Evangelische Kirchengemeinde

Weihnachtsspecial von „For your soul“ in Schwetzingen: Sterne als Fingerzeig Gottes

Im Online-Gottesdienst "For your soul" überbrücken ein Raumfahrtingenieur und eine Prädikantin den vermeintlichen Graben zwischen Wissenschaft und Religion. Sterne und Musik schaffen einen gemeinsamen Blick auf die Welt.

Von 
Stefan Kern
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Pfarrerin Dr. Franziska Beetschen (v.l.), Pfarrer Steffen Groß, Prädikantin und Pfarramtsmitarbeiterin Simone Heidbrink, Luft- und Raumfahrttechnik-Professor Dr. Reinhold Bertrand und der Musiker Athi Sananikone von „Athi rocks“. © Stefan Kern

Schwetzingen. Zwischen der Wissenschaft und der Religion wird meist von einem unüberbrückbaren Graben ausgegangen. Unvereinbar, so ein häufig vermuteter Leumund. Doch das scheint so nicht in Gänze zu stimmen. Zumindest beschäftigten sich die beiden Protagonisten des jüngst aufgezeichneten Online-Gottesdienst „For your Soul“ für den Heiligen Abend im Schlossrestaurant „Theodors“, der Professor für Luft- und Raumfahrttechnik Dr. Reinhold Bertrand und die Prädikantin der evangelischen Kirche Simone Heidbrink mit dem Brückenschlag über diesen vermeintlichen Graben.

Vielleicht, so könnte man nach diesem Weihnachtsgottesdienst Bilanz ziehen, gibt es gar keinen Graben. Zumindest keinen unüberbrückbaren. Sind Wissenschaft und Religion doch nur verschiedene Arten die Welt zu sehen. Nur gemeinsam wird das Bild, das sich dem Menschen bietet, vollständig.

 „For your soul“ in Schwetzingen: Referenzraum für den Glauben

Dass das Universum mit seinen Sternen eine Art Referenzraum für Gott und den Glauben an ihn darstellt, scheint unumstritten. Heidbrink erinnert daran, dass bereits im 2500 Jahre alten 1. Buch Moses Abraham von Gott das Staunen über den Sternenhimmel lernte. Und natürlich der Stern zu Bethlehem, der die drei Weisen aus dem Morgenland gen Bethlehem führte.

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Der Blick in den Sternenhimmel, so Heidbrink, war schon immer eng mit der Gotteserfahrung verknüpft. Sterne als Blick in die Ewigkeit, die das vergängliche Selbst spüren lassen, und damit selbst zu einem religiösen Bezugsrahmen werden. Eine Sicht, die auch der ESA-Ingenieur teilt. Bertrand arbeitet als Raumfahrtingenieur bei der Europäischen Raumfahrtbehörde in Darmstadt und ist für das Technologiemanagement zuständig. Also für die Abschätzung, welche Geräte für welche Missionen in Zukunft gebraucht werden könnten. Es wäre nicht überraschend, wenn der Raum, der Gott hier noch einnehmen kann, eher klein ausfallen würde. Frei nach Max Webers Diktum von der Entzauberung der Welt. Doch weit gefehlt. Im Predigtgespräch mit Heidbrink wird sehr deutlich, dass das eine das andere nicht ausschließt, sondern das eine auf das andere verweist. Heidbrink erinnert an den Astronomen Johannes Kepler, der gesagt hat: „Astronomie zu betreiben heißt, die Gedanken Gottes zu lesen.“

 „For your soul“ in Schwetzingen: Flieg mich zum Mond

Auch die Musik erfährt durch das Universum und die Sterne darin einen prägenden Überbau, den Athi Sananikone (alias „Athi rocks“) mit Liedern wie „A Sky full of Stars“ oder „Fly me to the Moon“ wunderbar zum Klingen bringt. Sowohl mit der Musik als auch durch Bertrand wird sehr deutlich, dass Wissen nicht zwangsläufig zur Entzauberung führt. Ganz im Gegenteil, beim Betrachten des Universums, unserem Sonnensystem und unserer kleinen und verletzlichen blauen Kugel, auf der über Millionen von Jahre Leben entstanden ist, könne man doch gar nicht nicht staunen oder Ehrfurcht vor der Schöpfung entwickeln. Einen Widerspruch zwischen Religion und Wissenschaft kann der praktizierende Katholik Bertrand nicht erkennen. „Das sind einfach zwei verschiedene Instrumente, mit denen unterschiedliche Dinge in den Fokus geraten.“ Als Beispiel führt er die beiden Instrumente Lupe und Hörrohr an. Niemand würde auf die Idee kommen, mit einer Lupe akustische Signale zu analysieren oder mit einem Hörrohr irgendetwas Visuelles entdecken zu wollen. Und genauso sieht das Bertrand mit Religion und Wissenschaft.

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Das Ganze bekomme man nur mit beiden Perspektiven in den Blick. Gerade Fragen wie „warum“ und „wozu“ habe man mit der Wissenschaft alleine nicht im Griff. Das Ganze sei mehr als seine Teile. Und auf die Frage, was Weihnachten für ihn bedeute, antwortet Bertrand, dass Weihnachten der Moment sei, in dem sich Gott den Menschen zeige und auf sie zugehe. „Was für ein tröstliches Bild.“ Genau wie das Lied, „Stille Nacht“, das Athi mit seiner Gitarre traumschön interpretiert.

Der Gottesdienst endet mit einer Fürbitte, mit der Heidbrink und Bertrand die Menschen an den vielen dunklen Orten voller Leid und Schmerz in den Blick nehmen. Auch wenn der Stern zu Bethlehem wohl eine Konjunktion (scheinbare Annäherung zweier Planeten, die ein auffälliges Lichtphänomen zur Folge haben können) der beiden Planeten Saturn und Jupiter war, täte solch ein astronomisches Ereignis der Welt gut. Der Blick ins All und die Sterne kann Demut zur Folge haben und könnte die zerstörerische ichbezogene Hybris des Menschen relativieren.

„For your Soul“ ist auf dem Youtube-Kanal „ekischwetzingen“ und auf www.for-yor-soul.de am Heiligen Abend ab 18 Uhr freigeschaltet.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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