Mannheim. Nach einem mäßig unterhaltsamen Duell im Abstiegskampf der 3. Liga fühlte sich Bernhard Trares bestätigt. „Ich sage ja die ganze Zeit: Natürlich wird's schwer bis zum Schluss. Auch wenn wir es uns anders wünschen würden“, sagte der Trainer des SV Waldhof nach dem 0:0 gegen Borussia Dortmund II am Samstag. Vor der Saisonrekordkulisse von 19.507 Zuschauern – ein Sponsor hatte 10.000 Freikarten bereitgestellt – holten die Mannheimer einen Punkt, der sich nach zu wenig anfühlte, aber objektiv betrachtet leistungsgerecht war. Der Vorsprung des Tabellen-14. SVW auf den ersten Abstiegsplatz beträgt nun drei Punkte, kann aber je nach Ergebnis des Sonntagabendspiels zwischen Stuttgart II und Sandhausen noch auf einen Zähler schrumpfen.
Die Hoffnung, ein etwas beruhigenderes Polster auf die bedrohte Zone zu erspielen, erfüllte sich nicht. Weil die körperlich erstaunlich robuste Abwehr der U23 des BVB die Mannheimer Offensive gut neutralisierte – echte Mannheimer Chancen blieben Mangelware.
Die Qualitäten des Waldhof-Dreiecks um Felix Lohkemper, Arianit Ferati und André Becker haben sich in der Liga herumgesprochen. „Der Gegner stellt sich auch auf uns ein und sagt: Wir wollen Waldhof erst einmal bearbeiten. Der Respekt ist gewachsen“, sagte Trares. Dortmund habe sein Team auf dem Platz „komplett gespiegelt, Mann gegen Mann. Das ist dann nicht so einfach“.
Hinzu kommt, dass der SVW in der gegnerischen Hälfte von der Kreativität Feratis abhängig ist. Wenn dem Spielmacher wie am Samstag oder in der Vorwoche in Aue (1:0) einmal weniger gelingt, lahmt sofort die komplette Mannheimer Offensive. „Es kamen nicht so viele Pässe nach vorne, das war in den letzten Wochen besser. Beim Spiel mit dem Ball hat es gehapert“, sagte Angreifer Felix Lohkemper, der ebenfalls schon bessere Auftritte in Blau-Schwarz gezeigt hat.
Kein zu großes Risiko in der Schlussphase
Und da nach vorne kaum etwas ging, mussten die Mannheimer letztlich froh sein, gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf vom Ergebnis her wenigstens unbeschadet den Platz verlassen zu haben. Eine Niederlage gegen Dortmund wäre als schwerer Rückschlag nach guten Wochen durchgegangen. In den letzten 20 Minuten des Spiels wirkte es deshalb so, als spiele der Waldhof nicht mehr mit aller Macht auf das entscheidende Tor. „Die Mannschaft spürt schon die Gefährlichkeit eines Gegners und weiß: Zu offen darfst du nicht sein. Da mussten wir mit Hirn spielen“, sagte Trares.
Mit dem Remis konnten deshalb am Ende alle im Waldhof-Lager halbwegs leben. Im Carl-Benz-Stadion sind die Mannheimer im Jahr 2025 weiter ungeschlagen, der Aufwärtstrend mit 14 Punkten aus den vergangenen sieben Spielen bleibt intakt. „Ist alles halb so wild. Wir haben einen Punkt mehr auf dem Konto, der tut uns sicherlich auch gut“, sagte Mittelstürmer Becker, der sich gegen die großgewachsenen Dortmunder Verteidiger auch schwerer tat als in den erfolgreichen Vorwochen. Da hatte er in vier Heimspielen fünfmal getroffen.
Fatalismus bei Trares über nicht gegebenen Elfmeter
Der SVW zeigte große Probleme, gefährlich vors gegnerische Tor zu kommen, bekam aber auch wenig Impulse von der Seitenlinie. Selbst als die Partie zu Beginn der zweiten Halbzeit kurzfristig klar in Richtung BVB zu kippen drohte, veränderte Trares nichts an Statik und Ausrichtung. Zum ersten Mal wechselte der Waldhof-Trainer erst in der 77. Minute, als Kennedy Okpala für Becker kam. Zu wenig Qualität auf der Bank? Oder zu wenig taktische Flexibilität und Coaching während des Spiels? „Wir sind im vorderen Bereich schon ein Stück weit eingespielt mit Becker, Ferati und Lohkemper. Das ist dann der Grund, warum man später wechselt. Weil man die Hoffnung hat, dass die Jungs das Tor noch machen können“, rechtfertigte sich Trares.
Dass die Mannheimer wieder einmal einen Strafstoß vom Schiedsrichter verwehrt bekamen, passte zu diesem Nachmittag der Widrigkeiten. „Das war ein klarer Elfmeter. Ich komme vor ihm an den Ball und dann trifft er mich an der Wade“, sagte der gefoulte Tim Sechelmann über die Szene mit Dortmunds Niklas Jessen in der 66. Minute. Der erfahrene Bundesliga-Schiedsrichter Christian Dingert sah es anders. Trainer Trares, der nach weniger klaren Fehlentscheidungen in dieser Saison schon deutlich emotionaler reagiert hatte, nahm es fast mit Fatalismus. „Ich kann mich nicht immer über diese Sachen aufregen. Ich versuche das abzulegen und konzentriere mich auf meine Mannschaft“, sagte der 59-Jährige.
Letzte englische Woche startet in Wiesbaden
Beim mit Blick auf die weiter angespannte Situation in der Tabelle müssen die Kurpfälzer mit einer wieder erhöhten Alarmstufe in die letzte englische Woche der Saison gehen, in dem im Heimspiel-Doppelpack gegen den designierten Absteiger Unterhaching (Dienstag, 8. April, 19 Uhr) und gegen den TSV 1860 München (Sonntag, 13. April, 13.30 Uhr) die Basis für einen entspannteren Saisonausklang gelegt werden kann.
Zunächst fährt der SVW am Samstag (14 Uhr) aber in die hessische Landeshauptstadt, wo es gegen den SV Wehen Wiesbaden geht. Ein Team aus dem eng begrenzten Niemandsland der Tabelle. „Das wird ein ganz anderes Spiel als gegen Dortmund. Wiesbaden ist eine sehr erfahrene Drittliga-Truppe. Da geht es mehr um Erfahrung und Spieldynamik, da ist ein anderer Ansatz gefragt“, sagte Torhüter Jan-Christoph Bartels. Mit einem Sieg bei den zuhause anfälligen Wiesbadenern könnte der SV Waldhof den großen Schritt in Richtung Klassenerhalt nachholen, den er am Samstag gegen Dortmund II verpasst hat.
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