Bill Stewart warnte davor, den Panik-Knopf zu drücken. Jede Mannschaft, so der Trainer der Adler Mannheim, mache in einer Saison solch eine kritische Phase durch. Alle Beschwichtigungsversuche können aber nicht darüber hinwegtäuschen: Der Zeitpunkt, an dem die Adler von Tiefpunkt zu Tiefpunkt fliegen, könnte kaum schlechter gewählt sein. Selbst dem letzten Optimisten sollte nach dem 2:5 gegen die Kölner Haie klar sein: Fünf Hauptrundenspiele vor Beginn der Play-offs befinden sich die Mannheimer auf dem Holzweg.
Als Stewart vor knapp einem Jahr das Zepter übernahm, monierte er, dass er nicht mehr Zeit gehabt habe, um die Mannschaft auf die K.o.-Runde vorzubereiten. Dieses Argument zieht nun nicht mehr. Vom Anspruch, das Team dann zur Bestleistung zu führen, wenn es darauf ankommt, ist er weit entfernt. Dass die Formkurve nach unten geht, zeigen einige Zahlen: In den vergangenen zehn Spielen holten die Adler nur 14 Punkte - Platz elf unter den 15 DEL-Clubs. In 51 Vorrundenspielen haben die Blau-Weiß-Roten nur 144 Treffer erzielt - sogar die Löwen Frankfurt waren als Aufsteiger torhungriger.
Verlassen konnten sich die Mannheimer lange auf ihre Defensive. Statistisch stellen sie immer noch die beste Abwehr der Liga. Doch wenn Markus Eisenschmid in der zweiten Drittelpause des Köln-Spiels sagt, „dass bei uns hinten die Hölle los ist“, spricht das Bände.
Kein Zusammenspiel
Um sich aus dem Loch zu befreien, bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung. Nicht nur die Profis auf dem Eis müssen liefern, sondern auch die Trainer sind gefragt. In einem Mannschaftssport ist es das A und O, dass die Spieler miteinander agieren - von einem Zusammenspiel ist auf dem Eis momentan aber wenig bis nichts zu sehen. Viele probieren es, die meisten verstricken sich aber in Einzelaktionen. Dass gegen Ende einer Saison, wenn alle Rädchen ineinandergreifen sollten, immer wieder neue Formationen zusammengestellt werden, trägt auch nicht zu einer positiven Entwicklung bei.
Der Dienstag war auch aus einem anderen Grund ein schwarzer Tag für die Adler: Das Team wurde mit Pfiffen in die Kabine verabschiedet, Teile der Fanszene hatten ihren Platz zu diesem Zeitpunkt längst geräumt. Andere nahmen die Darbietung einfach nur teilnahmslos hin. Die letzte Reaktion ist die schlimmste für einen Club, der Emotionen transportieren will.
Und so befinden sich die Adler auf dem besten Weg, das aus dieser Spielzeit zu machen, was sie im Vorfeld vehement dementierten: eine Übergangssaison. Es wäre allerdings naiv, zu glauben, dass mit dem neuen Trainer, der im Sommer kommen soll, einfach alles besser wird.
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