Neulußheim. So ist es in einer jeden Kirchengemeinde: Schon bei Amtsantritt von Pfarrerin Katharina Treptow-Garben vor elf Jahren war klar, dass einmal die Zeit kommt, dass ein Pfarrerwechsel und somit ein Abschied stattfindet. Ein Abschied mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Lachend, weil Katharina Treptow-Garben als neue Dekanin für den Kirchenbezirk Südliche Kurpfalz der Region erhalten bleibt und ihre Familie weiter in Neulußheim leben wird. Einem weinenden Auge bei all den Menschen in Neulußheim, die ein Stück des Weges mit ihr gegangen waren und sie sehr vermissen werden.
Die Gläubigen gingen gerne in ihre Gottesdienste, weil sie stets einen Bogen als brillante Rednerin zum Heute und der christlichen Botschaft spannte. Sie war eine Seelsorgerin mit einem großen Herzen. Ideengeberin im kirchlichen und schulischen Bereich und trug selbstbewusst und praxisorientiert die begonnenen Veränderungen im Kirchenbereich mit.
Katharina Treptow-Garben: Eine brillante Rednerin und Seelsorgerin
Als engagierte und gute Zuhörerin war sie im menschlichen Umgang mit Kirchengemeinderat, Mitarbeitern und allen kirchlichen Gruppen eine von ihnen. Immer nah bei den Menschen in Neulußheim, dem Nahebringen der christlichen Botschaft ob bei freudigen oder traurigen Ereignissen und hat deshalb ein Stück Neulußheimer Kirchen- und Ortsgeschichte geschrieben.
Der Sonntagnachmittag stand ganz im Zeichen des Abschieds. Nach dem Orgelvorspiel von Bezirkskantor Paul Hafner und Einzug des Kirchengemeinderats, Schuldekanin Christine Wolf und Pfarrerin Katharina Treptow-Garben in die voll besetzte Kirche brachten nach der Begrüßung von Katharina Thorn, Vorsitzende des Kirchengemeinderats, die Kinder des Kindergartens im Podeyhaus unter der Leitung von Britta Bartmann und musikalisch begleitet von Ingrid Stiegler gleich fröhliches und quirliges Leben in die Kirche. Was passte da besser als ihr „Halli, hallo, herzlich willkommen“ und die gesungene Vorstellung ihrer Gruppen.
Nach Votum, Psalmgebet und dem Lied „Ehre sei dem Vater“ durch den Kirchenchor, Lesung aus Mt 5, 13-16 mit der Ermutigung aus der Bergpredigt durch Kirchengemeinderat Dr. Ralf Wagner, dem Glaubensbekenntnis der Gemeinde und dem Chor mit „Sing we alleluia“ stieg Katharina Treptow-Garben ein letztes Mal als Neulußheimer Pfarrerin auf die Kanzel. Es sei, wie sie sagte, ein plötzlicher Moment, zwischen Kisten packen und dem Wirrwarr des Umzugs und der Doppelfunktion als Gemeindepfarrerin und noch nicht richtig amtierender Dekanin eine letzte Predigt zu halten.
Abschied mit gemischten Gefühlen
Abschied nehmen von einem wundervollen Amt im Dienst in Neulußheim, wunderbar, weil sich hier Menschen mit Ideen und Träumen sich für den Glauben begeistern lassen, kritisch nachfragen, mitdenken, erinnern, um Gutes zu bewahren. Menschen, die sich mit ihren Gaben engagieren, im Ehrenamt einbringen ob im Pfarramt oder Kirche. Großartig auch ein Leitungsgremium zu haben, das versteht, was es tun soll, leiten und entscheiden nach bestem Wissen und Gewissen. Dazu die gute Verbindung zwischen Kirchengemeinde, Akteuren des Gemeinwesens, zu den Vereinen, Schule, Rathaus und Geschäftswelt.
„Es war auch nicht alles gut in den elf Jahren“, so Treptow-Garben. Mit Streit, Verletzungen und auch Kontaktabbrüchen und alten Wunden, die trotz ernsthafter Bemühungen nicht geschlossen werden konnten. „Es ist in dieser Gemeinde wie in jeder Familie, es gibt alles, bleibt bunt und es bleibt jetzt spannend, wie sich alles weiterentwickeln wird“, so die Pfarrerin.
Elf segensreiche Jahre für Katharina Treptow-Garben in Neulußheim
Für sie seien es elf wunderbare, spannungs- und segensreiche Jahre in Neulußheim mit weit über 1000 unterschiedlichen Gottesdiensten an Sonntagen, Freitagabenden, in der Friedhofskapelle, Kindergarten, Schule, Blausee, am Erlichsee, auf dem Kerweplatz, in privaten Gärten und an Lieblingsorten von Menschen gewesen, mit einem grandiosen Team, in einem super Pfarrhaus. Neulußheim habe sie mit Wohlwollen aufgenommen und die Zusammenarbeit in der Horan-Ökumene sei überaus gut gewesen. Ihre Aufgaben seien jetzt andere, aber die Berufung, das Amt der Pfarrerin, bleibe die gleiche und doch ein Übergang in eine andere Zeit.
