Haus der Begegnung

Balkonkraftwerke in Eppelheim: Große Nachfrage nach PV-Anlagen

Die Gesetzesänderung Mitte Mai hat den Markt für Mini-Photovoltaikanlagen, auch Balkonkraftwerke genannt, belebt, indem sie die Einspeisegrenze auf 800 Watt und die Nennleistungsobergrenze auf 2000 Kilowattpeak erhöhte sowie die Anmeldung vereinfachte. Experten und Bürger in Eppelheim berichteten über die steigende Verbreitung und sinkenden Kosten der Anlagen, die einfach zu installieren sind und erheblich zur Stromersparnis und Umweltfreundlichkeit beitragen.

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Marco Montalbano
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Referent Dirk Thielker informiert bei der Zukunftswerkstatt in Eppelheim über Balkonkraftwerke. Noch nie sei Anschaffung, Installation und Betrieb so einfach gewesen. © Marco Montalbano

Eppelheim. Es tut sich was auf dem Markt für Mini-Photovoltaikanlagen, auch Balkonkraftwerke genannt. Mitte Mai trat eine Gesetzesänderung in Kraft, wie beispielsweise die Erhöhung der Einspeisegrenze auf 800 Watt, die Vereinfachung der Anmeldung und die Erhöhung der Nennleistungsobergrenze auf 2000 Kilowattpeak. Experte Dirk Thielker, aktiv in der veranstaltenden Zukunftswerkstatt Klima (ZK), informierte am Dienstagabend im Haus der Begegnung in Eppelheim über die Änderungen.

Die Zahl der Besucher an diesem Abend hielt sich zwar in Grenzen in der Hauptstraße 82, was das hohe Interesse in der Eppelheimer Bevölkerung allerdings nicht widerzuspiegeln zu scheint. Denn laut Helmuth Lechner und Dirk Thielker, beide engagiert beim Bürgerprojekt der Stadt Eppelheim, ginge es steil aufwärts: „In der Gemeinde gibt es schon zirka 530 Photovoltaikanlagen“, so Lechner. Thielker ergänzt: „Aktuell wird in unserer Gemeinde an jedem zweiten Tag eine neue PV-Anlage in Betrieb genommen.“ Um die Hälfte seien Balkonkraftwerke.

Preis fällt, Leistung steigt bei Balkonkraftwerken

„Das ist gut für die, die sich die Anlage anschaffen, für die Umwelt und somit für alle“, so sein Resümee. Die Voraussetzungen seien gut wie noch nie: „Ein typisches PV-Modul mit 400 bis 450 Watt Leistung kostet nur noch um die 100 Euro. Tendenz fallend. Und das bei verbesserter Technik.“ Der Preis sei noch vor einem Jahr doppelt so hoch gewesen.

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Dazu Modul-Halterungen für den Balkon, ein Wechselrichter zur Stromeinspeisung und Kabel. Damit könne fast jeder selbst Strom erzeugen. Für gute Module gebe es eine Leistungsgarantie von 35 Jahren, auf das Produkt 25. „Man muss kein Techniker sein, nur auf ein paar Dinge berücksichtigen. Alles muss zusammen passen und den Normen entsprechen. Für draußen gilt, auf UV- und wetterbeständige Kabel und Stecker zu achten.“

Mittagszeit bringt höchsten Ertrag bei Mini-PV-Anlagen

Dann hält er das Stromkabel eines Beamers in die Höhe. Wer in der Lage sei, dieses auf der einen Seite in das Gerät und auf der anderen in die Steckdose zu stecken, könne auch ohne fremde Hilfe eine Mini-PV-Anlage installieren, verdeutlichte der Experte.

Gute Komplettsets würden heute auch von Supermärkten angeboten – zum Teil für unter 500 Euro, mit denen man in der Regel 600 bis 800 Kilowattstunden im Jahr erzeugen könne. Wie viel man davon selbst verbrauche, sei steuerbar: „Um die Mittagszeit gibt es den höchsten Ertrag. Wer dann die Waschmaschine laufen lässt, reduziert seine Stromrechnung noch mehr.“ Was nicht verbraucht würde, ginge, ohne Vergütung, ins Netz.

Design-Module und Ertragsmaximierung bei Photovoltaikanlagen

Unterscheiden müsse man zwischen Überschussanlagen und Volleinspeisung. Und wer Solarpanel nicht schön fände, könne auf Design-Module zurückgreifen: „Die kosten etwas mehr, aber man sieht die Drähte nicht, sodass sie komplett schwarz erscheinen.“ Und es gebe Mittel und Wege, den Ertrag zu maximieren, wie ein steilerer Winkel bei der Aufhängung, besser für den Herbst und Frühling.

„Zwei deutsche Rentner haben ein System entwickelt, das den Winkel automatisch einstellt und bei Sturm die Module flach stellt. Der Ertrag verdoppelt sich so“, weiß ein Besucher zu berichten. Thielker nickt bestätigend. Bifazial-Panels seien beliebt. Diese könnten von einer weißen Hauswand reflektiertes Sonnenlicht umwandeln, sofern es auf deren Rückseite gelange.

Weniger Stromverbrauch durch Balkonkraftwerke in Eppelheim

Doch auch leise Kritik an zu viel Bürokratie wird bei dem Experten laut: „Es gab schon einmal Strafzölle auf Module aus China, über die gerade wieder diskutiert wird. Und was machten die deutschen Hersteller? Sie nutzten die Situation aus, anstatt wettbewerbsfähiger zu werden. Und während in anderen Ländern 230-Zentimeter-Module der Standard sind, ist dies nur hier nicht so, weil man eine Sondergenehmigung braucht.“

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Das Ehepaar Czy aus Eppelheim meinte: „Tolle Veranstaltung. Wir haben eine Anlage beim Nachbar gesehen und überlegen uns das jetzt auch. Sinnvoll für die Umwelt und man spart.“ Wolfgang Bleich war geradezu enthusiastisch: „Es macht regelrecht süchtig. Meinen Strombezug konnte ich in zwei Jahren fast halbieren. Und den Ertrag der Anlage sehe ich auf meiner Handy-App“. Helmuth Lechner meinte zuversichtlich: „In Eppelheim geht es voran. Sogar bei unserem großen ‚Elefantenbau‘ wurde jetzt der Weg für Balkonkraftwerke frei gemacht. Die erste Versuchsanlage steht schon.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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