Auchtergrund

Daniel Born sieht sich Hockenheimer Obdachlosenunterkunft an

Der Landtagsvizepräsident (SPD) stattet dem Quartier Auchtergrund in Hockenheim einen Besuch ab und erkundigt sich über die vielfältige Arbeit, die dort geleistet wird.

Von 
Nicolai Lehnort
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SPD-Politiker Daniel Born (r.) informiert sich bei Markus Unterländer im Quartier Auchtergrund über die Unterbringung von Obdachlosen. © LEHNORT

Hockenheim. „Die Unterbringung hatte weder etwas mit einer ordnungsgemäßen noch mit Menschenwürde zu tun“, hatte Oberbürgermeister Marcus Zeitler beim Abriss der Containerbauten im Hofweg gesagt. Als „Schandfleck“ wurde die Obdachlosenunterkunft in der Aussendung benannt. Wie die wohnungslosen Menschen in Hockenheim inzwischen untergebracht werden, davon hat der SPD-Landtagsvizepräsident Daniel Born sich im Quartier Auchtergrund beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) ein Bild gemacht. „Das ist ja ein riesiger Sprung im Vergleich zum Hofweg“, staunte Born bei einer Führung durch das neue Gebäude.

Das im Mai 2022 eröffnete Quartier beherbergt aktuell 21 Personen ohne Obdach, die in Zusammenarbeit mit der Stadt in Doppelzimmern untergebracht und von Sozialleistungen finanziert werden. Quartierleiter Markus Unterländer ist einer von sieben Mitarbeitern beim DRK, die für das Integrationsmanagement verantwortlich sind. Seine Rolle beschreibt er selbst als „ständiger Motivator“, denn der Schwerpunkt liegt in der Vermittlung von Arbeit und Wohnraum. So leistet er unter anderem Hilfestellung bei Bewerbungen – und kritisiert das Sozialsystem: „Die Motivation der Bewohner ist sehr gering, denn sie fühlen sich gut versorgt und abgesichert.“

Der SPD-Abgeordnete lobt die Arbeit der Sozialarbeiter vor Ort: „Es ist wichtig, dass es Menschen gibt, die sich dafür einsetzen, dass Armut überwunden wird.“ Er sieht sich aber auch mit den Sorgen und Klagen des Verantwortlichen konfrontiert: Als Obdachlose hafte ihnen ein Stigma an, das die Wiedereingliederung ins Berufsleben erschwere, hier mangele es an Betreuung – viele würden sich eigenen Wohnraum wünschen, es fehle aber generell und insbesondere an sozial gefördertem Wohnraum.

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Hinzu kommen die Hürden der Bürokratie, von denen der städtische Integrationsbeauftragte Konrad Sommer ein Lied singen kann: „Die Behörden stehen sich gegenseitig im Weg.“ Die Bearbeitung von Anträgen und Förderungen sei so zeitaufwendig und langwierig, die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen schwergängig. „Dafür habe ich eigentlich keine Kapazitäten“, meint Sommer. Unterländer ergänzt: „Es ziehen einfach nicht alle Ämter an einem Strang.“ Dass sie trotz all der Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden, an ihrem Engagement festhalten, beeindruckt Born: „Das sind Strukturen, in denen niemand verloren geht.“

Zahl der Bedürftigen steigt

Von dem „großen Arbeitsvolumen, das hier geleistet wird“, so Born, macht der SPD-Politiker sich zusätzlich in den Kursräumen und der Tafel ein Bild. So bietet das DRK in den Räumlichkeiten seines Quartiers als Träger Integrationskurse an, in denen vorrangig Sprachkenntnisse vermittelt werden. Im Untergeschoss werden viermal wöchentlich vergünstigte Lebensmittel für Berechtigte verkauft. Täglich kamen etwa 45 Personen, wie Leiterin Tanja Reinhard erklärt. „Durch den Ukraine-Krieg ist es viel mehr geworden. Früher hatten wir knapp 400 Bedürftige, jetzt sind es rund 600.“ Diesen möchte die Tafel in dem möglichst nah an einem handelsüblichen Supermarkt eingerichteten Laden ein Gefühl „wie beim normalen Einkaufen“ vermitteln.

Deutschlandweit einzigartig im Auchtergrund ist die Kombination aus Wohnungslosenunterkunft und Rettungswache in einem Gebäude. Die letzte Station führt den SPD-Politiker ins Erdgeschoss zwischen die Rettungswagen, wo Leiter Daniel Albrecht rund 50 Hauptamtlichen unter seinen Fittichen hat. Analog zu seinem Kollegen Unterländer legt er den Finger in die Wunde: Weil Menschen etwa sehr lange auf einen Facharzttermin warten müssten und bei Beschwerden gleich den Rettungsdienst rufen würden, hätten sie sehr hohe Einsatzzahlen. „Es müsste im gesamten Gesundheitssystem Veränderungen geben.“ Perspektivisch würden die Einsatzzahlen der Studienlage zufolge sogar weiter steigen, so Albrecht, noch mehr des aktuell bereits knappen Personals würde benötigt.

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Von dieser Station seiner sommerlichen Radtour nimmt der SPD-Abgeordnete „glaube ich, Aspekte mit in die Landespolitik“, hofft Unterländer. Für ihn sei es „eine schöne Geste, dass er sich anhört, was die Leute hier beschäftigt“. Von dieser Möglichkeit des Austauschs haben die Verantwortlichen rege Gebrauch gemacht.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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