Brühl. Der Projektentwickler der einst geplanten Geothermieanlage in Brühl – die Firma Geoenergy– startete 2005 ihre Arbeiten im Untersuchungsfeld. Damals ging es darum, als Pilotprojekt für die weitere geothermische Entwicklung in Baden-Württemberg zu dienen. Im Februar 2008 erteilt der Gemeinderat dann dem Bau des Geothermie-kraftwerks sein Einvernehmen – Jahre später zog er die zurück.
Zunächst ging es in der Planung darum, Strom aus der Erdwärme zu erzeugen, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte rückte die Wärmegewinnung immer mehr in den Vordergrund. Und dann – auch im Zusammenhang mit der wachsenden E-Mobilität und der Solarnutzung – rückte bei den landesweite geplanten oder installierten Anlagen ein weiterer Aspekt des Wassers aus der Tiefe in den Mittelpunkt: Lithium.
Weltweit steigt der Bedarf an Lithium: Vor allem für die E-Mobilität ist der Rohstoff heiß begehrt. Lithium wird benötigt, um Batterien herzustellen. Nicht nur für mobile Geräte wie etwa Smartphones oder Tablets, sondern eben zunehmend auch für Elektroautos.
Lithium: Ein begehrter Rohstoff für die E-Mobilität
Um den tendenziell weiter steigenden Bedarf decken zu können, wird seit einigen Jahren auch die Produktion von Lithium aus Anlagen der Tiefengeothermie diskutiert, vereinzelt sind bereits Pilotprojekte in der Umsetzung – unter anderem im Oberrheingraben. Und weil das chemische Element so begehrt ist, könnte Brühl wieder in den Fokus der Investoren rücken, immerhin gibt es da bereits ein vielversprechendes Loch.
Bis in knapp 3,5 Kilometer Tiefe wurde das inzwischen – nach dem offiziellen Aus für die Geothermiepläne in Brühl – wieder oberflächlich verschlossene erste Loch mit einem gewaltigen Gerät abgeteuft. Das zweite reicht rund 500 Meter in den Untergrund. Deshalb wird von Kritikern der Anlage inzwischen wieder vermutet, dass die beiden Löcher eine gewisse Begehrlichkeit wecken könnten.
Geothermie und Lithium: Brühl im Blickfeld der Investoren
Um was es gehen könnte, zeigt nun eine Pressemitteilung der EnBW, die ja zusammen mit MVV ihrem Joint Venture Geohardt angetreten ist, um die Wärmeversorgung in der Region mit grundlastfähiger erneuerbarer Wärme aus Thermalwasser anzugehen – sprich mit Geothermie.
Zusammen mit dem Lithiumchemikalienhersteller Levertonhelm hat die EnBW demnach erfolgreich Lithiumcarbonat mit einer Reinheit von mehr als 99,5 Prozent produziert. Im gemeinsamen Demonstrationsprojekt habe die EnBW zunächst mithilfe der direkten Lithiumextraktion eine Lithiumchloridlösung aus dem Thermalwasser des Geothermiekraftwerks in Bruchsal gewonnen. Diese Lösung wandelte Levertonhelm in ihren Anlagen im britschen Basingstoke um und veredelte sie.
Nachhaltige Lithiumproduktion für die Energiewende
Das so gewonnene Lithiumsalz könne aufgrund seiner hohen Qualität direkt zur Herstellung von Kathodenmaterialien für Batterien verwendet werden, heißt es in der Pressemitteilung. Aufgrund dieses Erfolgs haben EnBW und Levertonhelm nun vereinbart, ihre Zusammenarbeit in enger Kooperation fortzusetzen.
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Gemeinsames Ziel sei es laut Presseerklärung, die nachhaltige Produktion von Lithiumcarbonat und -hydroxid in Batteriequalität weiter voranzutreiben und lokale Ressourcen für den Einsatz in der Elektromobilität und der Energiespeicherung zu erschließen.
Bedeutung europäischer Projekte für die Energiewende
Dr. Thomas Kölbel, Experte für Forschung und Entwicklung des EnBW-Konzerns, sagt dazu in der Mitteilung seines Unternehmens sehr klar: „Damit die Energiewende gelingt, brauchen wir Energiespeichertechnologien. Lithium spielt eine entscheidende Rolle für den Ausbau der Elektromobilität und der erneuerbaren Energien. Wir wollen diese Ressource erschließen und eine nachhaltige Lithiumquelle schaffen, die den wachsenden Bedarf in Deutschland und Europa deckt.“
„Projekte wie dieses sind für die Erschließung europäischer Ressourcen und den Aufbau einer lokalen Produktion von wichtigen Rohstoffen, die die Energiewende in der Europäischen Union unterstützen werden, von entscheidender Bedeutung“, meint auch Bart Vanden Bossche, kaufmännischer Direktor bei Levertonhelm. Dazu braucht es in der Oberrheinregion die verstärkte Förderung von Thermalwasser aus der Tiefe – noch sind allerdings keine wirklich konkreten Pläne für die mögliche Wiederaufnahme der Aktivitäten bei den immerhin vorhandenen Brühler Bohrungen bekannt.
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