Stadtgeschichte

So begeht die Region das Jubiläumsjahr von Carl Theodor

Vor 225 Jahren ist er gestorben: Jetzt feiern Mannheim, Schwetzingen und die Region den Kurfürsten Carl Theodor. Warum er für Mannheim wichtig ist und was im Carl Theodor-Jahr in Mannheim und Schwetzingen geplant ist

Von 
Peter W. Ragge
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Gedenken in der Schlosskirche zum Carl-Theodor-Jahr: In der Mitte Vikar Rolf Blase, rechts zwei Akteure in Barockkostümen. © Michael Ruffler

Mannheim. Die Blumen auf dem Altar sind in weiß-blau gehalten, den Farben der Wittelsbacher, und die Kirchenlieder genau so ausgewählt, dass sie auch schon zur Barockzeit erklangen: Mit einem festlichen Gottesdienst in der Schlosskirche haben die Alt-Katholische Kirche sowie die Staatlichen Schlösser und Gärten an Kurfürst Carl Theodor erinnert, der im Dezember vor 300 Jahren geboren und am 16. Februar vor 225 Jahren gestorben ist. Daher wird 2024 das Carl-Thedor-Jahr gefeiert, in dem Mannheim und seine Sommerresidenz Schwetzingen an den von 1742 bis 1799 amtierenden Regenten erinnern.

Gemälde Carl Theodors von Heinrich Carl Brandt aus dem Jahr 1769. © dpa

„Es dauerte damals auch zwei Tage, bis die Nachricht vom Ableben Carl Theodors in München in Mannheim eintraf“, begründet Ralf Wagner, Konservator der Staatlichen Schlösser und Gärten, die Terminierung des Gottesdienstes. Viele Gläubige der alt-katholischen Gemeinde, deren Heimat seit 1874 die Schlosskirche ist, sowie geschichtsinteressierte Mannheimer sind gekommen. Aus Schwetzingen sind Erster Bürgermeister Matthias Steffan und die Zuständige für Kultur da, von Mannheim keine offiziellen Vertreter.

Carl-Theodor-Jahr in Mannheim und Region: Ausstellungen, Vorträge und Lichtshow

Die Schlosskirche sei genau der richtige Ort, um an Carl Theodor zu denken, erläutert Ralf Wagner. Zwar ist sie bereits unter seinem Vorgänger Carl Philipp errichtet worden, der dort mit seiner dritten Frau auch in Sarkophagen in der Gruft unter dem Altarraum ruht. Doch hier habe Carl Theodor 1742 geheiratet, in seiner Mannheimer Regierungszeit (1742-1778) täglich die Messe gefeiert und in der Silvesternacht 1777/78 die Nachricht vom Tod seines Verwandten Kurfürst Maximilian III. Joseph von Bayern erhalten.

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Dadurch fiel Carl Theodor die Erbfolge in München zu, wurde er Chef von Pfalz-Baiern. „Ein bedeutender Ort also“, so Ralf Wagner, wenn es auch die einstige Kurfürstenloge, in die Carl Theodor direkt aus dem Schloss in die Kirche gehen konnte, nicht mehr gibt und sich hier nun die Orgelempore befindet.

Zur Erinnerung an den einstigen Regenten dürften sich die Bewohner von Mannheim, Schwetzingen und der ganzen Kurpfalz „auf einige Veranstaltungen freuen“, so der Konservator der Staatlichen Schlösser und Gärten. In Mannheim zählen dazu ab Herbst zwei kleinere Ausstellungen in den Reiss-Engelhorn-Museen und im Marchivum sowie eine Vortragsreihe vom Altertumsverein, im Mannheimer und im Schwetzinger Schloss wird zusätzliches Frankenthaler Porzellan ausgestellt. In Schwetzingen soll es im Oktober eine große dreitägige Tagung und Anfang November eine viertägige Illumination an der Hoffassade vom Schloss geben.

Gottesdienst zum Auftakt des Carl-Theodor-Jahres in Mannheim

Vikar Rolf Blase, der den Festgottesdienst mit Diakon Günther Barth zelebriert, zieht in seiner Predigt eine Parallele zwischen Carl Theodor und heute. Auch die Regentschaft des Kurfürsten habe für Mannheim damals eine Zeitenwende bedeutet. „Es war eine positive Zeitenwende für die Region“, so Blase.

Er verweist auf das dem barocken Regenten zu verdankende kulturelle, wissenschaftliche und bauliche Erbe. „Er war ein aufgeklärter Kurfürst, verhalf Mannheim zu einer Blütezeit“, erinnert der Vikar auf den großen Einfluss der „Mannheimer Schule“ und der europaweit berühmten Hofkapelle auf die Musikgeschichte.

Schon immer habe den Menschen eine Zeitenwende bevorgestanden - ob durch die Sintflut, Kriege, durch den Mauerfall 1989 oder jetzt durch den russischen Überfall auf die Ukraine und den Ausbruch eines Krieges mitten in Europa. Wichtig sei jedoch stets, dass die Menschen den „Mut zur Umkehr finden und ihr Herz für die christliche Botschaft Gottes“ öffneten, so der Geistliche.

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In die Fürbitten schließt er die Bitte um Frieden ebenso ein wie den in einem sibirischen Straflager ums Leben gekommenen russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny. Ein Teil der Fürbitten verliest Tanja Rehberger, die als „Raugräfin zu Friedrichsfeld“ mit Christian Tacke in barocken Gewändern dem Festgottesdienst ein besonderes Gepräge gibt.

In der Schlosskirche findet noch eine weitere Veranstaltung der Alt-Katholiken zum Gedenken an Kurfürst Carl Theodor statt: am Donnerstag, 21. März um 20 Uhr. Dabei erklingt Musik für Solo-Fortepiano, die von Komponisten geschrieben wurde, die mit Mannheim eng verbunden sind - von Wolfgang Amadeus Mozart, von Literat und Organist Christian Friedrich Daniel Schubart sowie vom früheren Mannheimer Kapellmeister Georg Joseph Vogler. Der kanadische Fortepianist Anders Muskens, Spezialist für alte Tasteninstrumente sowie Gründer und Leiter des Ensembles „Das Neue Mannheimer Orchester“, spielt auf einem Original-Hammerklavier von John Broadwood & Son aus dem Jahr 1794 in London.

Redaktion Chefreporter

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