Dass Timo Wangler es gleich im ersten Anlauf schafft – da bin ich ehrlich – das hätte ich nicht gedacht. Meine Einschätzung – im Übrigen wohl auch jene des neuen Bürgermeisters von Ketsch – war, dass es am 29. Mai ein Nachsitzen gibt, bei dem die Herren Wangler und Marco Schnepf um den Sieg ringen. Nimonh Kaiser-Patthavong hatte ich mehr Stimmen zugetraut, sodass es keinem der Erstplatzierten gelingt, die 50 Prozent-Marke zu überspringen. Doch es hat sich einmal mehr bewahrheitet: Wahlen sind so schwer vorherzusagen.
Tatsächlich wollten die Bürger sogleich eine Entscheidung. Es ist eine Entscheidung für einen, der seit 20 Jahren in Ketsch lebt und doch den Blick von außen hat als Kämmerer von Sandhausen – jedenfalls gab das mit den Ausschlag für den einstigen National-Skispringer mit Größen wie Sven Hannawald.
Was indes beeindruckte: Es war ein fairer Wahlkampf – ein Wahlkampf, der im Falle von Marco Schnepf acht Monate gedauert hat. Der 39-Jährige hatte sich bereits im Herbst geoutet. Fair war der Wahlkampf beispielsweise auch, da in Facebook die Ketscher Gruppe über sehr umsichtige Administratoren verfügt. Sie haben eine Wahldiskussion frühzeitig unterbunden. Ich fand das großartig. Denn die Schlammschlacht hätte dort (ziemlich sicher) stattgefunden. Und womöglich hätte dort unsanft Formuliertes auf die Kandidaten abgefärbt – zumindest in Stücken. So wurde es auch ein Wahlkampf mit Ecken und Kanten. Aber sportlich – das ist okay.
Die Ketscher waren derweil einigermaßen froh darüber, dass sie die Qual der Wahl hatten, das lässt die gestiegene Wahlbeteiligung vermuten. Sechs Kandidaten – das ist ja ein Luxusproblem. Das war zuletzt wahrlich nicht der Fall – 2014 war eine Bestätigungswahl von Jürgen Kappenstein. Wie sagte ein Beteiligter deshalb so schön: „Die Ketscher sind heiß.“
Klares Votum für Timo Wangler in Ketsch
Marco Brückl zur Wahl des Ketscher Bürgermeisters