Hockenheim/Ketsch. Es war eine ambitionierte, ehrgeizige und ein Stück weit auch verrückte Herausforderung, der sich der Hockenheimer Arzt, Dr. Thomas Soballa, eine Woche ab dem 16. Juli gestellt hat. Er wollte an sieben Tagen jeweils einen Marathon laufen – und dabei Spenden für den Verein Endulen sammeln. Doch sein Körper machte nicht mit und an Tag vier musste er nach 27 Kilometern abbrechen.
Mit einem lachenden und weinenden Auge schaut der 59-Jährige, der eine künstliche Hüfte hat, auf die Marathonwoche zurück und zieht ein positives Fazit. „Das lachende Auge überwiegt eindeutig“, betont Soballa, der sich überwältigt zeigt vom Interesse und der Unterstützung, die er bei seinen Läufen erfahren hat. Denn auch, wenn es nicht so ausging, wie er sich das erhoffte, sei es eine tolle Sache gewesen: „Ich bin immer noch geflasht, wie die Leute auf diese Aktion reagiert haben.“
Nahrungsaufnahme scheitert in der Marathonwoche
Bevor er in Erinnerungen an die ersten drei Tage schwelgt, kommt er darauf zu sprechen, warum er sein Vorhaben abbrechen musste. „Ich bin an der Nahrungsaufnahme gescheitert“, sagt er. Bereits am zweiten Tag hatte er nach dem 42,195 Kilometer langen Lauf mit der Nahrungsaufnahme zu kämpfen. Die zwei Liter Wasser in seinem Laufrucksack wurden warm, er hatte Durst – viel Durst. Nach dem Lauf nahm er zu Hause weitere drei Liter Wasser auf, konnte jedoch nichts essen. „Ich musste aber Kalorien zu mir nehmen und habe deshalb Soja-Schoko-Drinks getrunken“, beschreibt er, wie er versucht hat, seinem Körper das zu geben, was dieser braucht, um Energie, Kraft und Ausdauer, freizusetzen.
Verein Endulen
- Dr. Thomas Soballa lief die Marathons für den guten Zweck. Unterstützt und gesponsert wurde er von der Vulpius Klinik in Bad Rappenau. Seine Route startete am Seehotel in Ketsch und führte über Altlußheim, Rheinhausen, Oberhausen, Waghäusel, Reilingen und den Insultheimer Hof zurück ans Seehotel.
- Stand Samstag, 29. Juli, sind 1500 Euro zusammengekommen.
- Spenden an den Verein Endulen ist weiterhin möglich: IBAN: DE43 3706 0193 4006 2200 16, BIC: GENODED1PAX Pax-Bank.
- Der Verein ist auch unter www.endulen.de zu finden, sowie bei Facebook und Instagram. vas
Am dritten Tag wurde er auf der gesamten Marathonstrecke begleitet, das gab ihm Kraft, durchzuhalten. Am vierten Tag ging er motiviert in seinen Lauf, doch schon bei Kilometer 24 musste er kämpfen. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es dieses Ende nehmen würde. Dass es letztlich am Essen scheitert“, sagt er, dass er auf dem Zahnfleisch ging und bei Kilometer 27 seine Kräfte aufgebraucht waren. „Ich hätte mich vielleicht irgendwie durchkämpfen können, aber dann wäre am fünften Tag auch nichts mehr gegangen“, beschreibt er seine Situation, dass er sich nicht ganz unnötig quälen wollte. In etwa auf Höhe des Neulußheimer Friedhofs endete damit sein Abenteuer – nach 153 Kilometern, die er in 22 Stunden gelaufen ist.
Dr. Thomas Soballa freut sich über viele Mitläufer
Auch wenn es letztlich nicht für sieben Marathons gereicht hat, ist Soballa stolz auf seine Leistung. „Es war richtig genial, dass jeden Tag Menschen ans Seehotel kamen, die mit mir losgelaufen sind“, erinnert er sich an diese tollen Momente. Verschiedene Menschen sind zusammengekommen, um den 59-Jährigen auf seinem Weg zu begleiten – Menschen von der ASG Tria Hockenheim, dem Marathon-Team Ketsch, Patienten und Freunde, die sich auf einen Marathon vorbereiten. Soballa erzählt, dass die Läufer wissen wollten, welcher Mensch hinter dieser Aktion steckt, die Geschichte drumherum kennenlernen. „Es ist toll, wenn die Leute sich mit dem Thema auseinandersetzen. Mein Operateur hatte mir ja auch grünes Licht gegeben“, sagt der Arzt, dass auch ein weiterer Läufer mit künstlicher Hüfte dabei war, der sich mit Soballa lang über dieses Thema austauschte.
Dr. Thomas Soballa nahm sich viel vor für diese sieben Tage. Auch, wenn er am Ende nach knapp 3,5 Läufen aufgeben musste, konnte er sein Ziel einhalten, jeden Lauf unter sechs Stunden zu schaffen. „Hätte ich den vierten Tag durchgezogen, wäre ich ziemlich sicher drüber gewesen“, gibt er zu, dass auch die Mitläufer ihn sehr motiviert hatten. „Auch weiß ich nicht, wie es gewesen wäre, wenn es kühler gewesen wäre in der Woche“, fragt er sich, will dies aber nicht als Ausrede nutzen. Denn letztlich kommen viele Faktoren zusammen.
Rückblickend sei es die richtige Entscheidung gewesen, abzubrechen, „denn scheitern ist immer drin, wenn man sowas macht“. Und auch für sein Ego sei es nicht verkehrt, da seine vorherigen Aktionen immer erfolgreich waren – doch Scheitern gehöre im Leben dazu.
Wiederholung der Marathonwoche wird es nicht geben
„Mit Blick auf die persönlichen Geschichten und den großen Zuspruch, den ich an den vier Tagen bekommen habe, ist es besonders schade, dass ich abbrechen musste“, bedauert der Hockenheimer Arzt. Wiederholen wird er diese Aktion dennoch nicht, denn das Leben hält noch mehr bereit. Was er nach seiner Radtour von Nord- nach Süddeutschland, seiner Fastenwanderung und der jetzigen Marathon-Herausforderung für das kommende Jahr plant, weiß er noch nicht – aber er wird es die Menschen wissen lassen – auch über diese Zeitung.
Aus diesem Vorhaben nimmt Dr. Thomas Soballa mit, dass die Unterstützung der Menschen ihm ein positives Gefühl gegeben hat. Man habe zuvor nicht sagen konnte, wie weit er komme, aber „dafür lief es doch ganz gut“. Und vor allem zeigte er eins: Auch mit fast 60 Jahren und einer künstlichen Hüfte kann man vieles schaffen. Nichts ist unmöglich.
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