten.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Ein Museum gehört ins Zentrum – das Palais Hirsch als Lösung?