Porträt

Hockenheimerin Emilia Namyslo will in USA zu Tennisprofi reifen

Die 18-jährige Hockenheimerin Emilia Namyslo hat ein Stipendium für die Troy University in Alabama und möchte dort ihr Talent - das Tennisspiel - weiterentwickeln.

Von 
Henrik Feth
Lesedauer: 
Voll konzentriert: Eine Sportfotografin hat dieses Bild auf einem Turnier gemacht und Emilia zur Verfügung gestellt, es ist der Favorit unter den Aufnahmen auch für ihre Mutter Nicole. © Nicole Namyslo-Wegmann

Hockenheim. Seit Jahrhunderten ist Sport ein Teil der Gesellschaft – bei manchen Menschen mehr, bei anderen weniger. König Fußball, Handball oder das Rückschlagspiel Tennis gehören in Deutschland zu den beliebtesten Sportarten. Doch um in eben jenen Disziplinen erfolgreich zu sein, muss eiserner Wille, Trainingsfleiß und Talent die nötige Mischung bringen – denn die Konkurrenz ist groß. Profisport gilt oft als Haifischbecken. Gerade dem Tennis hängt oft ein Image der Härte an, die erfolgreichsten Einzelsportler stehen mitunter nur auf den Courts, verlassen diese nur zum Schlafen.

Die 18-jährige Emilia Namyslo aus Hockenheim hat sich entschieden, diesen Weg zu gehen, ihr Talent im Tennis zu nutzen und das Ziel zu verfolgen, eines Tages auf der WTA-Tour zu spielen. Einen wichtigen Schritt dahin ist die Hockenheimerin vor einigen Wochen gegangen: Sie erhielt ein Vollstipendium für die Troy University im US-Bundesstaat Alabama, wo sie aktuell für Studium und Sport lebt.

Wie alles begann: Hier spielt Emilia in der Grundschulzeit für den TC Ketsch. © Nicole Namyslo-Wegmann

Zum Tennis kam Namyslo durch ihren Vater, der ihr Talent bereits im Kindergartenalter erkannte. Seither schwingt die 18-Jährige den Schläger. Ihre Mutter Nicole Namyslo berichtet aus der Kindheit ihrer Tochter: „Emilia hatte schon immer ein sehr gutes Ballgefühl. Das hat sich beispielsweise bei den Bundesjugendspielen gezeigt, wo ihre Leistungen beim Weitwurf und anderen Disziplinen immer weit über denen ihrer Altersklasse lagen.“

Bei einem solch naturgegebenen Talent bleibt das Spielen in einem Verein natürlich nicht lange aus. Sie begann beim TC Ketsch, trainierte unter Karolj und Zoltan Fodor und schaffte es dank der Förderung von Moritz Hoffmann, der das Talent von Emilia Namyslo früh erkannte, schnell in den Bezirkskader.

Emilia Namyslos Tennisstationen: über Plankstadt nach Heidelberg

Über eine weitere Station beim Tennisclub Plankstadt schloss sie sich schließlich Schwarz-Gelb Heidelberg an, wo sie bis heute zum aktiven Kader gehört. Mit 14 Jahren spielte sie schon erfolgreich bei U18-Bezirksmeisterschaften mit. Im selben Alter gewann die Hockenheimerin zudem ihr erstes Damenturnier in Frankfurt.

Im weiteren Verlauf ihrer noch jungen Karriere spielte Emilia Namyslo deutsche Meisterschaften und einige ITF-Turniere – so auch im Ausland wie beispielsweise in Tunesien. Um ihr Talent weiter zu fördern sowie Schule und Sport unter einen Hut zu bekommen, wechselte sie nach der zehnten Jahrgangsstufe vom Hockenheimer Gauß auf ein Privatgymnasium mit Eliteförderung in Mannheim.

Mehr zum Thema

Special Olympics

Tennis-Gespann aus Hockenheim holt Gold bei den Special Olympics

Veröffentlicht
Von
Henrik Feth
Mehr erfahren
Erfahrungsbericht

Reilingerin über ihre Zeit in den USA: „Ein Jahr, das ich so nie mehr erlebe“

Veröffentlicht
Von
Vanessa Schwierz
Mehr erfahren
Im Interview

Charlotte Conrad aus Oftersheim ist mit Stipendium in Israel

Veröffentlicht
Von
Lukas Heylmann
Mehr erfahren

Über ihre starken Turnierleistungen und im ersten Schritt über Vermittler, kam sie schließlich an das Stipendium der Troy University, das sie auch dank eines hervorragenden Abiturs und überdurchschnittlichem Abschneiden bei den US-Uni-Einstellungstests SAT für sich gewinnen konnte.

Damit geht Namyslo einen Weg, den andere erfolgreiche deutsche Tennisspieler bereits gemeistert haben. So war Tommy Haas beispielsweise lange Zeit die deutsche Nummer eins im Herreneinzel. Haas ging ebenfalls den Weg über die USA, wo er in der bekannten Akademie von Nick Bollettierri ausgebildet wurde. Mit der Troy University, die in der Division One der US-Uniligen spielt, ist Namyslo bei einer ähnlich guten Adresse.

