Hockenheim. Seit sechs Jahrzehnten gehört das Aquadrom zu Hockenheim und so verwundert es nicht, dass die Hockenheimer beim CDU-Infostand und der Fraktionssitzung ihre Verbundenheit mit dem Bad zum Ausdruck brachten. Auf Grundlage der Anregungen aus der Bevölkerung und den intensiven Gesprächen mit dem CDU-Vorstand reichte die Fraktion acht Anträge ein, um verschiedene Szenarien zu prüfen und auf eine langfristige Lösung hinzuarbeiten.
So sehr viele Hockenheimer ihr Aquadrom liebgewonnen haben, so groß sei auch der Handlungsdruck: Das für dieses Jahr geschätzte Defizit von vier Millionen Euro überlaste nicht nur die Stadtwerke finanziell, sodass die Stadt sie mit 1,5 Millionen Euro jährlich unterstützen muss, sondern stelle sie angesichts eines verschärften Wettbewerbs vor enorme Herausforderungen.
Der alte Name „Bürgerbad“ trifft auf das Aquadrom in Hockenheim nicht mehr zu
„Die Besucherzahlen des Aquadroms sind zwischen 1990 und 2023, dem letzten Jahr, als das Bad ununterbrochen geöffnet hatte, um über 50 Prozent zurückgegangen, während gleichzeitig die Kosten allein inflationsbedingt gestiegen sind“, beschreibt CDU-Fraktionssprecher Markus Fuchs ein Hauptproblem. Damit sei die Wasserfläche für die halbierte Besucherzahl viel zu groß.
Rein statistisch gesehen zahle eine vierköpfige Hockenheimer Familie jährlich fast 800 Euro zur Deckung des Defizits – egal, ob sie das Aquadrom besuche oder nicht. Weil lediglich 30 Prozent der Besucher aus Hockenheim kämen, werde das Bad seinem alten Namen „Bürgerbad“ kaum noch gerecht.
Versuche wie die Badsanierung, die Erneuerung der Saunalandschaft und eine neue Salzgrotte hätten den Besucherrückgang nur verlangsamt. Dazu erinnert OB-Stellvertreter Fritz Rösch: „Bereits vor über 40 Jahren hatte sich die Stadtpolitik zu einer Reduzierung des Defizits bekannt. Doch fast alle Bemühungen blieben erfolglos.“
Ein positives Beispiel sehen die Christdemokraten in ihrem jahrelangen Einsatz, die damals defizitäre Gastronomie im Aquadrom zu privatisieren. Der damals noch neue Oberbürgermeister setzte das CDU-Ansinnen 2019 endlich um, sodass das Bad jedes Jahr Beträge im fünf- bis sechsstelligen Bereich einsparen konnte.
Nachbargemeinden müssten zwei Millionen Euro zuschießen
Gemeinsam mit dem CDU-Vorstand hat die Fraktion Vorschläge zur Einnahmenverbesserung analysiert. „Rein statistisch besuchte 2023 jeder Hockenheimer 3,7 Mal das Aquadrom – es müsste aber mindestens doppelt so häufig sein, damit das Defizit auf ein erträgliches Maß reduziert wird“, rechnet Bärbel Hesping vor. Offen sei man gegenüber dem Vorschlag der Grünen, dass sich Alt- und Neußlußheim sowie Reilingen am Defizit beteiligen. Zwei Millionen Euro jährlich müssten es schon sein, um das Defizit nachhaltig zu reduzieren.
„Und wie steht es um den Einstieg privater Investoren?“, wollte der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thorsten Völlmer wissen. „Negativ“, berichtet Stadtrat Christoph Kühnle. „Es wurden mehrere Varianten geprüft, doch am Ende war kein Investor war bereit, ins Risiko zu gehen.“
Für die CDU Hockenheim hat die Realschule höhere Priorität
Derzeit stehe aus Sicht der Christdemokraten neben der Badentwicklung mit der Sanierung der Realschule ein weiteres Großprojekt an, das erhebliche Ressourcen – personell wie finanziell – binden werde. „Für uns hat die Realschule höhere Priorität, da sie in den letzten Jahren stets zurückstecken musste und eine Schulsanierung nun überfällig ist“, finden die beiden ehemaligen Realschülerinnen Hanna Bühler und Jasmin Ulrich. „Doch wie soll es weitergehen, wenn die Realschule einerseits Priorität hat, andererseits aber die Lage beim Aquadrom gleichzeitig so erdrückend ist?“, fragte man sich.
CDU-Anträge einsehbar
Die CDU-Anträge können auf der Homepage unter www.cdu-hockenheim.de sowie auf dem Instagram-Auftritt der CDU unter @cdu.hockenheim eingesehen werden.
Ein Lösungsweg könnte aus Sicht der CDU eine Übergangsphase sein, in der die Kosten des bestehenden Aquadroms deutlich reduziert werden, während die Realschule saniert wird. In ihren Anträgen bittet die CDU-Fraktion darum, verschiedene Maßnahmen zu überprüfen, insbesondere Beckenschließungen, soweit technisch und betriebswirtschaftlich sinnvoll. So könne man sich– wie bei anderen Bädern üblich – im Sommer einen reinen Freibad- und im Winter einen reinen Hallenbetrieb vorstellen.
Hallenbad in Modulbauweise als günstigere Alternative prüfen
Alternativ schlug der stellvertretende CDU-Vorsitzende Oskar Stephan ein Hallenbad in Modulbauweise vor, wie es beispielsweise in Bonn gebaut wurde. Der Hersteller verspricht eine bis zu 40 Prozent günstigere Bauweise. „Egal, welche Lösung es wird: Das Wichtigste ist, dass wir auch in Zukunft unseren Kindern eine Gelegenheit geben, schwimmen zu lernen“, sagt Stephan.
Für eine zweite städtische Informationsveranstaltung spricht man sich für eine detaillierte mehrjährige Kostendarstellung vom bestehenden Aquadrom und eines Neubaus aus. „Mit dem Aquadrom verbinden viele Hockenheimer schöne Erinnerungen“, sagt CDU-Vorsitzender Patrick Stypa, „umso wichtiger ist es, klar dazustellen, warum das aktuelle Aquadrom so kostenintensiv ist und warum ein deutlich kleinerer Neubau trotz eines weiterhin recht hohen Defizits langfristig die sinnvollere Lösung für unsere Stadt sein soll.“
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