Schiller-Campus

In Brühl werden für den Nachwuchs viele Brücken gebaut

Das Leuchtturmprojekt Kinderbildungszentrum soll Berührungsängste bei den Übergängen von der Krippe bis zur Grundschule im Miteinander minimieren - dazu arbeiten die verschiedenen Institutionen eng verzahnt zusammen.

Von 
Stefan Kern
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Sie arbeiten beim Leuchtturmprojekt Kinderbildungszentrum Hand in Hand (v. l.): die Kindergartenleiterin Sonja Stiegler, die Schulleiterin Dorothea Schmidt-Schulte, die Projektleiterin Claudia Hellmund, der stellvertretende Hortleiter Sven Gaisbauer und der stellvertretender Hauptamtsleiter im Rathaus Benjamin Weber. © kern

Brühl. Es ist ein Satz, der seit Jahrzehnten in so ziemlich jeder politischen Sonntagsrede vorkommt. Gut ausgebildete Menschen sind die einzige Ressource des Landes. Insofern könnte man meinen, dass das Land alles tue, um Bildung zu stärken und sie zum Blühen zu bringen. Doch die Blume schient nicht wirklich aufzugehen. 2021 verließen laut einer Bertelsmann-Studie des Bildungsforscher Klaus Klemm 47 500 Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Das entspricht einer Quote von 6,2 Prozent eines Jahrgangs.

Wenig schmeichelhaft für die Politik. In den vergangenen zehn Jahren wurde nichts erreicht. 2011 lag die Quote bei 6,1 Prozent. Noch dramatischer erscheint der Bericht des Nationalen Bildungspanels, der die Kompetenzentwicklung der deutschen Bevölkerung misst. Kurz gesagt: Die Kompetenzschere am Anfang des Bildungsweges wird laufend größer.

Einzelne Einrichtungen in Brühl sind verzahnt

Zu Beginn der ersten Klasse liegen die Kinder, was Zahlenkenntnis und Wortschatz betrifft, mittlerweile bis zu zwei Entwicklungsjahre auseinander. Von Bildungsgerechtigkeit lässt sich angesichts dessen kaum sprechen. Sicher erscheint dabei, dass die Wurzeln der Bildungsgerechtigkeit nicht in der Schule zu finden sind, sondern bereits in der Zeit davor.

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Und genau hier tritt das Brühler Kinderbildungszentrum Schiller-Campus auf den Plan. Wird hier doch von der Krippe und dem Kindergarten über den Hort bis zur Grundschule alles verzahnt. Oberstes Ziel sei es, so die Projektleiterin des Kinderbildungszentrums Dr. Claudia Hellmund, so viele Brücken zu bauen wie nur irgend möglich. Von der Krippe bis Grundschule werde dabei alles vernetzt, um Berührungsängste abzubauen, Neugier zu wecken sowie Kinder und ihre Fähigkeiten möglichst früh im Blick zu haben. Entscheidend, so der stellvertretende Hauptamtsleiter Benjamin Weber, in dessen Dienstbereich dieses Thema fällt, sei die Zusammenarbeit der drei Institutionen Kindergarten, Hort und Schule. Und dabei wurde in Brühl unübersehbar einiges erreicht.

Brühler Kindergärten und Schulen wollen Wohlfühlraum schaffen

Von der Leiterin des Kindergarten Sonnenscheins, Sonja Stiegler, über den stellvertretenden Hortleiter bei der Schillerschule, Sven Gaisbauer, bis zur Leiterin der Grundschule, Dorothea Schmidt-Schulte, scheinen alle zum Wohle der 300 Schul- und 90 Kindergartenkinder an einem Strang zu ziehen. Das gemeinsame Ziel, ein Wohlfühlraum, indem Ängste keinen Platz mehr haben. Gerade der Übergang vom Kindergarten in die Schule sei, so Stiegler, bei nicht wenigen Kindern zwar nicht per se mit Angst besetzt, aber eben doch mit Sorge. Übrigens auch bei Eltern, so ergänzt Gaisbauer.

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Demgegenüber stehe nun dieses vom Land Baden-Württemberg geförderte Projekt, dass übergreifende Strukturen zum Ziel haben. Es wird ein Raum geschaffen, der den Kindern durchweg vertraut erscheint und Übergänge damit annähernd barrierefrei macht. Natürlich, so Schmidt-Schulte, bleibe der Schulbeginn ein besonderer Moment. Nur eben vertrauter und schöner als früher. Dazu gehört auch die Begegnung mit der Mathematik schon im Kindergarten. Ein Fach, das ja nicht immer auf Begeisterung stößt. Mit der Matheecke im Sonnenschein-Kindergarten soll das zumindest etwas relativiert werden.

Kinderbildungszentrum in Brühl will fließende Übergänge

Im Grunde geht es aber nicht um einzelne Fächer. Im Zentrum stehe der Raum, in dem sich die Kinder wohlfühlen sollen. So gebe es auf dem Campus quer durch alle Institutionen gemeinsame Regeln und Rituale. Ganz wichtig seien auch gemeinsame Feste. Vergangenes Jahr fand dazu ein gemeinsames Spiel- und Sportfest statt. Für den Zusammenhalt seien das, unschätzbar wichtige Momente. Genau wie die gegenseitigen Besuche. Immer freitags kommen beispielsweise Drittklässler zum Vorlesen in den Kindergarten. „Ein Highlight für beide Seiten“, so Schmidt-Schulte.

Darüber hinaus, und das ist genauso wichtig, hätten Lehrer ihre Schüler schon früh im Blick. Erzieher, Sozialarbeiter und Lehrer arbeiteten eng zusammen, um etwaige Defizite früh identifizieren und angehen zu können. Am Ende, so lässt sich das Gespräch unserer Zeitung mit allen Beteiligten zusammenfassen, profitierten alle vom Kinderbildungszentrum in Brühl. Und zwar nicht nur fachlich, sondern auch sozial.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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