Hockenheim. Mit der Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft für Hockenheim noch in diesem Jahr will der Verein Enmoba ein Zeichen setzen, wie die Energiewende auf lokaler Ebene umgesetzt werden kann – und sollte. Gut ein Jahr nach seiner Gründung geht der gemeinnützige Energie-, Mobilitäts- und Bauverein Hockenheim, wie er ausführlich heißt, nach der Informations- in die Realisationsphase. Im Jahr 2025 soll die erste genossenschaftlich finanzierte Photovoltaikanlage auf dem Dach einer Halle in der Rennstadt installiert werden, geben Enmoba-Vorsitzender Karl-Heinz M. Sohn und sein Stellvertreter Christian Kramberg in einem Pressegespräch als Ziel aus.
Die Vereinsgründung ging, wie im März 2023 berichtet, auf Ungeduld zurück. Die Initiatoren waren unzufrieden mit dem Tempo, in dem Hockenheim Herausforderungen wie die Forcierung erneuerbarer Energien oder die Schaffung bezahlbaren Wohnraums angeht. Weil sie überzeugt sind, dass die Bürger weiter sind, als die Politik glaubt.
Energiebedarf in Hockenheim verdoppelt sich in 20 Jahren - Versorgung nicht gesichert
An der Ungeduld hat sich nach dem ersten Jahr nichts geändert – eher im Gegenteil: „Die Kliba hat für Hockenheim hochgerechnet, dass sich in den nächsten 20 Jahren der Energiebedarf verdoppeln wird und wir eine Delta, was nicht gedeckt ist, von 20 bis 30 Prozent haben. Das sagt eigentlich alles – wir müssen lokal anfangen, Energie zu beschaffen, zu erzeugen“, unterstreicht Kramberg.
Im ersten Vereinsjahr hat Enmoba mit Informationsveranstaltungen „seine“ Themen bekannt gemacht. Dass Photovoltaik vor fast genau einem Jahr am Anfang stand, war kein Zufall. Das Thema ist am schnellsten umsetzbar, während der Bereich Bauen angesichts der aktuellen Kostenentwicklung zunächst weniger vordringlich erscheint und auch bei der Mobilität in der Rennstadt dickere Bretter gebohrt werden müssen. Über 50 Interessierte hörten drei Experten aus der PV-Praxis zu.
Enmoba im ersten Jahr
Der gemeinnützige Energie-, Mobilitäts- und Bauverein Hockenheim (Enmoba) ist ein Zusammenschluss von engagierten Bürgern.
Klimapositives und nachhaltiges Handeln und die gemeinsame Suche nach innovativen Lösungen und deren Umsetzung sind seine Ziele.
Im ersten Jahr hat Enmoba eine Reihe von Informationsveranstaltungen angeboten:
Photovoltaik (21. April 2023, Fahrschule Inside).
„Zukunft – Wohnen – Hockenheim“ (15. Juni 2023, „Rondeau“).
Teilnahme am Tag der Umwelt (5. August 2023, Zehntscheune, Schwerpunkt Mobilität).
„Windkraft – quo vadis?“ (19. Oktober 2023, „Rondeau“).
Bürgerenergiegenossenschaft für Hockenheim? (25. Januar 2024 „Rondeau“). mm
Nachhaltige Stadtentwicklung und Bauen standen zwei Monate später im Mittelpunkt des Abends mit dem Titel „Zukunft – Wohnen – Hockenheim“. Die Wirtschaftlichkeit von Neubaugebieten war dabei ein wichtiger Aspekt, blickt Karl-Heinz M. Sohn zurück. Nur bei einem Bruchteil profitiere die Kommune davon, habe Referent Dr. Thilo Sekol in zahlreichen Untersuchungen herausgefunden.
Beim Tag der Umwelt der Lokalen Agenda 21 im August an der Zehntscheune zeigte Enmoba schwerpunktmäßig mit Informationen zum Thema Mobilität Flagge. Auch hier gäbe es in Hockenheim genug zu tun, sind Sohn und Kramberg überzeugt und verweisen auf das nach wie vor fehlende Angebot für E-Carsharing, das es in den Nachbargemeinden Neulußheim und Reilingen bereits gebe. Schließlich seien die öffentlichen Lademöglichkeiten in der Stadt gerade für die Bewohner von Mehrfamilienhäusern sehr begrenzt.
Zum Thema Mobilität gehört für Enmoba aber nicht nur die auf vier Rädern, sondern auch die auf zweien und zu Fuß. Hier müsse nach Überzeugung des Vorstands eine gleichberechtigte Partnerschaft angestrebt werden, zumindest in vielen Teilen der Stadt. Ein Gestaltungs- und Nutzungskonzept für die Karlsruher Straße sei wünschenswert.
Hockenheimer Verein Enmoba: Zeit für Windkraft auch im Rhein-Neckar-Kreis gekommen
„Windkraft – quo vadis?“ fragte der Verein im Oktober im Bewusstsein, dass diese Form der regenerativen Energie bislang überwiegend anderswo gewonnen wird. Dass es aktuell im Rhein-Neckar-Kreis kein einziges Windrad gibt und linksrheinisch bei Römerberg seit 15 Jahren regenerativer Strom aus Wind produziert wird, ist für Enmoba änderungsbedürftig. Dass es anders geht, zeigte Rainer Houck. Der Bürgermeister von Schefflenz im Neckar-Odenwald-Kreis stellte den „Windpark Weidachswald” vor.
„Regional erzeugen, regional verbrauchen“ sei auch hier mit Windkraft möglich. Allerdings sei der finanzielle Aufwand deutlich größer als bei der Photovoltaik, sodass der Fokus darauf gerichtet wird. In Hockenheim gebe es genug Dächer auf Immobilien von Unternehmen und Vereinen, die Platz bieten für eine ausreichend große PV-Anlage. „Man braucht schon eine Mindestgröße, um den Anteil der Verwaltungskosten gering zu halten“, sagt Sohn.
Die Bürgerenergiegenossenschaft, vorgestellt in der Januar-Zusammenkunft, soll ihre Finanzierung sichern. Bei einem weiteren Treffen diesen April hätten sich alle Teilnehmer bereit zu einem Beitrag erklärt. Bei der Gründungsversammlung sollen ein Vorstand und ein Aufsichtsrat gewählt werden, der einen Businessplan erstellt. 100 Prozent Ökostrom zu erzeugen und Teil der Energiewende zu werden – das sei die Motivation der designierten Gründer.
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