Ketsch. Das Central Kino Ketsch präsentiert an diesem Dienstag, 5. Dezember, um 19.30 Uhr einen besonderen Film, der eben erst im Oktober Weltpremiere gehabt hat: „Pambara – Brauchen wir einen Boss?“ ist der neue Film von Matto Barfuss, der unter anderem als der „Gepardenmann“ Berühmtheit erlangte. Der Künstler, Kunstmaler, Fotograf, Filmemacher, Artenschützer und Autor wird den Kinobesuchern im Anschluss Rede und Antwort stehen. Wir sprachen vorab mit dem 1970 geborenen Freistetter.
Herr Barfuss, was können die Ketscher Kinobesucher von „Pambara“ erwarten?
Matto Barfuss: „Pambara“ ist das philosophische Märchen im Disneystyle mit sehr viel Tiefgang. Der Hintergrund ist zwar ernst, denn es geht um Artenschutz, Klimawandel und wie wir Menschen mit dem Planeten umgehen, doch geht das Erdmännchen als Sprecher witzig, zuweilen überengagiert, teilweise frech, aber auch sehr emotional damit um. Der Kinofilm spricht alle Altersgruppen an, ist aber ein Highlight für Familien. Kinder werden den Eddi Erdmann lieben und seine Botschaften wunderbar verstehen. Eine sich durch den Film ziehende Frage ist: „Brauchen wir einen Boss?“ Die Erzählung beginnt weit in der Vergangenheit mit der Schöpfung und endet so weit in der Zukunft, dass das, was Eddi Erdmann seinen Erdmännchenkindern am Ende erzählt, noch zu verhindern wäre. Im Kern geht es in dem Film um den Streit zwischen Erdmännchen, Löwen, Geparden und Leoparden, wer den nun der Boss des großen Ganzen ist. Die Tiere verhalten sich – und das ist provoziert gewollt – wie wir Menschen. Egoismus, Anflüge von Narzissmus, Vorverurteilung und Häme bestimmen das Leben. Doch es kommt ganz anders, zumindest am Ende. Es ist die Geschichte vom „Ich“ zum „Wir“.
Sie waren 2017 schon einmal im Kino in Ketsch zu Gast – damals zum Film „Maleika“. Was hat den „Gepardenmann“ seit dem vor allem umgetrieben?
Barfuss: Eigentlich die Frage, wie und auf welche Art und Weise man Menschen dazu bringen kann, anders mit unserem eigentlich wunderschönen Planeten umzugehen. Um dazu die Bilder zu schaffen, bin ich weiterhin seither sechs Monate pro Jahr im afrikanischen Busch unterwegs. Natürlich habe ich dabei schwerpunktmäßig Erdmännchen gefilmt, denn die spielen ja die Hauptrolle in dem Film.
Ganz ehrlich, glauben Sie, wir Menschen schaffen den Turn-around und können das selbstzerstörerische Gebaren auf unserem Planeten noch umkehren?
Barfuss: In diesem Punkt bin ich eigentlich recht optimistisch. Wir werden bald merken, das uns nichts anderes übrig bleibt. Wir sind schon jetzt in einer kritischen Situation. Ich möchte das mal auf den Sektor Artenvielfalt einschränken. Momentan verlieren wir täglich rund 150 Arten auf der Erde. Das ist mehr als erschreckend, zumal wir nicht wissen, wann es für uns Menschen knapp wird, weil eine Art verschwindet, die für unser Überleben wichtig ist. Natürlich könnte man sagen, dass wir die Karre an die Wand gefahren haben und es eh egal ist. Aber ich arbeite viel mit Kindern und für die ist eine solche Aussage schlicht nicht akzeptabel. Ich setze auf den Lebenswillen der Menschen und dass wir endlich erkennen, dass der Schutz unserer Umwelt unser aller Leben eigentlich billiger und lebenswerter macht.
Inwiefern wäre Papa Erdmann, der in „Pambara“ eine faszinierende Geschichte über den Planeten Erde erzählt, ein Vorbild?
Barfuss: Erdmännchen leben in Gebieten, in denen die Klimaveränderung fünf Mal stärker wirkt als im globalen Durchschnitt. Das macht ihnen zu schaffen. Ihre Darmflora hat sich dadurch sehr zum Nachteil entwickelt und ihr Immunsystem leidet sehr. Zuweilen können sie nicht genug Nahrung sammeln, weil sie sich im heißen Sand die Pfoten verbrennen würden. Ihre Lebenserwartung sinkt drastisch. Nur als Teamplayer überleben sie. Eddi Erdmann zeigt im Kinofilm, dass wir Menschen nicht die Krone der Schöpfung sind, dass Streit keinen Sinn macht, sondern wir alle gemeinsam, jeder mit seinen Möglichkeiten, etwas beitragen können, dass unser Planet überlebt. Direkt nach Ketsch fahre ich zu einer Pressekonferenz nach Hamburg weiter, um das große mediale Kunstwerk „Eddi im Stadtraum“ vorzustellen. Eddi Erdmanns Appelle und Botschaften erscheinen täglich auf den im städtischen Raum omnipräsenten digitalen Info-screens über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren hinweg. In ganz Deutschland finden sich aktuell 320 000 dieser digitalen Screens, meist an viel frequentierten Plätzen im städtischen öffentlichen Raum. Alleine in Hamburg gibt es circa 7500 dieser Infoscreens. Ziel ist es, die Themen Biodiversität, Klima und den Umgang des Menschen mit unserem Planeten emotional in die Bevölkerung zu tragen. Frei nach dem Grundsatz „Weg von der Protest- und Verantwortungsverschiebungskultur, hin zu einer Inspirations- und Motivationsbewegung, die den „Everybody-can-do-Modus“ einleitet“. Ein süßes und allseits beliebtes Erdmännchen kann das schaffen.
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