Brühl. „Die Jugend ist die Zukunft der Partnerschaft“, zeigte sich Heidi Sennwitz (FW) in der jüngsten Sitzung des Ratsausschusses für Kultur, Sport und Partnerschaft überzeugt. Und dieser Einschätzung stimmten auch die übrigen Fraktionssprecher zu. Doch gerade im Schüleraustausch mangelte es seit Corona an interessierten Jugendlichen. Deshalb wurde nun beschlossen, neue Wege zu beschreiten, um den Schüleraustausch zwischen dem französischen Ormesson-sur-Marne und Brühl wieder zu beleben.
Wandel im Schüleraustausch: Von der Gemeindeverwaltung zu den Lehrern
Wichtigster Aspekt dabei ist, dass künftig nicht mehr die Gemeindeverwaltung diese Begegnungen organisiert, sondern diese Aufgabe in die Hände von Lehrern der Marion-Dönhoff-Realschule und des Collège Saint Exupéry übergeben wird. „Das wurde möglich, weil sich in Ormesson ein neuer Schulleiter deutlich offener für solche Begegnungen zeigt, als der bisherige“, erklärte Haupt- und Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer in der Sitzung.
Durch Briefkorrespondenzen – natürlich per elektronischer Post – zwischen den Schülern in den beiden Orten soll künftig zunächst ein Kontakt aufgebaut werden, der dann durch den Schüleraustausch seinen Höhepunkt erhalten werde. Diese Begegnung soll dann auch nicht mehr in den Ferien stattfinden.
Veränderungen im Zeitplan: Weg vom Ferientermin – aber wieso?
Martin Jendritzki, Schulleiter der Marion-Dönhoff-Realschule, und Lehrerin Julia von Conrady zeigten sich von der Brühler Seite her überzeugt, dass dies der richtige Weg sein könnte. Nicht, dass das alte System schlecht gewesen sei, unterstrich Ungerer, viele Menschen hätten sich da ordentlich ins Zeug gelegt, doch ein Manko sei vor allem gewesen, dass die Brühler Schüler in Ormesson nicht den Unterricht an den dortigen Schulen hätten besuchen dürfen. Da in Frankreich zudem Ganztagsunterricht vorherrsche, habe man so die Freizeitaktivitäten oft nur in der deutschen Reisegruppe ohne die Gastgeber erlebt. Das würde sich nun zumindest beim Collège Saint Exupéry ändern.
In der Sitzung des Ausschusses wurde noch betont, dass dieses Konzept vor allem von der zeitliche längeren Anbahnung des Miteinanders über ein Schuljahr hinweg lebe und man deshalb für 2024 auf einen Schüleraustausch verzichten wolle. Doch bei einer Videokonferenz mit dem Comité de Jumelage sei wenig später von französischer Seite aus ein Treffen mit einigen Schüler aus den achten Klassen als wichtig erachtet worden. „Wir werden sehen, ob das in der kurzen Zeit bis Ostern funktioniert“, sagte Ungerer im Gespräch mit unserer Zeitung, man wolle dem Vorhaben aber nicht im Wege stehen.
Reaktionen und Unterstützung: Lob für das neue Konzept der Schülerbegegnungen zwischen Brühl und Ormesson
Mit dem neuen Konzept wolle man auch weg vom fixen Termin in den Ferien. Die Treffen sollen als Studienreise für die Deutschen während der Unterrichtswochen stattfinden, nur in Frankreich beharren die Verantwortlichen auf dem Ferientermin seiner Schüler für den Besuch in Brühl. Ursprünglich sollten die Besuche von Montag bis Freitag dauern, nun wurde aber – so wurde es auch vom Ratsausschuss, insbesondere von Claudia Stauffer (FW) vorgeschlagen – das Treffen jeweils von Mittwoch bis Sonntag festgelegt, „so haben die Jugendlichen auch noch Zeit, etwas mit den Gastfamilien zu erleben“, war man sich einig.
Dass nun auch jeweils der Unterricht in der anderen Schulen besucht werden könne, begrüßte Heidi Sennwitz sehr. Gabi Rösch (SPD) brachte die volle Unterstützung zum Ausdruck, dass sich nun die Lehrer um die Begegnung kümmern würden. Damit würden sich diejenigen um diesen Aspekt der deutsch-französischen Freundschaft kümmern, die die Zielgruppe am besten kennen würden, ergänzte ihr Fraktionskollege Hans Hufnagel.
Ausblick auf mögliche Entwicklungen: Vom Schüleraustausch zu Familienbegegnungen
Peter Frank (GLB) zeigte sich ebenfalls vom neuen Konzept überzeugt. „Nur so geht es wirklich langfristig, einen wirklich funktionierenden Schüleraustausch zu gewährleisten“, meinte er. Durch den Besuch des Unterrichts würden die Jugendlichen zudem die Kultur des Nachbarlandes viel besser kennenlernen. „Das ist eine Superaktion – Kompliment n alle Beteiligten“, lobte Nico Reffert (CDU). Durch das überdachte Konzept könnten die Jugendlichen bei ihren Besuchen in Frankreich tatsächlich einiges mehr lernen als bisher. Dieser Einschätzung stimmte auch Jugendgemeinderat Dominik Reul zu und berichtete von eigenen Erfahrungen.
In der Anbahnung des Treffens via Brieffreundschaft sah Ulrike Grüning (GLB) vor allem den besonderen Vorteil, dass die jeweiligen Partner sich schon vorher kennenlernen könnten.
Hans Zelt (SPD) blickte noch weiter in die Zukunft und fragte, ob aus dem Schüleraustausch dann später auch Familienbegegnungen werden sollten. „Alles kann, aber nichts muss“, betonte Jochen Ungerer.
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