Jugend musiziert

Wie ein Hockenheimer mit Kunstliedern nach Offenburg kommt

Der 17-jährige Tenor David Burik aus Hockenheim holt die Höchstpunktzahl beim Regionalwettbewerb in Mannheim -  und gewährt nun Einblicke in seine Probenarbeit.

Von 
Jakob Roth
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Elena Spitzner (am Klavier) probt mit David Burik (hinten) für den Landeswettbewerb von "Jugend Musiziert" in Offenburg. © Jakob Roth

Hockenheim. „Mach noch mal das Motorengeräusch nach“, sagt Gesangslehrerin Elena Spitzner, beugt sich über einen langen Konzertflügel und sieht ihren Schüler David Burik an. Er beginnt leise zu summen, dann immer höher und mit geschlossenen Lippen. Es ist eine einfache Phrase, die immer weiter in die Höhe gleitet. Irgendwann ist jedoch die Grenze erreicht – die Töne werden einfach zu hoch. „Versuche, deinen Hals mehr zu öffnen“, korrigiert Spitzner. Und siehe da: Nach wenigen Versuchen singt Burik in Registern, die vor einigen Momenten unerreichbar schienen.

Besonders jetzt ist dieses Training wichtig: Denn der Hockenheimer Tenor wärmt sich für eine besondere Unterrichtsstunde auf. Es geht um die Vorbereitung auf den Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ in Offenburg. Vor einigen Wochen hatte David Burik zusammen mit der Pianistin Fernanda de Freitas Kopsch vom Schwetzinger Klavierstudio Tatjana Worm-Sawosskaja beim Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ in Mannheim die Höchstpunktzahl erreicht.

David Burik (links) übt mit Elena Spitzner (rechts) für den großen Auftritt. © Jakob Roth

Angetreten waren die beiden in der Kategorie „Kunstlied“. Das ist eine Gattung aus der Romantik, bei der das Klavier den Gesang nicht ausschließlich begleitet, sondern ein ebenbürtiger Duopartner ist. Die Jury achtet hier also vor allem auf den Dialog zwischen Gesang und Klavierstimme – dieses musikalische „Gespräch“ zu meistern, erfordert viel Übung und Gespür.

Eine große Herausforderung für jungen Hockenheimer

Und das macht David Buriks nächsten Auftritt ganz besonders anspruchsvoll. Beim Landeswettbewerb in Offenburg soll er zeigen, dass er der Musik seinen eigenen Ausdruck verleihen kann, ohne dabei den vorgegebenen Notentext zu vernachlässigen. Die Anforderungen steigen stetig. Guter Dinge ist seine Lehrerin Elena Spitzner trotzdem: „David ist ein lieber Kerl und dabei sehr musikalisch und poetisch. Das hat er auch bei ,Jugend musiziert’ gezeigt: Er hat alles genau so gesungen, wie wir es geübt haben.“

Der Erfolg kommt also nicht von ungefähr: Spitzner und Burik sind schon einige Zeit ein eingespieltes Team. „Seit eineinhalb bis zwei Jahren kommt David nun schon hier nach Schwetzingen. Vorher war er auch bei mir zu Hause im Unterricht. Damals war er noch nicht so motiviert. Danach haben wir ihn in die Musikschule verschoben. Zum Glück hat es funktioniert, denn es gibt nach wie vor nur wenige freie Plätze“, berichtet die Gesangslehrerin.

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Dass David Burik schließlich eine Liebe zum Singen entwickelt hat, ist ebenfalls Elena Spitzners Verdienst. „Anfangs hat mich meine Mutter überredet, Gesangsunterricht zu nehmen, aber nur durch Elena habe ich dann auch richtig Gefallen daran gefunden“, schmunzelt der Tenor. Zudem ist es von Vorteil, dass Burik klassische Musik sehr schätzt – für einen Teenager ist das eher die Ausnahme als die Regel. „Also Pop wollte ich eigentlich nie singen. Klar, privat höre ich natürlich nicht das, was ich zum Beispiel bei ,Jugend musiziert’ singe. Aber zum Singen finde ich klassischen Werke einfach am besten – das macht einfach Spaß“, erklärt er.

Hockenheimer Tenor gibt Tipp gegen Lampenfieber

Burik und seine Lehrerin haben beide russische Wurzeln. Das wird während des Unterrichts schon nach wenigen Momenten deutlich. „Wir sprechen auch manchmal auf Russisch, vor allem wenn ich sauer bin – aber auch wenn ich mich freue“, sagt Spitzner und lacht. Die Stimmung ist locker und freundlich. „Man fühlt sich bei Elena nicht alleingelassen. Mit ihr kann ich auf Augenhöhe reden, das hat mir gleich gut gefallen“, bestätigt David.

Trotz der guten Laune arbeiten sie konzentriert. David erinnert sich noch an die Vorbereitung auf den Regionalwettbewerb in Mannheim. „Die Idee, bei ,Jugend musiziert’ anzutreten, kam eigentlich von Elena. Ich bin aber froh, teilgenommen zu haben. Natürlich hatte ich Respekt vor der Herausforderung und war sehr aufgeregt.“ Aufregung und Stress zu bewältigen, sorge für enormen Fortschritt bei den Schülern, meint Elena Spitzner. „Bei ,Jugend musiziert’ teilzunehmen, war die richtige Entscheidung für Davids Entwicklung.“

Fernanda de Freitas Kopsch und David Burik treten zusammen auf. © Tatjana Worm-Sawosskaja

Durch den Stress kann es aber in jedem Fall passieren, dass plötzlich gar nichts mehr geht – der typische Blackout. Daher ist für die Schüler vor einem Wertungsspiel nicht nur die musikalische, sondern auch die mentale Vorbereitung wichtig. „Vor meinem Auftritt in Mannheim war ich sehr aufgeregt. Ich habe währenddessen sogar gezittert. Gut, dass ich die Stücke vorher noch einmal im Kopf durchgegangen bin“, erklärt der junge Tenor.

Und einen Tipp gegen Lampenfieber hat er auch: „Man muss sich klar werden, dass das Gefühl ganz normal ist. Während der Aufführung habe ich auch gezittert. Dann hilft es zu denken: Diese Leute sehen dich 15 Minuten in ihrem ganzen Leben – da macht es nichts, wenn ich nicht so gut abschneide.“

Musik als Beruf möglich für jungen Hockenheimer Sänger

Wie es mit seiner Gesangskarriere weitergehen soll, weiß David Burik noch nicht genau. „Ich kann mir vorstellen, später einmal Gesang zu studieren“, sagt der junge Hockenheimer. Jedoch sei es schwierig, sich als Musiker über Wasser zu halten. Die Konkurrenz ist groß.

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Im Moment liegt der Fokus auf dem Auftritt beim Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ in Offenburg. Seine Lehrerin Elena Spitzner wird ihn begleiten, wenn er mit Fernanda de Freitas Kopsch und Kunstliedern von Schubert, Beethoven und Carl-Friedrich Zelter in der nächsten Woche vor einer Fachjury singt.

Hier entscheidet sich dann auch, ob David Burik mit seiner Duopartnerin zum Bundeswettbewerb nach Lübeck weitergeleitet wird. Hart dafür trainiert hat er und dem Sprichwort nach ist das Glück ja bekanntlich mit den Tüchtigen.

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