Heimatverein Wiesental

Badische Revolution: In Waghäusel erinnert der Heimatverein

Mit einer Gedenkveranstaltung erinnnerte sich der Heimatverein Wiesental an die badische Revolution in Waghäusel. Diese jährt sich im Juni zum 175. Mal.

Von 
Werner Schmidhuber
Lesedauer: 
Das Ensemble „Wissädalä“ Duddärä“ erinnert mit seinen Freiheitsliedern an die Zeit der badischen Revolution vor 175 Jahren, bei der auch Menschen in Wiesental ihr Leben ließen. © Schmidhuber

Waghäusel. „Die Freiheitskämpfer der Badischen Revolution vor 175 Jahren sind die Pioniere der heutigen Demokratie. Ihnen sind wir unsere Erinnerung schuldig.“ Mit diesem Bekenntnis hat der Vorsitzende des Heimatvereins Wiesental, Peter Hiltwein, die zweistündige Gedenkveranstaltung in der Ortsmitte auf historischem Boden begründet. Auf dem damaligen Friedhof war es am 21. Juni 1849 zu heftigen Schießereien gekommen.

Zu den beteiligten Freischärlern gehörten etwa 20 Wiesentaler, die nach der Niederschlag des Aufstandes größtenteils ins Gefängnis gesteckt wurden. Laut Überlieferungen kamen bei der Besetzung des Dorfes durch preußische Husaren zwei unschuldige Dorfbewohner ums Leben, zwei weitere entgingen nur knapp dem Tod.

Mit dem "Gefecht bei Wiesental" Geschichte geschrieben

In die Geschichtsbücher ist das blutige Geschehen als „Gefecht bei Wiesental“ am 20. Juni 1849 eingegangen. An die damaligen, unruhigen Zeiten und an den Wunsch nach Freiheit erinnerten die gefeierten „Wissädalä Duddärä“ mit ihren Freiheitsliedern, darunter „Die Gedanken sind frei“ und das „Badische Wiegenlied“.

Mehr zum Thema

Ortsgeschichte

Wieso Brühler vor 100 Jahren einen Wald verschwinden ließen

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren
Geschichte und Geschichten

Die jüdischen Seidenbergers und ihre Wurzeln in Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Frank-Uwe Betz und Katja Bauroth
Mehr erfahren
Heimatverein

Denkmalschutz in Brühl: Heimatverein kartographiert Kleindenkmale

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

Gleich in drei gesanglichen Versionen war das „Heckerlied“ vor dem Denkmal der Unterdrücker, dem „Husarendenkmal“, zu hören: das wohl bekannteste Revolutionslied von mit der Aufforderung „Nieder mit den Hunden von der Reaktion“: einmal von dem singenden Bürgermeister Frank Werner aus Friedrich Heckers Heimatgemeinde Angelbachtal-Eichtersheim. Zwei Varianten trug der von Werner Köhler geleitete Duddärä-Chor vor. Biografisches über den bekanntesten Vordenker steuerte Buchautor Frank Winter bei, der im September/Oktober zu einer Vorstellung seines Romans kommt.

200 Besucher bei Gedenkveranstaltung in Waghäusel

Die Badische Revolution gelte als ein wichtiger Meilenstein in der Entstehung der heutigen freiheitlichen Demokratie, die es mehr denn je zu verteidigen gelte, forderte Oberbürgermeister Thomas Deuschle unter dem Beifall der rund 200 Besucher. Dabei verweis er auf die aktuellen Gefährdungen durch rechtsradikale Umtriebe. Auch erinnerte er an das Grundgesetz, das seit 75 Jahren Freiheit, Frieden und Demokratie ermögliche.

Die Hauptforderungen der Freiheitskämpfer von 1849, „Einigkeit und Recht und Freiheit“, solle, so Hiltwein, der 2001 errichtete Gedenkstein des Heimatvereins ins Gedächtnis rufen. Den Kampf um – aus heutiger Sicht – Selbstverständlichkeiten wie Presse- und Gewissensfreiheit, gerechte Steuern, Demokratie und Menschenrechte bezahlten viele Badener mit dem Leben.

Mehr zum Thema

Ortsgeschichte

Als vor 175 Jahren in Brühl revolutionäre Träume endeten

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren
Ortsgeschichte

Die Badische Revolution aus Sicht der Plankstadter

Veröffentlicht
Von
Winfried Wolf
Mehr erfahren
Interview

Vor Konzert im Rosengarten: Warum Musik für Komponist Elia eine vereinende Kraft ist

Veröffentlicht
Von
Stefan M. Dettlinger
Mehr erfahren

Aus noch vorhandenen Zeitzeugenberichten, aus mündlichen und schriftlichen Überlieferungen, die der „Nachtwächter“ zur Sprache brachte, geht auch hervor, dass es in Wiesental eine der ersten politisch aktiven Frauen gegeben hat. Maria Josepha Wittmer, eine Kämpfernatur und Mutter von vier Söhnen, stand damals an der Spitze einer „Umsturzpartei“. Nur knapp entging sie der Hinrichtung.

Der Gedenkfeier, in ehrenamtlicher Arbeit vorbereitet, selbst organisiert und finanziert, war ein halbstündiger Rundgang zu den Plätzen vorangegangen, die bei den Revolutionsereignissen im Ort eine Rolle gespielt haben. Eine begleitende Installation („Freiheit beginnt im Kopf“) von 15 Kindern und Jugendlichen stellte der Kulturverein vor. Für die Verköstigung der Gäste sorgten die Pfadfinder.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung