Mannheim. Das Eis ist längst abgetaut, die Banden fehlen. Eine dicke Staubschicht hat sich auf die Sitzplätze gelegt, die Kultstätte des Mannheimer Eishockeys ist ein „Lost Place“. Die Männer, die eine kindliche Freude verspüren, als sie am Samstag den Friedrichspark betreten, sehen in erster Linie allerdings gar nicht, was aus ihrem ehemaligen Arbeitsplatz geworden ist, sondern sie sehen ihn so, wie er vor gut 20 Jahren war. „Eine Tonne von Erinnerungen strömt gerade in meinen Kopf“, sagt Todd Hlushko. „Natürlich ist es ein bisschen traurig zu wissen, dass das Eisstadion bald nicht mehr stehen wird, unsere Erlebnisse kann uns aber niemand mehr nehmen.“
Hlushko hat den Kontakt zu den Adlern nach seinem Karriereende nie verloren, er arbeitet als Nordamerika-Scout für den Club, mit dem er einen seiner Karrierehöhepunkte erlebte. 2001 trug er das blau-weiß-rote Trikot, als die Mannheimer in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) den vierten Titelgewinn in fünf Jahren feierten. Und ein großer Teil dieses erfolgreichen Teams verabschiedete sich am Samstag vom Friedrichspark, der im nächsten Jahr abgerissen werden soll, um Platz für die Erweiterung der Universität zu machen.
Ehemalige Spieler noch topfit
Manche Spieler sehen so aus, als könnten sie immer noch auf Profi-Ebene dem Puck nachjagen. Jackson Penney, der Mann mit dem unglaublichen Bumms im Arm, könnte aus einer Zeitmaschine gestiegen sein. Topfit kommt Dennis Seidenberg daher, der 2011 mit den Boston Bruins des Stanley Cup in der nordamerikanischen Profiliga NHL gewann. Sein Blick geht durchs Rund, hier hat seine erfolgreiche Karriere Fahrt aufgenommen. An zwei Dinge kann sich der heute 42-Jährige noch bestens erinnern, wenn er auf die Meistersaison 2000/01 angesprochen wird: „Die ersten 30 Spiele werde ich nie vergessen, denn die habe ich mit einem dicken Pulli unter dem Trikot auf der Spielerbank verbracht. Und dann natürlich das vierte Finale, als unser Trainer Bill Stewart diesen vermeintlichen Kreislaufkollaps hatte.“
Zum Saisonstart war Seidenberg damals zarte 19 Jahre alt, im deutschen Eishockey war die Zeit noch nicht gekommen, in der die Clubs verstärkt auf Talente setzten. „In der Liga spielten fast nur Kanadier und Amerikaner“, verdeutlicht Seidenberg im Rückblick. „Dazu hatten wir einen Trainer, der auch nicht so . . .“, setzt er über Bill Stewart an, um den Satz so zu vollenden: „Er ist halt einfach recht hart mit dir umgegangen.“ Damals hatte Seidenberg an dieser Situation sicherlich zu knabbern. Heute weiß er aber, dass dieses Jahr ihn zu dem Spieler machte, der zu einem der besten NHL-Verteidiger avancierte. „In Mannheim habe ich die Einstellung gelernt, die mir in den USA zum Erfolg verholfen hat.“
Austausch mit den Fans
Auch die Fans der Adler haben Gelegenheit, sich mit ihren Idolen von damals auszutauschen. Rund um das Heimspiel in der Champions Hockey League (CHL) gegen Salzburg am Sonntag (16.30 Uhr) kommt die Meistermannschaft von 2001 noch einmal zusammen. Ab 12 Uhr steigt der Champions Hockey Beach auf dem Udo-Scholz-Platz an der SAP Arena bei Eingang A. Von 13.30 Uhr bis 15 Uhr ist eine Autogrammstunde mit den Spielern geplant. Klar, dass Mike Stevens das nicht fehlen darf. Der Stürmer schoss die Adler vor 22 Jahren in Spiel vier der Finalserie zum entscheidenden 2:1-Sieg nach Verlängerung bei den München Barons.
Später werden die Helden von 2001 beim Einlauf der aktuellen Adler-Mannschaft Spalier stehen. Todd Hlushko ist sich sicher: „Wenn diese Jungs so eng zusammenrücken wie wir damals, ist in diesem Jahr ganz Großes drin.“
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