Kampagne

Wie Brühl klimaneutral werden will

Die Kampagne für das Klimaschutz- und Energieleitbild der Gemeinde ist auf dem Weg. Dabei finden die Verantwortlichen deutliche Worte: Denn Veränderung gehe nur mit allen.

Von 
Volker Widdrat
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Der Buzzer leuchtet grün: Peter Kolbe (Kliba, v. l.), Bettina Merkle (Château Louis), Dr. Hansjörg Roll (stellvertretender Vorstandsvorsitzender MVV), Birgit Sehls (Klima-schutzmanagerin), Dr. Thomas Fischer (Kliba) und Dr. Ralf Göck. © Dorothea Lenhardt

Brühl. „Die cleverste Heizung steht nicht im Keller“ verheißt die Werbung für eine neue Wärmepumpe und die kostenlose Unterstützung der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur (Kliba) Heidelberg und Rhein-Neckar-Kreis. „Sonnenschein schüttet Hormone aus. Euros sowieso“ wirbt ein Banner für Photovoltaikanlagen, Stromspeicher und Balkonkraftwerke. Die Kampagne für das Klimaschutz- und Energieleitbild der Hufeisengemeinde ist auf dem Weg. „Brühl wird klimaneutral“, versprach Bürgermeister Dr. Ralf Göck bei der Präsentation der speziell auf Brühl zugeschnittenen Klimaschutzkampagne am Mittwochabend im Ratssaal.

Ab sofort sollen die im Leitbild zusammengefassten Vorhaben und Maßnahmen für alle hier lebenden Menschen sichtbar und nachvollziehbar aufgezeigt werden. Der Technikvorstand der MVV Energie AG, Dr. Hansjörg Roll, freute sich, „dass Brühl sehr motiviert auf dem Weg in die Klimaneutralität ist“. Das Mannheimer Energieunternehmen treibe die Wärmewende konsequent voran. Fernwärme werde Schritt für Schritt grün gemacht, bis 2030 soll sie in Mannheim und der Region vollständig aus klimafreundlichen Energiequellen erzeugt werden.

Klimaschutz in Brühl: Gemeinsam oder gar nicht

Klimaschutz gelinge gemeinsam oder gar nicht, plädierte der langjährige Kliba-Projektleiter Peter Kolbe für einen gemeinsamen Weg. Er nannte Zahlen und Fakten. Es gebe (noch) die Möglichkeit, „aus diesem Planeten ein Paradies zu machen und das für alle Menschen“. Die nächsten sieben Jahre seien entscheidend, um diese gemeinsame Reise „gut hinzukriegen. Das Zeitfenster schließt sich“, zitierte Kolbe UN-Generalsekretär António Guterres bei der Klimakonferenz in Berlin: „Wir haben die Wahl. Entweder handeln wir zusammen oder wir begehen kollektiven Suizid.“

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Auch die Menschen in Brühl hätten die Wahl, an jedem Tag, führte der Kliba-Berater aus und nannte positive Beispiele von innovativen Unternehmen und sozialen Innovationen. Der Umsetzung der notwendigen Maßnahmen lägen fünf Handlungsfelder zugrunde: Zuhause, Gemeinschaft, Arbeit, Aktivismus und Politik. Diese fünf Bereiche würden auch in der neuen Brühler Kampagne aufgegriffen. In einem von der Kommunikationsagentur Château Louis aus Ludwigsburg begleiteten Workshop waren zunächst Ideen und Vorschläge gesammelt sowie Themen für die Kampagne ausgewählt worden. Die Kampagne werde das Erreichen der Ziele aktiv unterstützen, stellte Geschäftsführer Detlev Bernhart das Kommunikationskonzept für die Gemeinde vor. Ziel der Kampagne ist, die große und akute Bedeutung des Themas allen Brühlern bewusst zu machen und zugleich ein echtes „Wir-Gefühl“ für den Klimaschutz zu entwickeln. Alle Menschen sollen informiert werden, was die Gemeinde tut und wie der Beitrag eines jeden Einzelnen aussehen kann. Dadurch soll dem Klimaschutz in Brühl „ein Gesicht“ gegeben werden.

Psychologischer Gesamtnutzen der Brühler Klimaschutzkampagne

Die fünf Kernthemen, die auf Basis des Workshops vom Oktober vergangenen Jahres gemeinsam festgelegt wurden, sind die Nutzung von Photovoltaik und Fahrrad, die Fernwärme, die Haussanierung und die Begrünung von Flächen sowie die Flächenentsiegelung. „Ich handle clever: für mich und alle anderen auch. Und fühl mich deshalb richtig gut“, stellte Bernhart den psychologischen Gesamtnutzen der Kampagne heraus. Der Dachnamen „KlimaBonusBrühl“ fasst dabei die Fördermöglichkeiten zusammen.

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Die bunte Typokampagne ohne Bilder hat ein Aktionslogo, die Farben von Brühl und ein Klimalabel, welches das große gemeinsame Ziel unterstreicht, erläuterte Bettina Merkle vom Büro Château Louis. Der Einbau von Photovoltaik sei kostengünstiger als viele glaubten. Lastenfahrräder und Fahrrad-Trolleys würden finanziell gefördert. Mit Fernwärme ließen sich hohe Investitionen in eine neue Heizung sparen.

Förderung für Dachbegrünung in Brühl

Wärmepumpen seien deutlich effizienter als andere Heizsysteme und dabei kostengünstiger. Ein Zusatznutzen sei noch die kostenlose Kliba-Beratung. Das gelte auch für die Hausdämmung, durch die man ordentlich Heizkosten sparen könne. Und mit einem begrünten Dach werde das eigene Haus hervorragend gegen die ständig steigende Sommerhitze geschützt. Jedes begrünte Dach werde zudem gefördert. Schließlich sei eine Streuobstwiese viel besser fürs Klima als eine versiegelte Fläche, ging Merkle auf das Maßnahmenpaket ein.

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Die Kampagne soll durch einfache und ansprechende Videoclips, die Website der Gemeinde, die sozialen Medien und Multiplikatoren sowie Berater vorangetrieben werden. „Ein grünes Dach ist ganz schön cool“ steht in großen Lettern auf einem der Plakate. Und „Bikelust statt Autofrust“ auf einem Banner soll die Bürger zum Radfahren animieren. „Brühl macht’s jetzt“, lautete der allgemeine Vorschlag im Ratssaal. Dann wurde die Brühler Klimaschutz-Kampagne mit dem symbolischen Drücken auf den Buzzer gestartet.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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