Schwetzingen. Schwetzingens Partnerstädte sind immer wieder eine Bereicherung für Veranstaltungen – und manchmal auch ein Impulsgeber. Denn das Frühschoppen-Format „Schwetzinger Wirtshausmusikanten“ des Musikvereins-Stadtkapelle war einst im oberbayerischen Karlshuld geboren und mit nach Hause in die Kurpfalz gebracht worden. Jetzt gab es im „Blauen Loch“ bereits die vierte Auflage – mindestens genauso erfolgreich wie die drei vorher. Und im Reigen der Jubiläumsevents anlässlich des 150. Geburtstags der Stadtkapelle war es gewiss ein weiterer Höhepunkt.
Schon vor dem offiziellen Beginn war im Johann-Welde-Saal kein Platz mehr zu bekommen. Wer nicht reserviert hatte, der hatte Pech oder musste im Stehen zuschauen oder aus den Nachbarräumen des Lokals lauschen. Und der hörte viele schwungvolle Melodien – von böhmischen Märschen, Polkas und Walzern über Klassiker aus Österreich oder volkstümliche Gassenhauer aus der kurpfälzischen Heimat.
Los ging es flott mit dem Egerländer Musikantenmarsch, den einst der Urvater der böhmischen Blasmusik, Ernst Mosch, komponiert hatte. Und quasi vom ersten Takt an war das rund 100-köpfige Publikum in bester Frühschoppen-Laune, klatschte, sang, schunkelte und tanzte mit. „Das ist wie vor 60 Jahren in meiner Heimat. Da bin ich immer mit meinen Eltern zu Festen“, erzählte Anneliese Müller begeistert.
Blasmusik und bayerische Küche vereinen sich in Schwetzingen harmonisch
Ein Klassiker der Blasmusik jagte im Laufe des Vormittags den anderen: „Tief im Böhmerwald“, der „Hoch- und Deutschmeister Regimentsmarsch“, „Auf der Vogelwiese“, „Dem Land Tirol die Treue“ oder dem Kaiserjägermarsch – die „Wirtshausmusikanten“ unter der Leitung von Pascal Morgenstern zeigten sich in bester Spiellaune. Die bayerisch geprägte Speisekarte des „Blauen Loch“ – mit Weißwürsten, Lewwerknödel oder Schweinsbraten mit Knödel – tat ein Übriges zur guten Stimmung bei.
Den 1890 von dem tschechischen Komponisten, Dirigenten und Militärkapellmeister Rudolf Novácek komponierten Castaldo-Marsch hatte die Schwetzinger Stadtkapelle quasi vor Jahren aus der bayerischen Partnergemeinde Karlshuld mitgebracht, erzählte Vorsitzender Simon Abraham. Dorthin waren 2022 einige Mitglieder aus Schwetzingen zum Blasmusik-Open-Air, wirkten in einer großen Kapelle mit und spielten eben viele dieser klassischen Melodien. „Das war die Geburtsstunde der Wirtshausmusikanten“, betonte Abraham.
Im selben Jahr waren Karlshulder und Schwetzinger auch gemeinsam beim Spargelsamstag aufgetreten – mit dem „Böhmischen Traum“, einem festen Bestandteil des Repertoires nahezu aller Kapellen, manche sagen sogar, es ist eine Art Nationalhymne der Blasmusikerinnen und Blasmusiker. Dabei hat der Gassenhauer seinen Ursprung weder in Böhmen, noch wurde er von Ernst Mosch und seinen Zeitgenossen komponiert, sondern erst 1997 vom Schwaben Norbert Gälle. Logisch, dass der „Böhmische Traum“ auch im „Blauen Loch“ gespielt wurde.
Musikalische Vielfalt begeistert das Publikum erneut
Dort waren übrigens auch Mitglieder befreundeter Vereine aus Karlsdorf, Walldorf und Diedesfeld vertreten. Aus letztem Winzerort kommt Erich Münch, der das Ensemble mit seinem Gesang ergänzte, unter anderem bei „Fliege mit mir in die Heimat“ oder „Ich hab‘ mein Herz in Heidelberg verloren“. Und um Gesang drehte sich ein weiterer Gastauftritt zu Beginn des zweiten Teils: Denn die neuen Schwetzinger Kerweborscht präsentierten sich – sehr zur Freude des Publikums – mit drei Liedern.
Und so ging nach nahezu vier Stunden ein XXL-Frühschoppen zu Ende, der vorletzte Höhepunkt im Jubiläumsjahr, das mit dem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag, 2. November, 18 Uhr, in der evangelischen Stadtkirche zu Ende gehen wird. Der Frühschoppen der „Wirtshausmusikanten“ am Kerwesonntag könnte sich zu einer Institution entwickeln. „Das machen wir nächstes Jahr wieder“, meinte Vorsitzender Abraham auch mit einem Blick auf die Kerweborscht.
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