Wichtig an ihrem eigenen Glauben sei, dass der Glaube ihr wie ein Kompass helfe, ihren Standpunkt im Leben zu finden und als Christin durch das Leben zu gehen. Diese grundsätzliche Haltung verbinde sie mit Worten aus Epheser 5, so Pfarrerin Katharina Treptow-Garben in ihrer letzten Predigt.
Würdigung und Entpflichtung durch Schuldekanin
„Viel Zuspruch ist durch dich in Neulußheim geschenkt worden, du hast dich rufen lassen durch deinen Glauben, der Freude und der Liebe zu den Menschen, wir sagen von Herzen Dank“ so Schuldekanin Christine Wolf in ihren würdigenden Worten nach einem weiteren Vortrag des Kirchenchors mit „Joshua fit the battle of Jericho“. Ihr oblag es, die Entpflichtung Katharina Treptow-Garbens als Pfarrerin, die bereits seit drei Jahren als stellvertretende Dekanin fungierte, unter Gottes Segen vorzunehmen.
Nach den Fürbitten, gesprochen von Vikarin Johanna Falkenhahn, Diakonin Hannah Mautner, den Kirchengemeinderäten Jonas Ballreich, Tanja Löschmann und Dierk Esau für Katharina Treptow-Garben wurde zum gemeinsamen Vaterunser übergeleitet.
Vor dem Ausgangssegen durch Pfarrerin Eva Weisser, Orgelnachspiel und dem Empfang im Gemeindehaus gab es noch zwei Überraschungen für Katharina Treptow-Garben. Joana Notheis, ehemalige Vikarin und jetzige Pfarrerin, sowie Vikarin Johanna Falkenhahn verwandelten sich in kultige Rapper und begeisterten unter anderem mit ihren Aussagen, sie möge ihre neue Wirkungsstätte „umgraben“. Dem standen die Horan-Pfarrkollegen mit einem Film in nichts nach und zeigten, angelehnt an die Bibelgeschichte, wie eine göttliche Vermehrung, dieses Mal von Rosen, ob im Kopierer, in Orgelpfeifen, im Pfarrbüro oder im Komposthaufen gehen kann, bevor Diakonin Johanna Hasfeld diese vermehrten Rosen überreichte und der Empfang mit all den herzlichen Dankeschöns und Abschiedswünschen seinen Lauf nahm.
Fröhliche Abschiedsparty für Pfarrerin Katharina Treptow-Garben
Und wer war alles gekommen, um ihr den Abschied etwas leichter von ihrer Kirchengemeinde zu machen? Ihre Familie, Pfarrkollegen und -kolleginnen, Bürgermeister Kevin Weirether, Bürgermeister Emmerich aus Waghäusel, eine Handvoll Gemeinderäte, viele Weggefährten und Freunde, Gemeindemitglieder, Konfis und Teamer und all die Menschen, die in Arbeitsgruppen, Projekten mit ihr zusammengearbeitet hatten. Mit Geschenken und Grußworten von Jonas Ballreich, Leonie Kuppinger und Johannes Stein-Wiesemann, mit humorvollen Rückblicken brachten sie ihre Dankbarkeit und Wertschätzung und den gemeinsamen Weg mit Konfi- und Jugendfreizeiten zum Ausdruck. Ihre offene und ehrliche Art habe vielen geholfen, wichtige Zukunftsentscheidungen zu treffen.
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Kirchengemeinderätin Hanni Schneider dankte fürs Morgenlob, für „Gemeinsam statt einsam“ und für die kreative und wertvolle und prägende Zeit. Jutta Roth als Vorsitzende des Kirchenchors freute sich, dass sie dem Chor als Sängerin erhalten bleibe.
Neulußheimer Stele an Katharina Treptow-Garben überreicht
Ein ganz besonderer Moment war, als Bürgermeister Kevin Weirether über die ersten Begegnungen in seinem Wahlkampf mit dem Namen Garben bei seinen Haustürbesuchen berichtete und sie beim persönlichen Kennenlernen dann, wie überall beschrieben, als einen einfühlsamen, warmherzigen Menschen kennenlernte. „Hätte sie als Bürgermeisterin kandidiert, hätte ich wohl keine Chance gehabt“, schildert er augenzwinkernd. Sie habe in allen Lebenslagen, in schönen und schwierigen Momenten, Menschen durchs Leben begleitet und werde große Fußspuren hinterlassen.
In Anerkennung ihres Engagements um die Ortsgemeinschaft überreichte er ihr ein kleines Kunstwerk, die Neulußheimer Stele mit Urkunde, die bisher nur wenige Neulußheimer für ihr Engagement erhielten.
„Leben geht nur vorwärts, aber zurückschauen darf man“, so Kirchengemeinderätin Katharina Thorn die die elfjährige Zeit Revue passieren ließ. Es war die allerbeste Entscheidung des Kirchengemeinderats gewesen, sich für Katharina Treptow-Garben als neue Pfarrerin zu entscheiden.
Ein passendes Musikstück hatte der Musikverein unter der Leitung von Thomas Sturm mitgebracht: „Genieße Dein Leben“. Mit den Klängen und diesem besonderen Wunsch für Katharina Treptow-Garben und ihre Familie wurde mit ihr fröhlich unter dem Nussbaum bei kühlen und spritzigen Getränken und riesigen Pizzen Abschied gefeiert. Und wie sagte ein Gemeindemitglied: „Man geht nie so ganz“.
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