Ketsch/Berlin. Wenn der Coach einer Handballmannschaft in den ersten 15 Minuten eines Spiels sich dazu veranlasst sieht, gleich zwei Auszeiten zu nehmen, dann liegt eine Vermutung nah: Die Anfangsphase kann nicht nach Plan verlaufen sein. Trainerin Franziska Steil von den Kurpfalz-Bären versuchte bei der 21:33 (12:18)-Auswärtsniederlage ihrer Mannschaft in der 2. Handball-Bundesliga bei den Füchsen Berlin mithilfe der Nachjustierungen das Ruder herumzureißen.
Doch schon früh stand am Samstagabend fest: Der Club aus der Hauptstadt, der über ganz andere Möglichkeiten verfügt, war eine Nummer zu groß für die abstiegsbedrohte Truppe aus Ketsch. „Dass wir die Anfangsphase verschlafen haben, das trifft es nicht. Verschlafen ist das falsche Wort“, sagte Steil. „Wir haben einfach schlecht geworfen und das Tor nicht getroffen, Berlin dafür schon.“
Vor 250 Zuschauern lagen die Bären vor der ersten Auszeit bereits mit 2:7 zurück (11.) und nur vier Minuten später mit 3:12. „Wir haben viel zu zentral geworfen und waren dann auch nicht wach im Rückzugsverhalten“, erklärte die Übungsleiterin, die einmal mehr mit personellen Sorgen zu kämpfen hatte. Neben Nell Gotta, Amelie Möllmann und Lea Marmodee, die allesamt verletzt fehlten, stand auch Katja Hinzmann aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung.
Janneke Geigle als Spielmacherin der Kurpfalz-Bären
Steil machte aus der Not eine Tugend und beorderte Janneke Geigle, die erst in der vergangenen Woche ihren Vertrag verlängert hatte, auf die Spielmacherposition – die ersten Zweitliga-Minuten für die 18-Jährige. Zudem war auch Mireia Torras Parera nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Dennoch: Nach einer Umstellung in der Defensive stabilisierten sich die Gäste aus der Kurpfalz und gestalteten zumindest vorübergehend ein Spiel auf Augenhöhe. „Wie wir zurückgekommen sind, das ist schon positiv“, sagte Steil.
Beim 20:25 bot sich den Bären sogar die Möglichkeit, das Momentum auf ihre Seite zu holen. Allerdings scheiterte Torras Parera per Strafwurf. Anschließend häuften sich die technischen Fehler auf Seiten der Gäste wieder – die Partie war entschieden, die Niederlage besiegelt.
„Wir haben in der Defensive gegen starke Individualisten gut dagegengehalten. Auch das Tempospiel war in Ordnung“, sagte Steil, die den Ausfällen nicht zu große Bedeutung beimessen wollte. „Aber die technischen Fehler und unser Überzahlspiel waren entscheidend für die Niederlage.“
Bären-Spielerin Svenja Mann knickt um
Bangen müssen die Kurpfalz-Bären vor dem Heimspiel gegen TuS Lintfort am Samstag, 10. Februar, um Svenja Mann. Die Rückraumspielerin und beste Ketscher Werferin in dieser Saison knickte in der Sporthalle Charlottenburg um. Man müsse zwar noch die Befunde abwarten, so Steil. Gerissen sei aber voraussichtlich nichts. „Wir wollten in der Schlussphase dann aber auch kein Risiko eingehen“, sagte die 40-Jährige.
Allerdings müssen die Bären, die die Niederlage in Berlin gut einschätzen können, in tabellarischer Hinsicht einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Denn der VfL Waiblingen auf dem ersten Nichtabstiegsplatz holte einen Zähler im Fernduell und vergrößerte den Abstand auf drei Zähler. Die Tigers haben aber ein Spiel mehr absolviert.
Bären: Wiethoff, Rüttinger; Mann (6/4), Goudarzi, Bianco (5), Scheffler (3), Torras Parera (4), Geigle, Schranz, Stitzel (1), Engelhardt (2), Hufschmidt.
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