Matchfoto im Leistungszentrum in Leimen. Hier war sie im Bezirkstraining und dann über den Landeskader im Verbandstraining über fast zehn Jahre hinweg. © Nicole Namyslo-Wegmann

Ihre erste Zeit in Alabama brachte viele neue Eindrücke für die 18-Jährige: „Voller Vorfreude bin ich hier angekommen, den schönen Campus und einige Vorteile meines Stipendiums durfte ich schon auskosten. Ich bekomme Housing, Studium, Essen und alles, was ich rund um das Tennis benötige gestellt, was ich als total luxuriös empfinde. Außerdem haben wir neben eigenen Trainingsplätzen eben auch ein Fitnesscenter inklusive Swimmingpools. Nach meiner langen Reise wurde ich super nett von meinem Coach und meinem Team empfangen.“

So wurde sie beispielsweise persönlich von ihrer Trainerin am Flughafen abgeholt. Doch nicht nur der Sport ist für die 18-Jährige wichtig. Parallel zu den intensiven Trainingsstunden auf dem Court belegt sie die Kurse Biologie und Psychologie. Damit sichert sie sich zusätzlich auf dem beruflichen Weg ab. Somit ist das Stipendium aus mehreren Aspekten ein wichtiger Schritt für die Zukunft des Tennistalents.

Emilia Namyslo aus Hockenheim: Heimweh gehört dazu

Doch gleichzeitig merkt die Hockenheimerin auch ihr Heimweh nach Freunden und Familien. „Jeden, den man hier trifft, ist total nett und hilfsbereit. Dennoch gibt es natürlich zwei Seiten der Medaille und gerade die ersten Tage habe ich richtig realisiert, wie unterschiedlich mein Leben von nun an sein wird. Viele Sachen, die zu Hause mit der Zeit selbstverständlich geworden sind, habe ich jetzt wieder richtig zu schätzen gelernt, wie zum Beispiel meine ganze Familie und Freunde dauerhaft um mich zu haben. Andererseits sehe ich dies mittlerweile auch sehr positiv, da es bedeutet, dass ich ein liebendes Zuhause habe und ein bisschen Heimweh gehört nun mal einfach dazu. Jedenr, den man hier trifft, ist total nett und hilfsbereit. “

Mehr zum Thema

Im Porträt

Wie ein Oftersheimer dank Tennis an eine Uni in den USA kam

Veröffentlicht
Von
Lukas Heylmann
Mehr erfahren
Stipendium

Reilingerin Anthea Reeb lebt ein Jahr lang in den USA

Veröffentlicht
Von
Vanessa Schwierz
Mehr erfahren
Fußball

Schwetzinger verbindet in den USA sein College-Studium mit Sport auf Profiniveau

Veröffentlicht
Von
Andi Nowey
Mehr erfahren

Auf dem Tenniscourt gilt die 18-Jährige als besonders mental stark. Bescheidenheit und Ruhe zählen laut ihrer Mutter zu ihren Stärken. Von Spielern wie Alex Zverev oder früher John McEnroe weiß man, dass Emotionalität auf dem Tennisplatz oftmals zu Unkonzentriertheiten führt – also ein großer Pluspunkt für die Hockenheimerin.

Tennisspielerin Emilia Namyslo hat einen Lieblingsbelag: Sand

Wer sich die vier großen Grand-Slam-Turniere betrachtet, wird wissen, dass diese auf drei verschiedenen Bodenbelägen gespielt werden. Entsprechend gibt es auch immer wieder Spezialisten für unterschiedliche Courts. Das Tennistalent hat ebenfalls einen Favoriten: „Sand ist und bleibt wahrscheinlich mein Alltime Favourite, dennoch habe ich auch Hardcourt lieben gelernt und gerade die Australian und US Open gefallen mir als Hardcourt-Tennisevents auch sehr.“

Aufwärmtraining beim ITF in Monastir. © Nicole Namyslo-Wegmann

Von den großen Spielern der Vergangenheit und Gegenwart zieht sich die Hockenheimer einige Eigenschaften als Vorbild. So sei der Kampfgeist und das Durchhaltevermögen des Spaniers Rafael Nadal genauso beeindruckend wie Roger Federers Gentleman-Verhalten. „Und natürlich darf auch Billie Jean King nicht fehlen, deren revolutionärer Einfluss auf und neben dem Platz unbeschreiblich war.“

Aus allem das Beste herausholen

Ihren Sport liebt die 18-Jährige vor allem auch wegen der Mischung aus Einzel- und Teamwettbewerb. „Ein Tennisspiel ist nie vorbei, bis der letzte Punkt gespielt ist. Das macht den Sport so außergewöhnlich und spannend, es kann immer alles passieren.“

Doch wo soll die Reise hingehen? Emilia Namyslo hat klare Vorstellungen: „Fürs College habe ich mir sportlich das Ziel gesetzt, aus allem das Beste herauszuholen, immer alles zu geben und mich so weit wie möglich zu verbessern und tennistechnisch noch weiterzuentwickeln. Was genau ich aus meinem beruflichen Leben mache und wie ich es mit Sport kombiniere, möchte ich mir noch komplett offenlassen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, weitere internationale Matches zu bestreiten. Ich finde es für mich dabei aber sehr beruhigend, wenn ich eine Berufsausbildung als zweites Standbein habe.“

An der Troy University in Alabama kann die Hockenheimerin sicher sein, sich am richtigen Ort für ihre Entwicklung zu befinden. Im Mai wird sie wieder nach Deutschland zurückkehren und möchte dann hochrangige Turniere spielen, um dem Traum, auf der WTA–Damentour dabei zu sein, einen Schritt näherzukommen.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung