Central Kino

Filmvorführung in Ketsch: Wie der Mensch den Frieden nahm

Künstler und Regisseur Matto Barfuß präsentiert sein neustes Werk „Pambara – Brauchen wir einen Boss?“. Darin geht es entscheidend um Artenschutz und ein friedliches Zusammenleben mit der Umwelt.

Von 
Marco Montalbano
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Regisseur und Tierfilmer Matto Barfuß spricht im Central über seinen beeindrucken Filmappell „Pambara“ für einen respektvolleren Umgang mit unserem Planeten. © Montalbano

Ketsch. Es ist eine fulminante Rückkehr von Regisseur, Künstler, Tierfilmer, Artenschützer und Afrika-Kenner Matto Barfuß. gewesen. Schon einmal war er mit seinem beeindruckenden Film „Maleika“ in der Enderlegemeinde zu Gast. Sein neustes Werk: „Pambara – Brauchen wir einen Boss?“, in dem Erdmännchen-Papa „Eddi Erdmann“ mit von Theaterregisseur und Schauspieler Peter Nüesch geliehener Stimme die Schöpfungsgeschichte der afrikanischen Buschleute erzählt. Alles sei perfekt gewesen, bis der Mensch gekommen sei. Barfuß stand im Anschluss für Fragen zur Verfügung und auch ein „Erdmännchen aus Mannheim“ kam live zu Wort.

Laut dem „Rote-Liste-Zentrum“ seien 41 Prozent der bewerteten Säugetierarten- und Unterarten in Deutschland bestandsgefährdet oder gelten nach der aktuellen Roten Liste bereits als ausgestorben. Zehn weitere Prozent befänden sich auf der Vorwarnliste. Laut dem World Wide Fund For Nature sind inzwischen auch 40 Prozent aller Insektenarten vom Aussterben bedroht und innerhalb von 27 Jahren seien diese in Summe um 76 Prozent zurückgegangen. Es sind Horrorzahlen, die betroffen machen. Schuld ist oft der Mensch, der durch Landwirtschaft, Straßenbau oder Regenwaldabholzung in die Natur eingreift. Und nicht zu vergessen: der Klimawandel. Grund genug für den Tier- und Naturschützer einen neuen, etwas anderen Film zu drehen.

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Papa „Eddi“, der der sympathischen Gattung der Erdmännchen angehört, erzählt: „Einst lebten alle Tiere in Frieden in einem großartigen Ökosystem. Weit und breit kein Grund für den lieben Gott, auch noch den Menschen zu erschaffen.“ Spätestens nach dessen „Rauswurf aus dem Paradies“ hätte „die Akte Mensch geschlossen werden sollen“. Immer meine jemand, der stärker sei, den Boss spielen zu müssen, zuerst die Löwen, dann der Mensch. Trockenheit breite sich aufgrund des Klimawandels immer weiter aus, kurz unterbrochen von Starkregenereignissen – mit katastrophalen Folgen. „Eddi Erdmann“ sieht die Gefahr und schlussfolgert: „Jagen oder gejagt werden, Macht oder Ohnmacht macht da wenig Sinn. Hunger und Durst machen aggressiv und bösartig. Wann werden wir begreifen, dass wir nur miteinander und nicht gegeneinander überleben können?“

Starke Bilder im Ketscher Central Kino

Starke Natur- und Tierbilder mit tollen Nahaufnahmen und herzige (Tier-)Kommentare im Disney-Stil beeindruckten die Zuschauer. Der Mensch als Problem, der so viel für Tiere und Natur negativ beeinflusst, sich immer weiter ausbreitet und kaum Respekt für den Planeten und dessen Flora und Fauna zeigt. Der Appell, nachzudenken, wie wir anders mit der Welt umgehen, machte das Publikum im Saal erst einmal sprachlos. Der Künstler, auch als „Gepardenmann“ bekannt, berichtete, jedes Jahr sei er sechs Monate im afrikanischen Busch und ergänzte: „Es ist erschreckend. In den letzten 50 Jahren sind die größeren Säugetierarten in Afrika um 50 Prozent zurückgegangen.“

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Schuld sei meist der Mensch. „Selbst Tierreservate mit einer Größe von 40 000 Quadratkilometer sind für viele Tierarten klein, aufgrund ungenügend möglicher Migrationsbewegungen“, berichtete er. Ob er denn Beute sei, wollte eine Dame wissen. „Nein, der Mensch ist nicht im Beuteschema“, so Barfuß, aber er sei schon von Skorpionen gestochen worden. „Wenn der Mensch Tiere und die Natur mit Respekt behandelt, kann er auch gut im Busch leben.“ Christoph Schindler aus Mannheim kam gar im Erdmännchenkostüm. Er sei schon mit Barfuß in Afrika gewesen, wovon er begeistert berichtete. Besucherin Gertrud Heinrich aus Ketsch war fasziniert: „Ein toller Film, mit fantastischen Bildern eines fantastischen Menschen. Ich verstehe jetzt Zusammenhänge besser.“

Und Günter Lopp meinte: „Wir müssen weg vom Kommerz. Jeder will nur Profit machen, was viel kaputtmacht. Das muss aufhören.“ Matto Barfuß kündigte eine Familienversion des Films für das nächste Frühjahr an und verriet: „Die kommenden Tage sind wir in Hamburg und sprechen über ‚Biodiversity Credits’. Der Gedanke dabei: Firmen, die Land nutzen, zahlen dafür, dass passende, von Experten ausgesuchte Ausgleichsflächen entstehen.“ Hannes Pieschotta vom Kinoverein meinte: „Schade, dass nicht mehr hier waren, weil die Vorführung erst kurzfristig angekündigt werden konnte. Wer den Film verpasst hat, kann ihn an noch im Januar bei uns sehen.“

Info: Mehr zum Regisseur gibt es auf der Website von Matto Barfuß. Weitere Vorführungen im Central Kino: Samstag, 6. Januar 2024 um 16.45 Uhr und Sonntag, 14. Januar 2024 um 14.30 Uhr.

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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