Hockenheim/Neulußheim. Mit über 92 Prozent der Stimmen wählten die Delegierten der Bezirkssynode des evangelischen Kirchenbezirks Südliche Kurpfalz die Neulußheimer Pfarrerin Katharina Treptow-Garben zur neuen Dekanin. Die 43-Jährige tritt damit zum 1. September die Nachfolge von Annemarie Steinebrunner an, die Anfang des Monats in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart war die Freude über den nahtlosen Übergang sichtlich anzumerken, zumal sie keinen Hehl daraus machte, dass die Neulußheimer Pfarrerin für sie die perfekte Wahl ist – „ich kann ihnen Katharina Treptow-Garben aus voller Überzeugung vorschlagen“, rief sie den Synodalen zu, als sie den Wahlvorschlag der Landeskirche unterbreitete.
Herausforderungen und Visionen der neuen Dekanin
Und, fügte sie hinzu, auch wenn nur eine Kandidatin antrete, sei es eine echte Wahl, „sie können sie wählen oder nicht“. Doch davon wollten die hauptamtlichen Mitarbeiter des Kirchenbezirks südliche Kurpfalz und die Vertreter der 20 evangelischen Kirchengemeinde in dem Gebiet – zusammen bilden sie die Bezirkssynode – nichts wissen und wählten Treptow-Garben mit einem beeindruckenden Ergebnis ins neue Amt.
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Bevor sich die Pfarrerin der Versammlung vorstellte, skizzierte die Landesbischöfin die nicht leichten Aufgaben, vor denen die neue Dekanen, vor der die Landeskirche steht. Die Kirche befinde sich, so Springhart, in stürmischem Fahrwasser, dennoch brauche man sich um ihre Zukunft keine Sorgen machen, diese liege in Gottes Hand, doch sei man aufgefordert, diese Zukunft zu gestalten. Es gelte, mit Mut und Demut die Aufgabe anzugehen. Eine Haltung, die alle Mitglieder der Landeskirche, die Dekane im Speziellen, brauchen würden.
Die Landessynode, fügte sie hinzu, habe den Rahmen der künftigen Entwicklung beschlossen, umgesetzt werden müsse er in den Kirchenbezirken. Nicht alle Entscheidungen auf diesem Weg seien leicht, Stärke und Feingefühl seien gefordert und die Fähigkeit, alle mit auf den Weg zu nehmen. Es brauche, so die Landesbischöfin, die Kraft andere zu begeistern, geistige Tiefe, eine visionäre, dennoch sensible Vorgehensweise – „all das traue ich Katharina Treptow-Garben zu“, setzt sie volles Vertrauen in die „Segnerin von Neulußheim“.
Inspirierende Biografie und feste Glaubensprinzipien
Mit diesem Begriff stellte sich Treptow-Garben der Versammlung vor und bezeichnete ihn als den schönsten Titel, der ihr bisher verliehen worden sei. In einer neuen ersten Klasse, die sie im September an der Lußhardtschule in Neulußheim übernommen hat, war sie manchen Kindern bekannt, anderen nicht. Und als eine Schülerin die andere fragte, „wer ist das“, antwortete diese mit „die Segnerin von Neulußheim“. Diesen Einstieg hatte sie bewusst gewählt, um deutlich zu machen, dass sie es sich zutraut, den Segen Gottes weiterzugeben und wie sie sich in ihm geborgen fühlt.
Was auch der Blick in ihre Biografie zeigt, die sie mit kurzen Worten schilderte, die sie von einem kleinen – „sehr kleinen“ – Dorf bei Kassel nach dem Abitur für ein Freiwilligenjahr nach Namibia führt und im Anschluss an ihr Theologiestudium zunächst als Schülerpfarrerin nach Nordhessen-Waldeck und dann zur evangelischen Landeskirche, wo sie seit elf Jahren Pfarrerin in Neulußheim ist. „Lasset und festhalten am Bekenntnis der Hoffnung“, dieses Bibelzitat hätte sie in alle den Jahren bis heute begleitet.
Treptow-Garben schilderte ihr Zeit in Neulußheim als ein bewegte, in der Vieles gemeinsam aufgebaut worden sei, stets unter dem Aspekt des Neu-Denkens, des Neu-Überlegens. Dieser Ansatz gelte weiterhin, Kirche sei einer steten Transformation unterworfen und dieser wolle sie auch im Amt als Dekanin gerecht werden.
Zukunftspläne und digitale Transformation der Kirche
Das Schaffen von Perspektiven für die Kirche und ihre Kollegen und bilden von neuen Strukturen bedeute Verantwortung, betonte die Kandidatin und erklärte sich bereit, diese zu übernehmen. Und warum gerade im hiesigen Kirchenbezirk? Weil er, so Treptow-Garben gute Strukturen habe, die Kirche gerade in den Dörfern das Leben mittrage, präsent und gut vernetzt sei.
Darauf gelte es aufzubauen, die digitale Kirche in den sozialen Medien stärker zu verankern, kirchliche Angebot ins Internet zu transformieren. „Das wird nicht gemütlich“, betonte die Pfarrerin angesichts des kommenden Wandels, der jedoch unabwendbar sei, wolle man weiterhin für die Menschen da sein. Es gelte Räume für Menschen zu schaffen, die Orientierung bieten in Denken und Handeln.
Für Treptow-Garben bedeutet dies, dass die Kirche eine Brücke sein müsse, „auf der sich Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen und Generationen und mit vielfältigen Hintergründen in Frieden und mit Freude begegnen“. „Kirche verändert sich“, fasste die Pfarrerin ihre Worte zusammen, doch sei dies schon immer so gewesen, stets nach vorn und nie zurück.
Treptow Garben, die schon seit Jahren als stellvertretende Dekanin im Kirchenbezirk präsent ist, war einigen der Synodalen bekannt, doch auch jene, die sie bisher nicht kannten, waren von ihrer Rede, ihren Vorstellungen beeindruckt und so kam es zum großen Vertrauensvorschuss für die neue Dekanin, die ihr Amt mit den Worten „ich bin bereit zu ermutigen, zu stärken, zu profilieren, zu leiten und zu entscheiden“ annahm.
Mit einem Blumenstrauß von Pfarrer Michael Dahlinger, dem Vorsitzenden der Bezirkssynode und dem herzlichen Applaus der Synodalen wurde die neue Dekanin nach der Bekanntgabe des überzeugenden Ergebnisses gefeiert.
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