Sanierung

Villa Meixner in Brühl: Nach dem Projekt ist vor dem Projekt

Für die Sanierung der Fassadenteile aus Holz reicht ein neuer Anstrich – doch für den braucht es auch die richtige Witterung. Zudem muss nicht nur die Fassade gerichtet werden.

Von 
Noah Eschwey
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Die Villa Meixner brauchte eine Renovierung der Holzteile. © Brückl

Brühl. Es regnete tagelang und dadurch schmolz die eingeplante Zeit dahin und niemand konnte etwas dafür. Denn Chris Oelsner vom Bauamt der Gemeinde wollte in den vier Wochen das Holzgebälk der Villa Meixner richten lassen – und das schlechte Wetter halbierte die mögliche Arbeitsphase. Ein Problem, das Zeitdruck hervorruft, denn das Gebäude ist schon lange vor der Sanierung für standesamtliche Trauungen und Veranstaltungen nach den vier Wochen wieder gebucht: „Wenn es nur regnet, kann auch unter freiem Himmel das Holz nicht gestrichen werden“, sagt der Gemeindemitarbeiter.

Den Auftrag, das Holzwerk aufzufrischen, konnte man trotz der erschwerten Bedingungen rechtzeitig ausführen. „Ein Fachmann hat sich das Holz angeschaut und nur sehr kleine Mängel feststellen können. Daher hat es gereicht, die Firma Hellinger mit dem Anstreichen des Holzes zu beauftragen“, konkretisiert Oelsner. Die Farbe sei nun aufgetragen, noch in dieser Woche könne wohl das Gerüst abgebaut werden: „Das Gebäude steht jetzt wieder gut da“, berichtet der Gemeindemitarbeiter stolz.

Zaun ist das nächste Vorhaben

Man habe es zwar geschafft, die Holzsanierung des Gebäudes in der vorgegebenen Zeitspanne umzusetzen, Ruhe kehrt bezüglich des geschichtsträchtigen Gebäudes trotzdem nicht ein. „Der Holzzaun rings ums Gelände ist mittlerweile ganz schön ausgeblichen“, gesteht Oelsner zu. Wann die Grundstücksbegrenzung dann zu einer Renovierung angegangen wird, ist aber noch nicht bekannt. Zunächst einmal haben die angekündigten Trauungen und Veranstaltungen Vorrang.

Eine Villa mit Historie

Vor 124 Jahren, im Jahre 1899, erbaute der Schwetzinger Architekt Ludwig Jahn das Gebäude im Jugendstil. Den Namen Meixner trug die Villa, die für den damaligen Bürgermeister und Unternehmer Albert Eder und seine Frau Eva errichtet wurde, zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Zum ersten Mal wird die Einrichtung 1906 mit ihrem heutigen Namen in Verbindung gebracht – als der ausscheidende Bürgermeister Eder das Goldstück aus finanziellen Gründen an die Gebrüder Meixner verkaufte, die das Grundstück dann auch für die nächsten zehn Jahre behielten.

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Auch der darauffolgende Eigentümer, der die Jugendstilvilla für 40 Jahre zu seinem Besitz zählte, hörte auf den gleichen Familiennamen, das schöne Haus gehörte Karl Meixner. Da ist es wenig überraschend, dass die Amerikaner, die das Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg in Beschlag nahmen, dieses 1946 wieder an Oskar Meixner übergeben. Erst zehn Jahre später geht die geschichtsträchtige Villa dann durch den Verkauf von Oskar Meixner in den Gemeindebesitz über, die das sie für finanzschwache Bürger zu Wohnraum umbaute. In den darauffolgenden zwei Jahrzehnten entwickelte sich das heutige Kulturdenkmal zur Absteige, bis die Gemeinde das Haus 1985 endlich kernsanierte.

Ende der 1980er Jahre konnte das Grundstück dann erstmals als kleines Kulturzentrum der Gemeinde Brühl fungieren. Seitdem beheimatet die Villa Meixner Geschichtsausstellungen, Kunst- und Kulturveranstaltungen und später dann auch Hochzeiten. Noch heute wird jedes Paar, das standesamtlich in Brühl heiratet, gefragt, ob die Trauung lieber im Rathaus oder in der Villa Meixner stattfinden soll.

Das Leben von Oskar Meixner

Der letzte private Eigentümer des Gebäudes, Professor Oskar Meixner, zählte übrigens zu den besonders außergewöhnlichen Persönlichkeiten in der Geschichte Brühls. Der Hochschullehrer, Rektor und Ingenieur wurde im Jahre 1922 geboren und lehrte schon mit 26 Jahren an der Städtischen Ingenieurschule Mannheim, für welche er im Alter von 33 Jahren als Oberbaudirektor die Leitung übernahm. Neben seinem Hauptberuf zeichnete sich Meixner durch eine zweistellige Zahl an Ehrenämtern aus, dank denen er das Hochschulleben und die Ingenieurausbildung mitprägen konnte.

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Geehrt wurde der Professor für seine vielseitige Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und der Verdienstplakette des Deutschen Studentenwerks. In Brühl wirkte der Ordensträger 30 Jahre lang als Vorsitzender des TV Brühl. Im Alter von 79 Jahren verstarb Meixner am Ostersonntag 2001.

Mit dem neuen Anstrich kann die Villa nun wieder dem Erbe des Namensträgers gerecht werden.

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