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Hat das Central Kino in Ketsch noch eine Zukunft?

Der Eigentümer des Gebäudeensembles, in dem sich das Ketscher Central Kino befindet, plant den Verkauf. Notfalls wolle er das Gebäude selbst umbauen, so herrscht Uneinigkeit über den Mietvertrag ab 2027.

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Benjamin Jungbluth
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Das Ketscher Central Kino steht weiterhin zum Verkauf, zusammen mit dem restlichen, rund 1000 Quadratmeter großen Gebäudeensemble an der Ecke Enderle- und Lessing-straße: Neben zwei Mietwohnungen und diversen Nebenräumen umfasst es auch das ehemalige zweite Kino direkt rechts nebenan, in dem später die Lidl-Filiale war und das heute als Lagerhalle dient. © Jungbluth

Ketsch. Ist die Zukunft des Ketscher Central Kinos doch ungewisser als bislang gedacht? Eigentlich steht derzeit nur das Gebäudeensemble zum Verkauf, in dem sich unter anderem das beliebte Lichtspielhaus befindet. Doch weil sich bislang kein Interessent gefunden hat und auch die Gemeinde einen Ankauf ablehnt, könnte der aktuelle Eigentümer das Haus am Ende doch behalten – und ein Streit über die Fortsetzung des Mietverhältnisses ab 2027 drohen.

Zunächst steht jedoch das große Eckgebäude in der Enderlestraße voraussichtlich noch bis Ende März zum Verkauf. Das bestätigt Eigentümer Peter Gerwig im Gespräch mit unserer Zeitung. Wie bereits mehrfach berichtet, möchte der Hockenheimer, der ganz in der Nähe des Ketscher Filmtheaters aufgewachsen ist, das von ihm 2011 erworbene Gebäude aus privaten Gründen veräußern.

Preis für das Gebäude des Central Kinos liegt bei 1,6 Millionen Euro

Dabei geht es nicht nur um das Central, sondern auch um das zweite ehemalige Kino direkt nebenan, das später als Lidl-Filiale genutzt wurde und heute drei Gewerbebetrieben als Lagerhalle dient. Außerdem umfasst das Gebäude noch zwei Mietwohnungen sowie diverse Nutzräume. „Das sind etwas über 1000 Quadratmeter Gesamtfläche auf zwei Flurstücken, deshalb setze ich auch einen Verkaufspreis von knapp 1,6 Millionen Euro in dieser Toplage von Ketsch an“, erklärt Eigentümer Peter Gerwig.

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Central Kino Ketsch steht zum Verkauf

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Der Gemeinde habe er es zuletzt vergünstigt für 1,45 Millionen Euro angeboten, doch dort hätte man höchstens am Central allein Interesse gehabt. „Ich kann aber doch das Kino nicht baulich aus dem Gebäude herausnehmen, das wäre doch völliger Quatsch“, sagt Gerwig. Der Gemeinderat habe ansonsten lediglich das Vorkaufsrecht der Kommune für das Gesamtgebäude betont, falls doch noch ein privater Käufer zuschlage. Bis Ende März will Peter Gerwig noch nach Interessenten suchen. „Wenn bis dahin niemand kommt, dann behalte ich es und baue es Stück für Stück selbst um“, sagt Gerwig.

Investitionsbedarf und Zukunft des Central Kinos in Ketsch

Seine beiden Söhne, denen er das Haus ursprünglich habe übertragen wollen und von denen einer mit seinem Malerbetrieb die Räumlichkeiten derzeit nutzt, hätten inzwischen kein Interesse mehr an einer Übernahme. „Bei so einer Immobilie ist einfach immer viel zu tun: Erst im vergangenen November habe ich die Heizung erneuert, als nächste Investition ist wohl das Dach samt Photovoltaik-Anlage fällig“, so Gerwig.

Ketsch Central Kino Ketsch zum Verkauf: Potenzial trotz Sorgen

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An sich sei es ihm wichtig, dass das Central erhalten bleibe, doch wie weit er dem Verein künftig entgegenkommen könne, sei unsicher. Bislang habe er die Miete sehr moderat halten und zusätzlich immer wieder in die Infrastruktur des Kinos investieren können. „Wenn ich es langfristig behalte, werde ich wohl etwas wirtschaftlicher denken müssen“, deutet Peter Gerwig an.

Mietvertrag und Differenzen über Verlängerungsoption des Ketscher Central Kinos

Und dann ist da noch die unterschiedliche Sichtweise auf den aktuellen Mietvertrag. Bis Mai 2027 läuft die zehnjährige Vereinbarung, da sind sich Vermieter und Verein einig. Zusätzlich gibt es eine bereits vertraglich abgesicherte Verlängerungsoption über weitere zehn Jahre. Für Peter Gerwig bedeutet das, dass in drei Jahren grundlegend neu verhandelt und nur bei beiderseitiger Zustimmung der Mietvertrag verlängert wird. „Dann aber vermutlich nicht mehr zu den bisherigen Konditionen“, so Gerwig. Beim Trägerverein des Central Kinos herrscht hingegen eine andere Auffassung über die Verlängerungsoption. „Wir haben uns beim Vertragsabschluss extra abgesichert, dass wir diese Option auch einseitig ziehen können. Wir sind also überzeugt davon, dass wir in jedem Fall bis 2037 weiterbestehen können, sofern wir uns in drei Jahren dafür entscheiden“, erklärt der Vereinsvorsitzende Hannes Piechotta auf Nachfrage unserer Zeitung.

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Eine größere Mieterhöhung sei außerdem trotz des herausragenden letzten Geschäftsjahres kaum zu stemmen. „Wir sind ein ehrenamtlicher Verein, der das Kino nur betreiben kann, weil wir kaum Personalkosten haben. Außerdem stehen uns große Investitionen bevor: Unser Projektor schwächelt und muss akut repariert werden. Vermutlich im nächsten Jahr steht dann ein Neukauf an – und da reden wir aufgrund der digitalen Technik von rund 100 000 Euro an Kosten“, erklärt Piechotta. Das Ketscher Vorzeigeprojekt sei also erfolgreich, erwirtschafte aber naturgemäß keine großen Gewinne.

Vermieter betont hohe Affinität

Das ist auch Vermieter Peter Gerwig bewusst, der als Kinofan eine hohe Affinität zum Central hat. „Mir wäre ein Fortbestehen des Kinos allein aus ganz persönlichen Gründen sehr wichtig“, sagt Gerwig. „Aber ohne einen Verkauf oder eine Einigung zum Vertragsende kann ich eine Zukunft des Central Kinos nicht garantieren.“

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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