Kommunalpolitik

Timo Balduf (FWV) ist neu im Altlußheimer Gemeinderat: „Man muss sich kümmern“

Timo Balduf (FWV) will die Bürger ernst nehmen und der Landwirtschaft eine Stimme verleihen. Für die Zusammenarbeit im Rat und neue Herausforderungen zeigt der leidenschaftliche Landwirt sich offen.

Von 
Andreas Wühler
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12,30 Meter breit ist der Mähdrescher, der von Timo Balduf gesteuert wird. Da bedarf es eines guten Auges und viel Übersicht, um das Gefährt fehlerfrei zu bewegen. Was sich Timo Balduf für sein neues Amt im Rat gleichermaßen vorgenommen hat. © Lenhardt

Altlußheim. Ja, er wollte in den Gemeinderat. Das stellt man im Gespräch mit Timo Balduf schnell fest. Nicht dass er denkt, er wäre für die Vertretung der Bürger unverzichtbar, sondern weil er gemerkt hat, dass im Rat eine wichtige Stimme fehlt – die der Landwirtschaft. Wenn man sich die Gemeinde am Rheinbogen vor Augen führt, die vielen Felder und Äcker um sie herum ins Gedächtnis ruft, kann man ihm eigentlich nur beipflichten: Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Faktor in der Gemeinde und sollte mit Sitz und Stimme im Rat vertreten sein. Was nun auch der Fall ist.

Der 46-Jährige, der zunächst eine Lehre als Schlosser machte, ist in der Landwirtschaft groß geworden. Seine Eltern führten eine Landwirtschaft im Nebenerwerb und er selbst wollte schon nach der Schule den Beruf des Landwirts ergreifen, doch auf Wunsch seiner Eltern lernte er einen handwerklichen Beruf, bevor er später den Landwirt an der Abendschule hinzufügte.

Neulußheimer Timo Balduf liebt seinen Beruf

Was ihm heute zugutekommt, viele Reparaturen und Wartungen an den landwirtschaftlichen Maschinen kann er selbst ausführen – das spart Zeit und Geld. Doch von seiner eigenen Landwirtschaft – er bewirtschaftet rund zwölf Hektar Land – kann er nicht leben. Deshalb steht er seit viereinhalb Jahren in Diensten der Südzucker und hat seinen Arbeitsplatz auf dem Insultheimer Hof.

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Und er liebt seinen Beruf. Die Abwechslung, der Aufenthalt im Freien, in der Natur. Fährt er ins Feld, so sieht er Hasen, Fasane oder Rehe, selbst der Milan schwirrt vor dem Mähdrescher herum und schnappt sich die Grashüpfer. Wobei er immer achtsam ist, schaut, wo Rehkitze oder das Gelege vom Bodenbrüter Kiebitz sitzt. Ganz klar, ein Tier will er nicht überfahren. Und wenn im Frühjahr die Mahd ansteht, dann wird erst die Rehkitzrettung informiert. Im vergangenen Jahr, erinnert er sich, habe sie zwölf Kitze aus den Feldern geholt und später wieder ausgesetzt, heuer seien es nur drei gewesen.

Neues Mitglied im Gemeinderat in Neulußheim ist Mann der klaren Worte

Ganz klar, ein Landwirt ist vom Wetter abhängig und wenn im Spätsommer die Erntezeit ansteht, dann geht es aufs Feld, wenn es sein muss bis 21 oder gar 22 Uhr. Da kann es mit einer Ratssitzung schon mal eng werden. Weshalb er vor fünf Jahren noch zauderte, bei der Wahl anzutreten. Doch in den vergangenen fünf Jahren gewann er immer mehr den Eindruck, dass die Belange der Landwirtschaft im Gemeinderat nicht immer richtig gesehen werden. Daher stand für ihn fest, in diesem Jahr anzutreten. „Alteingesessene und Leute vom Ort gehören in den Rat“, ist Balduf überzeugt und verweist auf die große Kenntnis von Feld und Flur, die durchaus nützlich sein kann.

In der Gemeinde sei er bekannt, schildert der Landwirt, die Menschen würden wissen, dass er klare Wort liebt, sich den Mund nicht verbieten lässt. Dennoch, das große Vertrauen, das die Wähler in ihn setzen, erfreut ihn. Dieses Vertrauen will er in den kommenden fünf Jahren rechtfertigen, sein Wissen im Ausschuss für Umwelt und Bau einbringen. Andere Themen überlässt er gerne Gemeinderäten und Gremien, die dafür geeigneter sind, beispielsweise den Kindergartenausschuss – „da würde ich mich fehl am Platz fühlen“.

Landwirt und Gemeinderat zeitlich vereinen

Und Balduf freut sich auf die vor ihm liegenden Aufgaben, auch wenn ihm ein bisschen bange ist, das Amt immer mit den Erfordernissen der Landwirtschaft unter einen Hut zu bringen. Doch das wird sich zeigen, stellte er im Gespräch mit unserer Zeitung auf einem Sojaacker neben dem Insultheimer Hof fest. Am Morgen hat es noch ausgeschaut, als ob ein Gewitter käme, am Mittag waren die Wolken verzogen und so wurde entschieden, mit der Ernte anzufangen. „Und jetzt fahren wir, solange es geht“, stellt er fest und setzt damit deutliche Prioritäten: Die Landwirtschaft – „hier wird das Geld verdient“ – geht vor. Doch, davon ist er überzeugt, solche Abwägungen werden die Ausnahme sein, sich wohl auf die Erntezeit beschränken.

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Auf die Frage, warum er für die Freien Wähler kandiert hat, muss er schmunzeln, er sei auch von anderen Fraktionen angesprochen worden. Mit den Grünen, das hätte er sich schon vorstellen können, aber seine Arbeit sei nicht immer in jedem Punkt mit deren Programm deckungsgleich, auch wenn er sich beim Pflanzenschutz auf das Nötigste beschränkt und nicht mit aller Gewalt die Kultur sauber halten will. Da er überwiegend mit Weizen und Mais zu tun hat, gehe sich das auch aus und, darauf ist er stolz, ein Insektizid hat er auch noch nicht benutzt.

Da ihm jedoch wichtig ist, mit sich selbst im Reinen zu sein, er die Parteipolitik für nicht ausschlaggebend hält, war der Weg zu den Freien Wählern für ihn naheliegend. Aber, davon ist er überzeugt, die „Leute wählen ohnehin nach der Nase“, was ihm auch sein Ergebnis zeigt: Von Platz zwölf auf der Liste wurde er bis auf Platz vier hochgewählt und damit in den Rat hinein.

Erste Rückmeldung hat neuer Gemeinderat in Neulußheim schon bekommen

Und die ersten positiven Resonanz hat er auch schon erhalten, beispielsweise wenn ihm Bürger auf einen Sachverhalt angesprochen haben und er der Sache nachgegangen ist. „Man muss sich kümmern“, so seine Überzeugung, immerhin haben die Menschen ihn gewählt, da müsse man sie auch ernst nehmen. Oder wenn er den Bauhofmitarbeitern Tipps gibt, die Feldwege freizuschneiden und auf Gehör stößt.

Und nun ist er gespannt, was in den nächsten Monaten und Jahren auf ihn zukommt. Immerhin, neben ihm werden noch 17 andere Meinungen im Rat zu Gehör kommen, da gelte es, sich auch einmal in andere Gedanken hineinzudenken. Aber, ist Balduf überzeugt, im Rat geht es um die Sache, nicht um Parteien, und für die Zusammenarbeit gilt, wie im richtigen Leben, die Chemie muss stimmen. Wovon er überzeugt ist.

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