Ketsch. Um eines vorwegzunehmen: Bei den aktuellen Temperaturen und dem doch eher nasskalten Wetter ist es sicher für den ein oder anderen eine Herausforderung, sich frühmorgens auf den Weg in die Kirche aufzumachen, wenn kurz vor 6 Uhr die Glocken eine ganz besondere Art von Gottesdienst ankündigen. Doch wer an den Freitagen im Dezember diese sehr traditionelle Gottesdienstform nutzt, um in der doch oft sehr hektischen und durch viele Termine geprägte Vorweihnachtszeit einmal innezuhalten, der wird mit einer ganz außergewöhnlichen Atmosphäre belohnt.
Um den Marienaltar in Sankt Sebastian in Ketsch werden zahlreiche Kerzen entzündet, für jeden Besucher stehen zudem kleine Kerzen zum Mitnehmen in die Kirchenbank bereit. Allein dieses warme Licht anstelle von elektrischen Lampen berührt die Sinne und schafft Ruhe und Entspannung, während draußen der Tag geschäftig beginnt.
Beim ersten der insgesamt drei Rorate-Gottesdienste in der Sankt- Sebastian-Kirche in Ketsch ergänzt live gespielte Musik das wohlige Ambiente. Organist Alexander Leventhal, Ulrike Engelhardt an der Querflöte und Ruth Werner am Fagott entführen in die „Morgenstimmung“ von Edvard Grieg. Diakon Heiko Wunderling rückte an diesem Tag, der in der Kirche als Festtag Mariä Empfängnis begangen wird, selbige in den Fokus, wobei er ihre menschliche Seite und ihre überlieferten Eigenschaften thematisierte und dazu einlud, das eigene Leben und Lebensweisen zu reflektieren. Traditionelle Kirchenlieder wie „Tauet, Himmel, den Gerechten“ dessen Ursprung aus dem Text Rorate aus dem Buch Jesaja stammt und somit namenprägend für diese Gottesdienstform ist, oder „Tochter Zion“ wurden bei warmem Kerzenlicht von den Besuchern intoniert. Gemeinsam wurde gebetet, Fürbitten verlesen und die ruhigen Minuten in der frühen Morgenstunde genossen.
Gemeinsames Frühstück in Ketscher Pfarrheim
„Für mich sind diese Gottesdienste immer etwas ganz Besonderes. Ich kenne diese Andachtsform noch von früher und bin froh, nun die Möglichkeit zu haben, diese hier in Ketsch zu besuchen“, sagte eine Gottesdienstteilnehmerin aus Brühl. Auch in Schwetzingen werde die Rorate-Tradition in der Kirche gepflegt, bestätigte Diakon Heiko Wunderling und berichtete, dass in Ketsch seit 2016 in der Adventszeit Rorate-Gottesdienste stattfinden.
Nahezu alle frühen Andachtsbesucher nahmen im Anschluss das Angebot wahr, im benachbarten Pfarrheim gemeinsam zu frühstücken. Hier hatten fleißige helfende Hände die Tische eingedeckt und alles für einen nicht nur geistig, sondern auch kulinarisch guten Start in den Tag vorbereitet. Die Atmosphäre war einladend, herzlich und alles andere als „traditionell angestaubt“, wie vielleicht der ein oder andere kritisch vermutet. Bei frischen Brötchen und heißem Kaffee kamen die die Musiker, der Diakon, die Kindergärtnerin, die Geschäftsfrau, der Angestellte, der Hausmeister, die Rentnerin und wie dieses Mal die Reporterin dieser Zeitung gemeinsam ganz „weltlich“ ins Gespräch und stellten schließlich fest: Wer so früh aufsteht, hat länger etwas vom Tag – und das nach einem durchaus entspannten Start.
Info: Die nächsten Rorate-Gottesdienste finden am Freitag, 15. Dezember (mit Eucharistiefeier) und am 22. Dezember als Wortgottesdienst jeweils um 6 Uhr in der Sankt Sebastian Kirche statt.
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