Sandhausen. Den 26. Mai 2020 wird Dennis Diekmeier wohl nie vergessen. Im Duell mit dem SV Wehen Wiesbaden endete eine lange Durststrecke von 293 Profispielen ohne eigenen Treffer. Kein anderer Spieler in Deutschland brauchte länger, um ein Tor zu schießen.
Gesehen hat Diekmeiers Premierentreffer kein einziger Fan im Stadion. Die Corona-Zeit sorgte für leere Ränge und eine Geisterkulisse. Es sollten noch drei weitere Tore in der Spätzeit seiner Laufbahn folgen. Doch in diesem Sommer ist dann Schluss: Fußball-Drittligist SV Sandhausen und Diekmeier selbst verkündeten das Karriereende am Montagabend.
Die Fußballkarriere von Dennis Diekmeier: Ein Rückblick
„Als ich vor über fünf Jahren zum SV Sandhausen kam, dachte ich, so ehrlich muss ich sein, es sei nur ein kurzes Abenteuer“, sagte Diekmeier, der 2019 zu den Schwarz-Weißen kam. Damals trainierte die Mannschaft Uwe Koschinat. Ebenfalls zum damaligen Kader gehörte unter anderem der heutige Nationalspieler Kevin Behrens. „Ich wollte mich, nach einem halben Jahr ohne Club, zeigen, um dann weiterzuziehen. Aber dann habe ich den Verein kennengelernt – allen voran Jürgen Machmeier.“ Der Präsident habe Diekmeier mit seinem Enthusiasmus derart angesteckt, „dass ich trotz anderer Angebote nie wieder gehen wollte“.
Doch nicht nur wegen der anfangs erwähnten Statistik wird der 34 Jahre alte Routinier vielen Fußball-Fans in Erinnerung bleiben. Als schillernde Figur kam Diekmeier vom großen Hamburger SV zum selbst ernannten Zweitligazwerg und wurde dort heimisch. Inzwischen ist er der dienstälteste Spieler im Sandhäuser Aufgebot. Mit seiner Frau Dana und den vier Kindern baute er sich ein Leben in Bammental auf. Schnell entwickelte er sich auch beim SVS zu einer unverzichtbaren Stammkraft. Die Belohnung war die Kapitänsbinde.
„Ich bedanke mich bei Dennis für sein aufrichtiges Bekenntnis zu unserem Verein. Er war der Spieler, der von Beginn an die DNA des SV Sandhausen vorgelebt hat. An ihm kann sich jeder Spieler ein Beispiel nehmen“, sagte Machmeier, der Diekmeier gerne in einer anderen Funktion am Hardtwald einbauen würde. „Ich gehe davon aus, dass wir gemeinsam eine Lösung dafür finden“, sagte er.
Dennis Diekmeier: Identifikationsfigur und Führungsspieler
Unermüdlich marschierte Diekmeier an der Außenlinie auf und ab. Spielerisch konnte er zwar nicht immer die gewünschten Akzente setzen, als Typ ging er jedoch immer voran. In der jüngeren Vergangenheit wurde Diekmeier dann häufiger von muskulären Problemen ausgebremst. Auch in dieser Saison kommt er nur auf 26 Einsätze, der Körper streikte mehr und mehr.
Zukunft nach dem Karriereende: Was plant Dennis Diekmeier?
Geschäftsführer Volker Piegsa wird den Anführer, der 2008 die U19-Europameisterschaft mit Deutschland gewann, vermissen. „Dennis ist ein super Typ und eine echte Identifikationsfigur. In all den Jahren hat er den Verein wie kaum ein anderer gelebt und ist mit vollem Engagement für den SVS vorangegangen. Dabei konnten wir uns zu jeder Zeit auf ihn verlassen. Sowohl auf als auch neben dem Platz haben wir Dennis viel zu verdanken“, betont Piegsa.
Zur Person: Dennis Diekmeier
- Dennis Diekmeier ist am 20. Oktober 1989 in Thedinghausen geboren. Er bagann im Kindesalter beim TSV Bierden, bevor er 2003 zu Werder Bremen wechselte.
- 2009 wechselte Diekmeier zum damaligen Zweitligisten 1. FC Nürnberg.
- Im Sommer 2010 wechselte er zum Hamburger SV, dessen Fan er seit seiner Kindheit ist. Nach dem Abstieg der Hamburger 2018 verließ er den Verein mit Auslaufen seines Vertrages.
- Im Januar 2019 schloss sich Diekmeier dem abstiegsbedrohten SV Sandhausen an. 2022 wurde er zum Vizekapitän ernannt. Als der Kapitän Stefan Kulovits in der Saison 2020/21 seine Karriere beendete, übernahm Diekmeier das Hauptamt.
- Mit der deutschen U19-Nationalmannschaft wurde Diekmeier 2008 Europameister.
- Dennis Diekmeier ist seit 2010 mit Dana verheiratet. Sie haben vier gemeinsame Kinder (drei Töchter, ein Sohn).
Sportdirektor Matthias Imhof ergänzte: „Wir verlieren mit Dennis nicht nur einen klasse Menschen und unseren Kapitän, sondern auch eine außergewöhnliche Professionalität und Mentalität in der Kabine. Dennis wird uns auf dem Platz fehlen, doch vielleicht bleibt er uns an anderer Stelle erhalten.“
Ganz abgeneigt scheint Diekmeier nicht. „Es war mir schon vor langer Zeit klar, dass Sandhausen meine letzte Station sein soll. Und so ist es jetzt auch“, sagte Diekmeier, der für den SVS 147 Mal auflief. „Es war mir eine Ehre, hier so eine besondere Zeit erleben zu dürfen, auch wenn es mir wehtut, dass wir in der 3. Liga spielen. Ich hätte es anfangs nicht für möglich gehalten, dass mir dieser Club so sehr ans Herz wachsen würde – aber er ist es. Und dafür möchte ich allen, die dazu beigetragen haben, danken.“
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Übrigens Sandhausens Diekmeier entlarvt Kumpel Verlaat von 1860 München