Gemeinderat

Eppelheimer Egzon Fejzaj ist neuer Stadtrat für die SPD-Fraktion

Der 24-Jährige rückt für Anika Wesch in das Gremium nach und will ein Vorbild für junge Menschen sein. Eppelheim ist zwar seine Heimat, aber mit dem Heimatland seiner Eltern fühlt er sich verbunden: „Der Kosovo gehört auch zu mir.“

Von 
Volker Widdrat
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Der neue Gemeinderat Egzon Fejzaj lässt sich gerne an der Bronzeskulptur am Wasserturm fotografieren. Der Künstler Hans Zimmermann schuf die Maurergruppe 1989, um an Eppelheims guten Ruf als Maurerdorf zu erinnern. © Widdrat

Eppelheim. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, das kam völlig unerwartet.“ Er habe sich aber sehr gefreut, „noch mehr als beim Abitur“, sagt Egzon Fejzaj. Der 24-Jährige sitzt nun für die Eppelheimer SPD im Gemeinderat.

Als Nachrücker für Anika Wesch, die wegen Wegzugs in eine andere Gemeinde aus dem Gremium ausgeschieden ist. Fejzaj hatte bei der Kommunalwahl 2019 für sich 1117 Stimmen verbuchen können. Damals war er von Listenplatz zwölf auf sieben hochgewählt worden.

Der gebürtige Heidelberger lebte mit seinen Eltern kurze Zeit in Wieblingen. Nach dem Umzug nach Eppelheim besuchte er dort die evangelische Kindertagesstätte Friedrich Fröbel und die Theodor-Heuss-Grundschule. Den Werkrealschulabschluss an der Friedrich-Ebert-Schule absolvierte er mit einem Notendurchschnitt von 1,1. Das Abitur legte er 2019 an der gewerblich-technischen Carl-Bosch-Schule in Heidelberg ab.

Eppelheimer Egzon Fejzaj studiert am KIT in Karlsruhe

Mit 15 Jahren ist der Werkstudent, der gerade am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) seinen Bachelor macht und eventuell in die Berufsrichtung Robotik und KI-Forschung gehen will, bei den Sozialdemokraten eingetreten.

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Das sei vor allem durch seine deutschen Ziehgroßeltern in Wieblingen so gekommen: „Denn die meinten, Arbeiter wählen SPD.“

Seine Eltern kamen 1992 aus dem Kosovo. Der Vater ist Schlosser, die Mutter arbeitet im Einzelhandel. Egzon Fejzaj hat drei Schwestern. Der Jungpolitiker ist stellvertretender Vorsitzender der SPD Eppelheim, Mitgliederbeauftragter des Kreisvorstands SPD-Rhein-Neckar und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft für Migration und Vielfalt Rhein-Neckar sowie Mitglied in der IG Metall.

Die Linke sei damals bei seiner Entscheidung, sich politisch zu engagieren, nicht infrage gekommen, weil sie sich 1999 bei der Militärintervention der Nato in Jugoslawien auf der Seite Serbiens positioniert habe. Die Nato-Staaten hätten damals die Vertreibung der Kosovo-Albaner durch die Serben verhindert: „Der Einsatz für ein unabhängiges Kosovo hat meine Familie vor der ethnischen Säuberung gerettet.“

SPD-Gemeinderat Fejzaj will Integration fördern

Bildung, Soziales und Digitalisierung machen die Schwerpunkte seiner politischen Arbeit aus. Und die Integration von Menschen, das bleibt bei seinem Migrationshintergrund nicht aus.

Auf die Frage nach seinen Zielen in der Kommunalpolitik kann er noch nicht richtig antworten. Dafür sei alles noch zu neu. Eigentlich müsste man vieles ablehnen, was Geld kostet, das muss er zugeben. Denn Eppelheim steht finanziell schlecht da. Bezahlbarer Wohnraum muss aber sein. Eine vernünftige Verkehrspolitik ebenso.

In der Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt setzt er sich dafür ein, dass jeder Mensch, egal, woher er kommt, welcher Kultur er angehört oder woran er glaubt, die gleichen Chancen haben sollte, an der Gesellschaft teilzuhaben.

Dass gesellschaftliche Probleme nur gemeinschaftlich gelöst werden könnten. Manche sagten, Eppelheim sei hässlich. Das finde er nicht: „Mir gefällt die Stadt und ihre Menschen.“

Fejzaj hat zwei Heimaten: Eppelheim und den Kosovo

Seine Hobbys seien Sport und an alten Computer herumzuschrauben. Er lese sehr viel, zurzeit vor allem wegen des Studiums über aktuelle Forschungen in der Informatik, aber auch Bücher über gesellschaftspolitische Themen.

Urlaub mache er generell im Kosovo und immer mit der Familie. Wenn die anderen schon dort sind, fliege er auch mal hinterher. Eppelheim ist zwar seine Heimat, aber die Tradition mit dem Heimatland seiner Eltern möchte er auch gerne fortführen: „Der Kosovo gehört auch zu mir.“

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Dafür hätten seine Eltern unter dem serbischen Regime zu sehr gelitten. Ende der 1980er Jahre begannen serbische Milizen, die Albaner im Kosovo zu unterdrücken und zu vertreiben, weiß er aus Erzählungen der Familie.

Putin könne man niemals vertrauen, hat er bei einer Demonstration in Schwetzingen gegen den Ukraine-Krieg gesagt. Die Waffenlieferungen an die Ukraine seien richtig und notwendig, auch wenn die Atomstreitmacht Russland ihm Angst mache. Russland spalte den Kontinent und möchte Freiheit und Demokratie zerschlagen.

Eppelheimer Fejzaj möchte Vorbild sein

Mit seinem Vater spricht er Albanisch, sonst meistens Deutsch. An der Hochschule ist Englisch angesagt.

Er freut sich auf die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen im Gemeinderat. Und darauf, gemeinsam Kompromisse zu finden, auch über die Parteigrenzen hinaus. Er sitzt im Kulturausschuss, sonst ist er in allen Ausschüssen nur Stellvertreter. Für die Kommunalwahlen im kommenden Jahr will er sich jetzt beweisen.

Der 24-Jährige sieht sich als nächste Generation, will Vorbild für junge Menschen sein. Er möchte sich intensiv um die Flüchtlingsproblematik kümmern: „Vielleicht kann ich da was bewirken.“

Eine Stärke von ihm sei, dass er auch gut zuhören könne, Von seiner Fraktionsvorsitzenden Renate Schmidt könne er bestimmt viel lernen, meint Egzon Fejzaj.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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