Altlußheim. Gabriel Eichhorn ist überraschend für die Turn-Europameisterschaft vom 24. April bis zum 5. Mai in Rimini nominiert worden. Der 18-jährige Sportsoldat aus Altlußheim profitiert dabei von einer Verletzung des Cottbussers Lucas Kochan, der sich im Trainingslager im brandenburgischen Kienbaum einen Kreuzbandriss zuzog. Im Interview spricht Eichhorn über sein Gefühl, als er die Nachricht von der Nominierung erhielt, seine Ziele für sein erstes Großereignis im Nationaldress und was die EM-Teilnahme für seine Olympia-Träume bedeutet.
Herr Eichhorn, wie fühlt es sich an, erstmals für ein Großereignis im Turnen nominiert worden zu sein und dabei von der Verletzung eines Teamkollegen zu profitieren?
Gabriel Eichhorn: Das sind wirklich sehr gemischte Gefühle. Es ist meine erste EM-Teilnahme im Seniorenbereich. Natürlich ist es für mich etwas Besonderes, da überhaupt dabei zu sein. Aber richtig freuen kann ich mich nicht, weil es durch die Verletzung von Lucas möglich wurde. Ich konnte mich aber schon glücklich schätzen, es bei der EM-Quali auf den Ersatzturnerplatz geschafft zu haben. So bekomme ich jetzt diese einmalige Chance.
Wie gehen Sie die EM an?
Eichhorn: Ich will einfach nur cool bleiben, mich auf mein Programm konzentrieren und schauen, was am Ende dabei herauskommt.
Für welche Rolle hat Sie der Bundestrainer bei der EM in Rimini denn eingeplant?
Eichhorn: Ich bin als Einzelturner vorgesehen, der das Team absichert. Ich werde also an den drei Geräten an den Start gehen, an denen ich dem Team am besten helfen kann. Das werden Reck, Barren und Boden sein.
Der Einzug in ein Einzelfinale ist für Sie also auch möglich?
Eichhorn: Ja, auf jeden Fall. Aber das wird schon richtig schwer.
Aber an Ihrem Paradegerät Reck sollte das doch möglich sein?
Eichhorn: Ich habe eine richtig starke Übung und sie noch einmal schwerer gemacht. Aber man sollte nicht vergessen, dass ich dort gegen richtig starke Gegner antrete. Gegner, die schon EM-Titel und OIympia-Medaillen gewonnen haben. Aber jede Übung muss erst einmal geturnt werden. Es ist immer alles möglich. Ich mache mich aber nicht verrückt und konzentriere mich einfach nur auf meine Einsätze und mein Programm.
Wie wichtig war Ihre erste Teilnahme an einem Weltcup vor wenigen Wochen in Antalya?
Eichhorn: Beim Weltcup war ich turnerisch nicht wirklich gut. Da habe ich meine neuen, schwereren Übungen erstmals getestet, das hat noch nicht so richtig geklappt. Ich habe aber wichtige Erfahrungen gesammelt. Gegen internationale Top-Turner an den Start gegangen zu sein, schon mal neben Olympiasiegern gestanden zu haben, das hilft mir definitiv auch für die EM.
Und was bedeutet die Teilnahme an der Europameisterschaft für eine mögliche Olympia-Qualifikation im Sommer?
Eichhorn: Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wenn ich jetzt mal zurückschaue auf 2018, als ich wegen meiner Ellenbogenverletzung gar nicht mehr turnen konnte und mich viele bereits abgeschrieben haben, bestätigt mich das in meiner Einschätzung, dass durch Willenskraft und harte, kontinuierliche Arbeit alles möglich ist. Aber ich mache jetzt einfach mein Ding. Jetzt bin ich im Team dabei, mal sehen, was im Juni bei der Olympia-Qualifikation passiert.
Die Chance auf eine gemeinsame Paris-Reise mit Ihrer Schwester Elisabeth Seitz ist also weiterhin gegeben?
Eichhorn: Ja klar. Elli ist auch auf einem sehr, sehr guten Weg. Ihre Achillessehne ist wieder zu 100 Prozent belastbar und auch ihren ersten Wettkampf hat sie vergangene Woche in der Turn-Bundesliga in Ketsch wieder bestritten. Da lief zwar noch nicht alles rund, ihre Chancen auf Olympia sind aber weiterhin gut.
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